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MoX-Soundcheck21.05.2020















Kein Wunder also, dass der singenden Schauspielerin dieses Weill’sche Credo für die phänomenale Bandbreite ihrer gecoverten Songperlen auf „Jagd auf Rehe“ den roten Faden liefert: Von Annie Lennox „Why“ über Nick Drakes „River Man“ hin zu „Zeit für Lyrik“ des Slam-Poeten Sebastian 23 lustwandelt die Deutsch-Iranerin durch die unterschiedlichsten musikalischen Genres. Und wen das auf deutsch, französisch und persisch singende Multitalent von Anfang an begeistern konnte – überzeugend schon das Rockröhren-Debüt im Kinofilm „Bandits“ -, der weiß, dass die Tabatabai ihr Handwerk versteht.

Jess Williamson: SORCERESS (VÖ: 15.5)
Wenn jemand wie Jess Williamson in Texas geboren und aufgewachsen ist, kommt man an Countrymusik nur schwer vorbei. Allerdings haben Studentenjahre in New York neue Klangfarben ins Spiel gebracht – und der Umzug nach Los Angeles erweiterte das musikalische Kaleidoskop, aus dem die Wahl-Kalifornierin mittlerweile schöpft, hin zu tanzbaren Popballaden und Westcoast-Psychedelic. Hinzu kommen tiefsinnige, selbstkritische Texte – die einen zum Nachdenken animieren. Und uns gewissermaßen als sündiges Sahnehäubchen von Williamsons betörender Gesangsstimme nahegebracht werden.

Zola Blood: TWO HEARTS (VÖ: 22.5)
Alles begann auf einer Erstsemesterfete anno 2013 im englischen Städtchen Sheffield: Die beiden Rockmusikfans Ed Smith und Matt West kommen ins Gespräch und beschließen letztlich eine Band zu gründen. In London treffen sie auf Sam Cunnington und Paul Brown – die Geburtsstunde von Zola Blood. Vier Jahre und erste EP-Experimente später veröffentlicht die Indie-Pop-Combo ihr Debütalbum „Infinite Games“, mischt man Pop mit Techno-Einflüssen. Auf ihrem neuen Longplayer „Two Hearts“ verfeinern Zola Blood dieses Erfolgsrezept. Das Ergebnis: Eingängig cool; gut gemachter Elektrosound.

Ute Lemper: RENDEZVOUZ WITH MARLENE (VÖ: 22.5.)
Dass sie von der französischen Presse ausgerechnet in Paris als „nouvelle Marlene“ bejubelt wurde, empfand die noch am Anfang ihrer Karriere stehende Ute Lemper total übertrieben. Also schrieb die Deutsche ihrem Idol eine Postkarte, um sich für derlei Vergleiche beim ebenfalls in Paris wohnenden Weltstar zu entschuldigen. Und war ziemlich baff, als das Telefon klingelte mit der Dietrich am anderen Ende der Leitung. Lang, lang ist´s her – und es ist gut, dass La Lemper sich (und ihrer merklich gereiften Stimme) soviel Zeit ließ, bevor die Weltbürgerin uns all die zeitlosen Lieblingssongs der Dietrich in Erinnerung ruft. Formidabel!

Hathors: GRIEF, ROSES & GSOLINE (VÖ: 22.5)
Lauter, wilder Stoner-Noise-Rock aus der Schweiz – bevor Hathors-Frontmann und Leadsinger Marc Bouffé mit zwei weiteren Seelenverwandten aus dem beschaulichen Städtchen Winterthur überm ersten Album brütete, verdiente er seine Brötchen als Informatiker. Seinen Server nannte der Freizeitmusiker damals Hathor, nach jener allumfassenden Muttergottheit in der ägyptischen Mythologie. So passend dieser unverwechselbar geheimnisvolle Name dann allen dreien für ihre Band erschien, längst kann das Trio auch mit Stolz auf hörenswerte Songtexte verweisen. Die klingen bisweilen fast hitverdächtig tanzbar und eindeutig weniger roh, als das auf den ersten drei Alben der Winterthurer der Fall war. Ein Grund mehr, auf einen baldigen „Grief, Roses &Gasoline“-Tourneenachschlag hierzulande zu hoffen, weil uns klar ist, dass man sich Hathors am besten live gönnen sollte.

The Razorblades: HOWLIN’ AT THE COPYCATS (VÖ: 5.6.)
Wem das Razorblades-Trio nichts auf Anhieb sagt, der muss sich nur den Text des ersten Tracks auf ´“Howlin at the Copycats“ reinziehen, um zu wissen, was einen bei diesen drei Wiesbadener Jungs erwartet: „I don´t care, if this is a hit, if it´s en vogue or any other shit, all I want is play some rock´n´roll, gimme excitement, la revolution!”, bellt Sänger Rob in “Rock´n´Roll Day” – noch Fragen!?! Die Truppe ist seit nunmehr 18 Jahren schon aktiv – und macht uns mit einem gelungenen Cocktail aus Surf, Rock´n´Roll, Punk und Powerpop musikalisch mächtig Feuer unterm Hintern. Wer bei dieser Mucke keine Regung zeigt, muss scheintot sein.

Die Einstürzenden Neubauten: ALLES IN ALLEM
Westberlins einstige Avantgardepunkrockband um Sänger Blixa Bargeld, Die Einstürzenden Neubauten, hält auch im vierzigsten Jahr ihres Bestehens daran fest, sich auf Schrottplätzen die ungewöhnlichsten Teile als Musikinstrumente anzueignen – diesmal ist es eine alte Plastik-Einkaufstasche, der man Töne entlockt. Ansonsten bietet sich nach Jahren des Weltenbummelns die deutsche Kapitale, in der die ewigen Bilderstürmer scheinbar wieder heimisch geworden sind, als Inspirationsquelle für Songs an – erstaunlich melancholisch und getragen klingen fast alle Tracks, die Blixa und Co uns da nach zwölf Jahren Albumpause mit „Alles in Allem“ gönnen.

Meiko: WEIRD WORLD (VÖ: 22.5.)
Dass uns fast all ihre Melodien seit dem 2007 erschienenen Debütalbum an auch in den Ohren schmeicheln mochten, hat der mittlerweile in Hamburg lebenden Wahl-Europäerin mit schottisch-irisch-japanischen Wurzeln, die eine Weile in Los Angeles als Cocktailbarbedienung jobbte, beizeiten einen Zugang zu Fernsehserien wie „Grey´s Anatomy“ eröffnet, die ihre Songs in einzelnen Folgen prominent platzierten. Mit „Weird World“ fächert uns Meiko nun ein bilderwuchtig gelungenes Gefühlsspektrum von Einsamkeit und Isolation auf, das unter die Haut geht.

Text: Horst  E. Wegener


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