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Feine Sahne Fischfilet: „...richtig Bock auf Tour”24.10.2019



interview  | ralf koch | timo reuter
Foto: Andreas-Hornoff

Anfangs in ihrer Heimat Mecklenburg Vorpommern, anschließend in der ganzen Republik. Dabei sahen sie sich früh mit politisch Andersgesinnten – genauer: Nazis! – im Publikum konfrontiert, weswegen sie schnell ihre klare antifaschistische Haltung offengelegt haben. Die dadurch entstandenen Probleme, wie eine einstündige Unterbrechung beim Konzert im JuZ Chemnitz wegen einer Bombendrohung, kann sie in ihrer Einstellung nur bestärken. Daneben kümmern sich Feine Sahne Fischfilet auch gerne um abgelegenere Gegenden der Republik, z.B. mit ihrem eigenen Festival in Jamen, dem Heimatort von Sänger „Monchi“, um der alltäglichen Tristesse etwas entgegen zu setzen. Vor ihrem Konzert am Samstag, 14. Dezember in der Weser-Ems-Halle sprachen wir mit Monchi.  

DIABOLO: Ihr seid schon ‘ne ganze Weile auf Tour. Wie lange geht das, bevor die Luft raus ist?
Monchi: Naja, wir haben ja auch Pausen dazwischen. Aber wenn du jetzt den ganzen Festivalsommer viel gespielt hast, dazu noch unser eigenes Festival („Wasted in Jamen“), dann freust du dich auch über ein bisschen mehr Ruhe. Trotzdem: Nach 3, 4 Wochen Ruhe denkt man auch schon mal „Boah, jetzt kann es aber auch schon wieder losgehen!“ und man bekommt auch wieder richtig Bock auf die Tour. Es ist nicht so, dass man sich denkt, „Ach Mensch, es könnt auch noch länger Pause sein“, sondern freut sich, dass man jetzt wieder in den Proberaum geht und das Set für die Tour macht. Und schlussendlich gibt es ja auch viele Städte und Locations, in denen wir noch nie waren, und ich freue mich da einfach extrem drauf. Heute steht die nächste Show an, wieder ausverkauft, wir mussten Konzerte hochverlegen, das ist für uns schon sehr geil und es fühlt sich an wie ein Rausch.
DIABOLO: Und wisst ihr auch schon, wie es nach dieser Tour weitergeht?
Monchi: Wir waren  gefühlt die letzten zwei Jahre fast durchgehend auf Tour, klar werden wir es da nach der Tour auch erstmal etwas ruhiger machen, Familie, Freunde, Ostsee auf jeden Fall und dann aber auch mal wieder in dem Proberaum zusammen. Wir waren ewig nicht mehr zusammen, um auch mal an neuer Musik zu arbeiten. Und da freuen wir uns einfach drauf. Aber genauso schön ist es auch einfach mal wieder Zuhause zu sein bei Freunden und der Family.  
DIABOLO: Du hast euer eigenes Festival ja schon angesprochen, daneben spielt ihr große Hallen und Festivals, aber ihr geht auch da hin, wo es für euch unbequem werden kann, so wie in Chemnitz. Wünscht ihr euch solche Aktionen auch mehr von anderen Bands oder gar Politikern?
Monchi: Ich würde mir nie herausnehmen, anderen Bands zu sagen, was sie machen sollen. Und wenn man sich unsere „Noch nicht komplett im Arsch“-Tour zur Landtagswahl in Mecklenburg Vorpommern  anguckt, dann waren ja auch eine Menge andere Künstler dabei. Aber wir kennen ja auch gar nicht von allen Bands die Meinung. Deshalb konzentrieren wir uns lieber auf uns selbst und machen unser eigenes Ding. Es ist auch einfach total geil, wenn du an einem Tag beim Highfield Festival als Headliner vor 20.000 Leuten spielst und einen Tag später in einem Jugendclub in Neuruppin, Brandenburg, auf einem Konzert, das einen Tag vorher angekündigt wurde und auf dem wir dann sogar 2x spielen mussten, weil so viele Leute da waren. Das sind einfach geile Sachen, die Spaß machen. Und es ist für uns als Band einfach ein riesen Glück, entscheiden zu können, dass wir auch mal in kleinen Läden spielen. Von Politikern hingegen würde ich mir klar wünschen, dass sie nicht nur zu irgendwelchen Wahlkämpfen in der ländlichen Region auftauchen, sondern auch fernab vom Wahlkampf präsent sind.  
