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MoX-Buchfavorit: „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“18.12.2019

MoX-Buchfavorit: „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“

MoX: Wovon handelt das Buch?
Thomas Honesz: Die Schrecken des Eises und der Finsternis" ist eine Mischung aus (Abenteuer-) Roman, Essay und Dokumentation. Die Handlung in diesem Buch besitzt mehrere Ebenen. Die unterste und zugleich zeitlich gesehene älteste Ebene berichtet von einer historischen Expedition im Nordpolarmeer, die sich Ende des 19. Jahrhunderts zugetragen hat. Es handelte sich dabei um eine Expedition des damals nur noch ein paar Jahre existierenden Österreichisch-Ungarischen Kaiserreich. Auf ihrer äußersten beschwerlichen und langen Reise auf dem Schiff „Admiral Tegetthoff“ entdeckte die Besatzung eine Inselgruppe, die sie zu Ehren ihres Kaisers „Franz-Joseph-Land“ taufte. Nach ihrer Rückkehr wurden die Besatzungsmitglieder als große Helden gefeiert, obwohl die Zeit der Entdeckungen längst vorüber war.
Eine andere, zeitlich Ebene erzählt die fiktive Geschichte des Josef Mazzini, einem angeblichen Nachfahren eines Besatzungsmitgliedes der Expedition. Mazzini forscht über die Geschichte seiner Vorfahren und versucht in dem Entdeckersein seinen eigenen Lebenssinn zu finden. In der letzten Ebene taucht eine Figur auf, die wiederum Nachforschungen über Mazzini anstellt, da dieser auf seiner eigenen Expedition spurlos verschwand.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Thomas Honesz: Ich habe es vor langer Zeit auf dem Papier gelesen und vor ein paar Jahren wiederentdeckt. In meinem Studium belegte ich ein Seminar zu postmoderner Literatur und da war das Buch eines der Leseaufträge. Seitdem blieb es mir im Gedächtnis haften und ich mag es heute noch sehr gerne.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Thomas Honesz:  Zum einen gefiel mir die Atmosphäre des Romans und zum anderen fand ich diese Wechsel von historischen zu fiktiven Abschnitten sehr spannend. Was mich ergriffen hat, war, wie dieses Abenteuer erzählt und im späteren Verlauf reflektiert wird: Es zeigt sich die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens, da die Zeit der großen Entdeckungen vorüber ist. Das Scheitern zeigt sich an der Figur Mazzini. Er versucht einer vergangenen Zeit nachzueifern und sich  einen eigenen Lebenssinn zu kreieren. Ich habe für mich daraus gezogen, dass es keinen Sinn macht, aus der Vergangenheit einen Lebenssinn zu ziehen. MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Thomas Honesz: Ich würde es nicht Kindern oder Jugendlichen empfehlen, aber allen Menschen, die sich einerseits in einer atmosphärisch schön erzählten Geschichte verlieren wollen und anderseits einen philosophischen Gedankenanstoß haben möchten. Zudem ist es für Leser*innen geeignet, die einen Blick aus der jetzigen Zeit zurück nehmen, aber nicht die Gegenwart aus den Augen verlieren wollen. Die Geschichte erinnert in ihrem Spiel mit reeller Historie und fiktiver Geschichte an unsere Gegenwart. Heute wird wieder verstärkt versucht, über frühere glorreiche Vergangenheiten Politik zu machen, was ebenso zum Scheitern verurteilt ist.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Thomas Honesz: Christoph Ransmayr ist ein österreichischer Schriftsteller, der 1954 geboren wurde. Er hat in seiner schriftstellerischen Laufbahn zahlreiche Werke veröffentlicht. „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ ist sein zweiter Roman und kann zur postmodernen Literatur gezählt werden.
Text und Foto: Dana Hubrich

Info
“Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ von Christoph Ransmayr
Fischer Verlag,
10,00 EUR

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