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Filme im Kino

MoX-Kinostarts: Corsage +++ Willkommen in Siegheilkirchen +++ Liebesdings30.06.2022











Corsage
Österreich/Luxemburg/Frankreich/Deutschland ´22: R: Marie Kreutzer. Ab 7.7. Wertung: 4 von 5 Sternen.
Weihnachten anno 1877 ist für Elisabeth, Kaiserin von Österreich kein hundertprozentiger Freudentag: Dass sie am 24. Dezember ihren vierzigsten Geburtstag begeht, macht ihr schwer zu schaffen. Im späten 19. Jahrhundert gilt frau in diesem Alter nämlich längst als alt. Letzteres erscheint auf die eigene Person bezogen der in der Öffentlichkeit als Schönheits- und Modeikone verehrten Monarchin schlichtweg inakzeptabel. Und so intensiv Elisabeth Sport treibt, die unterschiedlichsten Diäten austestet oder sich das Korsett immer enger schnüren lässt, vor ersten Fältchen im Gesicht und alternder Haut ist niemand gefeit. Zu diesem unaufhaltsamen Alterungsprozess gesellt sich die schier erdrückende Monotonie am Hofe hinzu, die der Kaiserin ausschließlich repräsentative Pflichten auferlegt, weshalb sich Kaiser Franz Josephs Gemahlin von den einengenden Ritualen immer öfter wie im goldenen Käfig weggesperrt fühlt. Die Frage steht für Elisabeth im Raum, was sie noch wert sein mag, wenn sie dem bislang von sich inszenierten Bild weder in der Öffentlichkeit noch privat weiter entsprechen kann. Wird man ihr dann nur noch Respekt zollen? Von derlei unerfreulichen Gedanken in Unruhe versetzt, beschließt Elisabeth auf Reisen zu gehen. Von Wien aus besucht die Kaiserin ehemalige Liebhaber und politische Verbündete, wird in Erinnerungen an die einst gleichermaßen unbeschwerte wie aufregende Jugendzeit gebadet. Lässt sich ein Plan entwickeln, wie man das Vermächtnis der Schönen bewahren könnte?
Überdeutlich zeigt sich´s, wie sehr diese zu gern verklärte und angehimmelte Monarchin in den Zwängen ihrer Zeit feststeckt, vergleichbar zur Lady Di in „Spencer“ – auch weil die historische Realität in beiden Fällen teils mehr, teils weniger geschönt wird, um dem Zeitgeist zu entsprechen. Unter Marie Kreutzers Regie entfaltet sich „Corsage“ als pittoresk kostümierte Möchtegern-Emanzipationsgeschichte, ideal besetzt mit einer zu Recht in Cannes für ihre schauspielerische Leistung ausgezeichneten Vicky „Elisabeth“ Krieps.

D: Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz, Colin Morgan, Jeanne Werner, Alma Hasun, Manuel Rubey.


Willkommen in Siegheilkirchen
Österreich/Deutschland ´21: R: Marcus H. Rosenmüller. Ab 7.7. Wertung: 4 von 5 Sternen.
Im erzkatholischsten Eckchen Österreichs begehrt ein künstlerisch höchst begabter Schüler gegen die Enge der Heimatgemeinde und des Elternhauses auf. Mit seinen frivolen Zeichnungen verschafft sich der Rotzlöffel zwar bei den Mitschülern Respekt und Anerkennung, eckt gleichermaßen aber umso mehr bei den Erwachsenen an. Dass ihm dann auch noch ein „Zigeunermädel“ gefällt, treibt der Gemeinde endgültig die Zornesröte in die Gesichter, lässt deren scheinheilige Fassade bröckeln. Die Situation eskaliert…
Mit „Rotzbub“ – so der treffende Originaltitel – gibt Filmemacher Marcus H. Rosenmüller sein Animationsfilmregiedebüt ab. Chapeau! Gekonnt wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten, entlarvt man kleingeistiges Bürgertum und allgegenwärtigen Rassismus in der Alpenrepublik. Der anarchische Witz huldigt der Bissigkeit und Genialität des 2016 verstorbenen Wiener Karikaturisten, Grafiker und Cartoonisten Manfred Deix; galliges Erwachsenenkino vom Allerfeinsten.

