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Serie: Künstler von Hier: 11 Fragen an … Renate Ruck13.08.2020



text und Foto  |  Karin Eickenberg

Oder als massive Objekte, von der filigran gestalteten Eisenkugel bis zum vier Meter hohen Scheuerpfahl für Rinder. Es sind die Gegensätze, die sie reizen. Hell und Dunkel, Weich und Hart, das starre, schwere Material in fließende, federleicht wirkende Formen bringen. Eisen, so die Künstlerin, biete mit seinen vielfältigen Eigenschaften die idealen Voraussetzungen dafür. Geboren ist Renate Ruck 1947 in Soltau. Den größten Teil ihres Lebens verbrachte sie in Oldenburg, wo sie als Kunstlehrerin an der Realschule tätig war. Hier entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für die Metallbearbeitung. Diese Kunst steht inzwischen seit über 20 Jahren im Mittelpunkt ihres Schaffens. Ihre Werke sind regelmäßig auf Ausstellungen zu sehen, mehrere Objekte stehen an markanter Stelle im öffentlichen Raum. Und sie wird noch für viele Überraschungen sorgen, denn:  Ans „Aufhören“ denkt die erfolgreiche BBK-Künstlerin noch lange nicht.  
   
DIABOLO: Was hat Sie zu Ihrer Kunst gebracht?
Ruck: In meiner Kindheit auf unserem landwirtschaftlichen Betrieb saß ich gern bei meinem Vater in der Werkstatt, wenn er Maschinen reparierte oder auch eine neue baute. Der „Duft“ von Eisen und Öl begleitete mich mit absolut positiven Empfindungen. Als ich schon längere Zeit mit Metall künstlerisch gearbeitet hatte, erfuhr ich, dass mein Urgroßvater Schmied gewesen ist. Als Kunstlehrerin habe ich immer wieder versucht, den Jugendlichen neue Wege zu zeigen. Aus diesem Grund lernte ich in der BBS in Delmenhorst das Bearbeiten von Eisen in vielen Facetten. Meine Schüler und Schülerinnen waren begeistert. Auch mich hat die Gestaltung mit Eisen fasziniert. Besonders die Arbeit mit dem Plasmaschneider hat mich zu weiteren künstlerischen Tätigkeiten angeregt. Spannend dabei ist, dass damit Stahl geschnitten wird, als ob ein Messer weiche Butter zerteilt.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Ruck: Ich suche Gebrauchtes, das schon auf den Schrottplätzen gelandet ist, und gestalte es wertig neu. Spontane Situationen und besondere Blickwinkel fange ich mit dem Fotoapparat ein. Leinwände bearbeite ich mit ungewohnten Werkzeugen wie Schweißgerät, Kompressor, Flex – mit überraschenden Ergebnissen. Ich möchte damit auch Menschen ansprechen, die weniger kunstinteressiert sind, ihre Blicke auf diese außergewöhnlichen Objekte lenken, Ihr Interesse wecken, so dass sie eigene Interpretationen erleben.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Ruck: Bei Auftragsarbeiten richte ich mich nach den Wünschen meiner Kunden. Im Allgemeinen aber lasse ich mich von den Fundstücken inspirieren und verarbeite diese zu etwas ganz Neuem. Meistens ist die ursprüngliche Funktion nicht mehr zu erkennen.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Ruck: Mit „gebrauchtem“, rostigem  Eisen habe ich zu Beginn in der kleinen Werkstatt eines Freundes gearbeitet. Seit 2005 habe ich viel Platz in einer Wellblechhalle in Harbern I. Immer noch mache ich neue Erfahrungen, zum Beispiel in Gesprächen mit Künstlerinnen und Künstlern, bei Symposien, in professionellen Firmen, die mit Metall arbeiten. Besondere Bedeutung bei meiner künstlerischen Arbeit hat auch mein Mann, der sich selbst „Kunstknecht“ nennt und mich mit körperlichem Einsatz, zum Beispiel beim Aufbau von Ausstellungen, mit Begeisterung, Beratung und auch Kritik außerordentlich unterstützt.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Ruck: „Aus Alt mach Neu“ ist in unserer Konsumgesellschaft in vielen Bereichen wünschenswert. Dazu passt das Ver- und Bearbeiten von gebrauchtem Eisen. Besonders gern schaffe ich Kugeln bis zu 160 cm Durchmesser – aus gleichen oder auch unterschiedlichen kleinen und größeren geschnittenen Formen. Bei meinen Bildern gehören ungewohnte Seherlebnisse zu meinem besonderen Stil.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Ruck: Zwei Höhepunkte möchte ich nennen: Als Mitglied im BBK Oldenburg habe ich bei der  Kunstausstellung des BBK für Niedersachsen 2010 den 1. Preis bekommen. Besonders berührt hat mich der Bau der Skulptur „Den Gedanken Flügel verleihen“, mit der ein Platz für totgeborene Kinder auf dem Parkfriedhof Oldenburg-Bümmerstede entstand. Immer wieder bekomme ich dankbare Rückmeldungen.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Ruck: Ich schweiße auf Leinwand. Zu Beginn waren die Bilder nach dem Schweißen schwarz-weiß, dann kamen Rot und Blau als farbige Elemente dazu. Aktuell, seit Beginn der Corona-Zeit, schaffe ich sehr bunte Bilder. „Geschweißte Bilder“ nenne ich sie, weil die geschweißten Strukturen die Aussage der jeweiligen farbigen Bildfläche verändern und sie einzigartig machen. Fotografien und diese Bilder sollen Ende September 2020 mit dem Titel „Feuerspuren und Farbträume“ im Elisabeth-Anna Palais ausgestellt werden.  
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Ruck: In meiner Atelier-Werkstatt, im öffentlichen Raum in Aurich, Bornhagen bei Witzenhausen, vor dem Rathaus Friesoythe, Middels bei Aurich, Oldenburg, Soltau, Wardenburg und der Staatsdomäne Schladen. Außerdem in diversen Filmdokumentationen von Oldenburg 1 TV und NDR 1. Und natürlich auf meiner  Homepage.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Ruck: Meine Zufriedenheit, wenn ein Objekt oder ein Bild endgültig fertig ist. Außerdem ein positives Feedback, Einladungen zu Einzel- und Gruppenausstellungen, auch Verkäufe. Erfolg motiviert mich.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstler in Oldenburg?
Ruck: Grundsätzlich ist Oldenburg eine der Kunst gegenüber aufgeschlossene Stadt. Es gibt hier einen sehr aktiven Bund Bildender Künstler, die Mohrmann-Halle für Kunst und Kultur oder den Freundeskreis Bildende Kunst Oldenburg, der alle zwei Jahre die Offenen ARTEliers für Stadt und Region veranstaltet. Die nächsten finden im September 2020 statt.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Ruck: Die Stadt Oldenburg und – oder – Sponsoren schaffen ein großes Kunst- und Kulturzentrum mit günstigen Ateliers und  Ausstellungsmöglichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes! Außerdem wünsche ich mir, dass meine durch Herrn Jürgen Weichardt kuratierte Ausstellung Ende September im Elisabeth-Anna Palais eröffnet werden kann. Kontakt:  www.metallballaden.com

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