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Stadtteilzeitung Donnerschwee:
Der Zeit voraus: Gründer der Werkzeugkiste waren früh am Puls der Zeit20.03.2019



TEXT und FOTO | Christoph Kienemann

Im Jahr 1996 schufen sechs Oldenburger Handwerker die Werkzeugkiste. Damals existierte das Thema der Nachhaltigkeit noch lange nicht in dem Umfang, wie es heute überall thematisiert wird. Dennoch leistet die Werkzeugkiste seit ihrer Gründung einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und ist immer offen für Ideen aus der Nachhaltigkeits-Szene.
Was versteht man eigentlich unter Nachhaltigkeit. Heute ist eigentlich alles nachhaltig, vom Honig bis zur Mobilität. Das Thema liegt im Trend und daher nutzen es viele Unternehmen, um ihre Produkte in ein besseres Licht zu rücken. Dabei gab es auch eine Zeit, in der nachhaltiges Handeln viel selbstverständlicher war und nicht erst extra betont werden musste. „Als wir mit der Werkzeugkiste angefangen haben, war das Thema der Nachhaltigkeit noch gar nicht auf der Tagesordnung“, erklärt Michael Schmidt. Heute sieht das freilich anders aus. Die Werkzeugkiste in der Klosterstraße ist Teil der großen Oldenburger Nachhaltigkeits-Szene, zu der auch Repair Cafés oder der Lastenradverleih Rädchen für alles gehören. In der Werkzeugkiste  finden sowohl Handwerksprofis als auch Privatleute Werkzeuge, die sie ausleihen können. „In den 90er-Jahren hatten wir eine Handwerkergemeinschaft in Oldenburg und sollten für Ibis einen Auftrag in Bremen ausführen“, erinnert sich Maler Uwe Steenken. Die Werkzeuge lieh man sich in der Hansestadt. „Danach kam die Idee auf, einen solchen Verleih auch in Oldenburg zu etablieren“, ergänzt Michael Schmidt. Die Handwerker gründeten eine GmbH und schafften für 60.000 D-Mark Werkzeuge an. „Unsere Schleifmaschinen laufen beispielsweise seit 1996“, so Steenken.
Seit fast 20 Jahren führt derweil Frank Schilling die Geschäfte der Werkzeugkiste. „Früher kamen überwiegend Privatleute zu uns, die Maschinen geliehen haben, heute ist das Verhältnis ausgeglichen und viele Unternehmen leihen ebenfalls bei uns“, so Schilling. Die Werkzeugkiste bietet ihren Kunden dabei professionelles Werkzeug, das man eher nicht im Baumarkt um die Ecke bekommt. „Heute ist es ja teilweise so, dass Menschen für 30 Euro eine Bohrmaschine kaufen und die dann nach wenigen Arbeitsstunden wieder entsorgen“, erklärt Schilling, „bei uns bekommt man aber wirklich professionelles Werkzeug.“ Letztere kauft man bei Oldenburger Unternehmen vor Ort und repariert diese bei Bedarf. Eine Weckwerfkultur gab es in der Werkzeugkiste noch nie. „Das beste Beispiel sind unsere Schleifmaschinen, die sind seit 1996 in Betrieb und bestehen heute wohl überwiegend aus Ersatzteilen“, so Steenken. Mit den Maschinen haben zahlreiche OldenburgerInnen ihre Holzböden abgeschliffen und wieder instand gesetzt. So haben die Macher der Werkzeugkiste quasi seit ihrer Gründung die Aspekte der Nachhaltigkeit und der Regionalität miteinander verbunden, bevor diese Schlagwörter im Mainstream angekommen waren.
„Zu Beginn hatten wir diesen Aspekt aber nicht auf dem Schirm, wir kamen aus dem Handwerk und das Thema der Nachhaltigkeit gibt es erst seit ungefähr fünf Jahren“, merkt Michael Schmidt an. Allerdings sind Werkzeugkiste und Nachhaltigkeit natürlich kompatibel. So entdeckte der Postwachstums-Ökonom Niko Paech die Werkzeugkiste und sah in ihr ein positives Beispiel, wie man der Wegwerfgesellschaft entkommen kann. Darüber hinaus unterstützte man das Freifeld Festival und der Verein Rädchen für Alles hat eines seiner Lastenräder in der Werkzeugkiste stationiert. „Wir sind allerdings kein Repair Café, das könnten wir nicht leisten“, so Schilling. „Wir werden auch in Zukunft immer offen für neue Ideen und Netzwerke sein, wichtig ist, dass wir den Charme der Werkzeugkiste erhalten und uns dennoch weiter modernisieren können“, blickt Frank Schilling voraus.

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