Liebesdings
Deutschland ´22: R: Anika Decker. Ab 7.7. Wertung:3 von 5 SternenPunkte.
Für Kassenmagnet Marvin Bosch (M´Barek) ist´s eigentlich das normalste der Welt, übern roten Teppich durchs Blitzlichtgewitter der Paparazzi an kreischenden Fans vorbei ins Kino zu catwalken, um der Premiere seines Films beizuwohnen. Doch diesmal fällt das PR-Spektakel aus, wartet das geladene Publikum und all die ungeladenen Schaulustigen draußen vergebens, weil der Starmime scheinbar mimosenhaft abgetaucht ist. Auslöser dafür: Ein kurz zuvor der bissigen Boulevardblatt-Edelfeder Bettina Bamberger (Lara) gewährtes Interview, das Marvin mit seiner gern verdrängten Vergangenheit konfrontiert, weshalb dieser Termin komplett aus dem Ruder laufen musste. Kurzentschlossen tritt der Kinostar die Flucht an, findet er Unterschlupf im Off-Theater von Feministin Frieda (Heinze) . Da deren Spielstätte finanziell kurz vorm Aus steht, würde Marvins Engagement für die Bühne fraglos die Rettung in buchstäblich letzter Sekunde bedeuten. Und ganz nebenbei könnte es dem Womanizer zu einer neuen, tragfähigen Liebesbeziehung verhelfen.
Bis all diese skizzierten chaotischen Irrungen und Wirrungen in geordnete Bahnen überführt sind beweist Regisseurin und Drehbuchautorin Anika Decker ihr Gespür für screwball-comedy-turbulenten Klamauk, punktet sie geschult durch frühere Kinohits à la „Traumfrauen“ oder „High Society“ mit mainstreamtauglicher Herzschmerz-Romantik und einem sich mit Lust am teils arg blödelnden Schauspielern illuster zusammengesuchten Ensemble. Das erinnert ältere Kinogänger an längst vergangen geglaubte made-in-Germany-Starkinoromanzen, dürfte das Multiplex-Publikum allerdings kaum vom Ticketkauf abhalten.

D: Elyas M´Barek, Lucie Heinze, Peri Baumeister, Alexandra Maria Lara, Denis Moschitto, Linda Pöppe


Wie im echten Leben
Frankreich ´22: R: Emmanuel Carrère. Ab 30.6. Wertung: 4 von 5 Punkte.

Marianne Winckler (Binoche) ist Schriftsstellerin. Plant, aus Recherchezwecken für ihr nächstes Buchprojekt, in die ihr gänzlich ungekannte Welt des Prekariats einzutauchen – und lässt sich vom Jobcenter des nordfranzösischen Küstenstädtchens Caen mithilfe eines erfundenen Lebenslaufs als Putze auf die Fähre zwischen Frankreich und England vermitteln. Zwölf Arbeiterinnen, denen für 230 Kabinen eineinhalb Stunden Zeit zum Reinigen bleibt: Ein echter Knochenjob. Im Rahmen ihrer schlauchenden Diensteinsätze freundet sich Marianne vor allem mit der alleinerziehenden Christèle (Lambert) an, deren Schicksal der Neuen im Team sichtlich an die Nieren geht. Es fällt Marianne zusehends schwerer, ihre Doppelidentität zu bewahren…
Der Film beruht auf den Erlebnissen der Journalistin Florence Aubenas, die diese im Buch „Le Quai de Ouistreham“ verarbeiten mochte. Jahrelang hat sich Juliette Binoche um eine Verfilmung bemüht – der Aubenas schließlich unter der Bedingung zustimmte, dass der renommierte Schriftsteller Emmanuel Carrére sowohl fürs Drehbuch als auch die Regie gewonnen werden konnte. Das Ergebnis: mehr Feelgood-Film mit Anspruch als tristes Sozialdrama und bittere Milieustudie.