DIABOLO: Also einfach den Menschen auch zeigen, dass sie für die Bevölkerung da sind?
Monchi: Naja, wenn wir zum Beispiel unser Dorffest, unser eigenes Festival veranstalten, dann ist das nichts anderes, als das, was wir uns als Jugendliche gewünscht hätten. Bei uns gab es nicht einmal einen Jugendclub oder ähnliches und wir hätten uns schon damals einfach gewünscht, dass es irgendwas in der Art gegeben hätte. Und wer so weit ab vom Schuss wohnt, wo dann auch der Bus nur 1x die Woche fährt – klar fühlt man sich dann auch irgendwie abgehängt.
DIABOLO: Sind diese kleineren Konzerte in den „Outskirts“  auch nochmal eine andere, besondere Stimmung?  
Monchi: Ganz unterschiedlich. Manchmal sind wir natürlich mehr angespannt, aber manchmal ist es auch viel freier. Wir sind dann ja auch viel näher an den Leuten dran, haben nach den Konzerten Kontakt zu den Menschen, und das ist natürlich dann auch geil. Aber klar, gibt es auch mal Momente, wo man weiß nicht was kommt, so wie letztes Jahr im Chemnitz. Dort gab es für unser Konzert eine Bombendrohung und alle Leute mussten raus aus der Location auf die Straße. Dann denkt man schon ‘okay, hoffentlich passiert hier niemandem etwas’. Letztendlich haben wir dann doch gespielt und es war eines der geilsten Konzerte. Und das sind dann auch die Leute und Orte, für die wir dann auch gerne mal ein Solikonzert spielen und gerne dort hinfahren.  
DIABOLO: Es gab kürzlich nach einem eurer Konzerte in Berlin etwas Aufregung wegen angeblicher Verstöße gegen die Auflagen des Veranstalters und des Bezirksamtes Spandau. Losgetreten wurde dies durch eine Anfrage der örtlichen AfD. Ihr singt in einem eurer Lieder „Wenn wir sehen, dass ihr kotzt, geht es uns gut!“. Nerven solche ständigen Anschuldigungen oder kann man da noch drüber lachen?
Monchi: Klar, wenn irgendwelche AfD’ler wegen uns kotzen, dann ist das für uns erstmal etwas Positives! Wenn diese Leute uns scheiße finden, dann haben wir was richtig gemacht. Dass in diesem Fall dann aber irgendwelche anderen Politiker über das AfD Stöckchen springen, ist dann nicht mehr so witzig. Auch, dass teilweise Kommunalpolitiker mit der AfD zusammen arbeiten. Und ich denke, dass wird sich in nächster Zeit noch verschlimmern, und es werden noch viele andere Bands und Künstler Erfahrungen damit machen, denn die Leute versuchen immer, einen Schritt weiter zu gehen und Kunst irgendwie einzuschränken. Da ist es halt wichtig, mit Freunden und der eigenen Familie einen guten Background zu haben und sich nicht einschüchtern zu lassen. In Berlin war noch die Besonderheit, dass der Veranstalter ein guter Freund von uns ist und deshalb haben wir uns da auch nochmal klar positioniert.
DIABOLO: Also ist euer Background euer sicherer Rückhalt?
Monchi: Jo! Also, ich denke, es gibt nichts Wichtigeres als einen coolen Freundes- und Familienkreis!
DIABOLO: Noch eine letzte Frage: Wo ihr spielt, gehst Du gerne schwimmen – bei jedem Wind und Wetter. In Oldenburg wird es dann ein Sprung in die Hunte, oder willst du die Nähe zur Nordsee nutzen?
Monchi: Gute Frage, mein Ziel ist es eigentlich, auf der Tour überall in irgendwelche Seen oder so zu springen. Wenn du da einen guten Tipp hast, dann kannst du mir den gerne sagen.

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