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Jugend in Oldenburg

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Tonträger aller Art

Soundcheck KW0210.01.2024











Texte: Horst E. Wegener

Harrison Storm: WONDER, WON´T YOU? (VÖ: 12.1.)
Mit ´nem Dad, der professionell surft, ist´s für einen australischen Steppke naheliegend, die Kindheit und Jugend größtenteils am Strand verbringen zu können. Allerdings blieb es im Fall von Harrison Storm nicht aus, dass sich das Bürschlein tagsüber bald auch mit dem Brett aufs Wasser wagte, um sich am Lagerfeuer  abends das Klampfen beibringen zu lassen. Musikalisch begabt  wie der Youngster offenbar war, brach er dann mit Zwanzig ein begonnenes Uni-Studium in Melbourne ab, zugunsten einer Singer-Songwriter-Karriere. Wobei der Begriff Karriere vielleicht nicht ganz zutreffend erscheint: Denn obwohl ihm der Straßenmusikanten-Alltag ab 2015 fünf EPs finanzierte, darunter etliche Spotify-Hits, steht uns erst jetzt die Debüt-CD des Folkpop-Troubadours ins Haus – was lange währt…
Bill Ryder-Jones: IECHYD DA (VÖ: 12.1.)
Es gibt Sprüche, die man mal irgendwo gehört hat, woraufhin sie sich einem tief ins Gedächtnis eingraben. Beim britischen Musik-Allrounder Bill Ryder-Jones ist´s ein Satz in einer TV-Serienfolge, der ihn im Alter von 15 Jahren aufhorchen ließ: „Was ist, wenn das Morgen ohne mich beginnt?“ Diesem Reflektieren der eigenen Vergänglichkeit fühlt sich das künstlerische Tun des viel beschäftigten Band-, Solo- und Session-Musikers generell verpflichtet, hat  ihn jetzt sogar zu einem Songtext inspiriert: „Iechyd Da“ heißt „Gute Gesundheit“ – ein Trinkspruch in Wales, den man beim einander-zuprosten unbedingt draufhaben sollte. Na dann: Wohlsein!
Marika Hackman: BIG SIGH (VÖ: 12.1.)
Marika, in der britischen Grafschaft Hampshire aufwachsend, wird von den Eltern auf eine Schule geschickt, die bei Promi-Kids angesagt ist. Mit Klassenkameradin Cara Delevigne gründet das sich fürs Schlagzeug begeisternde Mädel alsbald eine Coverband, versucht sich als Model für Burberry – und übersiedelt nach dem Abi ins Seebad Brighton, um dort Kunst zu studieren. Da ihr aber das Musikmachen mehr zusagt, schmeißt Marika dieses Studium schnell wieder. Stattdessen besinnt sie sich ihrer früheren Mode-Sessions, die man bei manchen Burberry-Jobeinsätzen sogar mit eigenen Songideen aufpeppen durfte. Doch der einsetzende Hamsterrad-Kreislauf aus Schreiben und Komponieren, Produzieren und Touren mündet zu Beginn der Pandemie in einen Burnout ein. Erst als sich Marika wieder mit Gleichgesinnten spontan in einer Kneipe treffen kann, bekommt sie ihre Kreativität zurück. Und „Big Sigh“ zeigt, dass die Vollblut-Musikerin, die in ihren sphärisch-poppigen Indie-Rock-Nummern gern unverblümt über Sex in lesbischen Beziehungen rhabarbert, kein bisschen leiser oder mainstreamiger geworden ist.
 
Pippo Pollina: NELL´ ATTIMO (VÖ: 12.1.)
Der 1963 in Palermo geborene Giuseppe Pollina wächst als Sohn eines Anwalts in einem politisch wachen Elternhaus auf. Als Sechsjähriger zieht er sich in der Folge eines Autounfalls eine schwere Augenverletzung zu, weshalb ihn fortan Lesen und Musizieren mehr interessieren als Fußballspielen. Älter werdend studiert Giuseppe dann Musik und Jura, arbeitet er Anfang der 1980er Jahre als Journalist für ein Politmagazin, dessen Chefredakteur von der Cosa Nostra ermordet wird. Geschockt verordnet sich Giuseppe, genannt Pippo, daraufhin eine Auszeit, die ihn durch halb Europa tingeln lässt. Die Bekanntschaft mit dem Schweizer Liedermacher Linard Bardill ebnet dem Straßenmusikanten den Zugang zur Szene, lässt Pollina über die Jahre hinweg mit Seelenverwandten wie Konstantin Wecker, Georges Moustaki oder Charlie Mariano zusammenarbeiten. Auf „Nell´Attimo“ räsonniert der Wahl-Schweizer jetzt über Themen wie jedermanns Suche nach dem eigenen Platz in der Welt oder den Gegensatz zwischen armen und reichen Ländern. Und wir folgen dem Cantautore, fühlen uns gleichermaßen erhellt und zum Nachdenken angeregt; wunderbar gesungen.
Julia Montez: COUNTER PARTS (VÖ: 12.1.)
Wir sollten uns von diesem Bandnamen nicht täuschen lassen – denn Singer-Songwriter S.C. Roth, Strippenzieher von Julia Montez, setzt einem hier weder lateinamerikanisch angehauchte Melodien vor, noch will er seine weibliche  Seite balladesk ausleben. Vielmehr mischt die Combo des Leipzigers nun schon seit 1998 souverän Electro-Folk mit Americana und Rockpop, präsentiert man uns Geschichtchen, in denen einem Roths wohlklingende Gesangsstimme große Gefühle unprätentiös näherbringt. Geniale Zeitkapselmucke.

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