D: Juliette Binoche, Hélène Lambert, Léa Carne, Emily Madeleine, Patricia Prieur.


Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss
USA ´22: R: Kyla Balda. Ab 30.6. Vorankündigung.
Die Streiche der überdreht quirligen Rasselbande der Minions gelten im Kino schon längst als definitiver Kassengarant. Diesmal entführen uns Hollywoods Traumfabrikler, die den kleinen gelben Kerlen computeranimiertes Leben einhauchen, in deren Vergangenheit: Wir bekommen erzählt, wie die Minions und Gru im sich Behaupten gegen Die Fiesen Sechs einst zu einer unschlagbaren Schurkenbande wurden. Irgendwann in den 1970ern war Gru noch ein zwölfjähriges Bürschlein, dem kaum jemand die spätere Karriere in der Welt des Böses zutrauen mochte. Gru allein hält schon damals eisern daran fest, zum allseits gefürchteten Super-Schurke zu werden, dem die Weltherrschaft vorherbestimmt ist. Als ihm die Minions übern Weg laufen, sind ihm diese durchgeknallten Wusel gleich sympathisch. Gemeinsam brüten sie erste Missionen aus. Und Gru sieht seine Chance gekommen, als die von ihm verehrte Schurkenbande Die Fiesen Sechs ihren Anführer, Kampfsportlegende Wilder Knöchelknacker, abservieren. Dumm nur, dass Die Fiesen Sechs von Grus Bewerbung auf den vakanten Chef-Bösewicht-Posten kein bisschen beeindruckt scheinen. Dass er sich dann höchstselbst in der Rolle eines Entführten wiederfindet, verlangt seinen kleinen gelben Freunden Entschlossenheit ab, ihren Mini-Boss zu befreien.
Die Rettungsaktion dürften Hollywoods Schöpfer des „Ich, einfach unverbesserlich“-Universums mal wieder mit ihrem bewährten Mix aus jugendfreier Action, Musikeinlagen und Popkultur-Zitaten anreichern; fürs Synchronisieren des Wilden Knöchelknackers hat man hierzulande TV-Dino Thomas Gottschalk ans Mikro gebeten. Da das Ergebnis der Presse nicht rechtzeitig vorm Redaktionsschluss präsentiert wurde, kann das Fazit einstweilen nur lauten: Wir sind´s gespannt.


Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer
Deutschland ´21: R: Michael Ekbladh. Ab 7.7. Wertung: 4 von 5 Punkte.
Karlchen, diesen kleinen Hasen, dürften unsere Jüngsten schon durch die Vorlesebücher von Rotraut Susanne Berner liebgewonnen haben. Höchste Zeit also für sein Leinwanddebüt. Da steht der fünfte Geburtstag des Langohrs an, der eigentlich mit einem wunderschönen Picknick gefeiert werden soll. Soweit der Plan. Aber daraus wird leider nichts, weil Karlchens Eltern stattdessen mit dem kleinen kranken Geschwisterchen des Geburtstagskinds einen Arztbesuch wahrnehmen müssen. Karlchen fühlt sich mal wieder übersehen – wie so oft, seit das Geschwisterchen die aus seiner Sicht ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zieht. Also werden die Lieblingskuscheltiere in den Bollerwagen gepackt, beschließt Karlchen zu seiner Oma auszuwandern.
Die vielen Abenteuer, die er auf seiner Reise dorthin erlebt, sind auf die Zielgruppe der Kindergarten-Dreikäsehochs perfekt zugeschnitten, machen den Kinospaß unbedingt empfehlenswert.

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