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Streetart auf 250 Metern14.08.2022







Streetart war schon immer ein Mittel, um zu kritisieren, reflektieren und hinterfragen. Das Memur Urban Art Festival nutzt genau dies, um auf 250 Metern über 20 Künstler*innen ihre Auffassung des vergangenen Jahres darstellen zu lassen. Die sonst von illegalen Graffiti überzogene Wandfläche am Bundesbahnweg zwischen Pferdemarkt und Hauptbahnhof, welche der Bahn gehört, wird vom 12.8. bis 14.8. zur urbanen Leinwand und Freiluftgalerie. Die Idee dazu entstand bereits 2011 beim Präventionsrat, dem Probierwerk und Streetartkünstlerin Julia Krieg, die ihre Bachelorarbeit über eine mögliche Freiluftgalerie an diesem Standort geschrieben hat. Die Genehmigung für das Vorhaben gab es dann neun Jahre später. Durch die Pandemie hat sich die Ausführung jedoch um 2 weitere Jahre verzögert. Dafür bietet diese für die, aus aller Welt anreisenden, Künstler*innen zahlreichen Stoff für die kreative Umsetzung. Die thematische Vorgabe: politische und gesellschaftliche Ereignisse der letzten 12 Monate. Dabei ist die Pandemie nur ein kleiner Teil des Themenspektrums. Unter anderem würde sich auch mit der Gesetzesänderung zur Abtreibung oder der Abholzung des Regenwaldes befasst, wie Sebastian von Zeberg, der maßgeblich an der Konzeption von Memur beteiligt war, verrät. Letzteres Thema beschäftig beispielsweise sowohl einen Künstler aus Deutschland als auch einen Künstler aus Brasilien, wodurch verschiedene Perspektiven auf die gleichen Inhalte Spannung erzeugen. Dass es bei einem solchen Festival inhaltliche Vorgaben gibt, bei welchem sich die Schaffenden vorher schon zu ihren Inhalten äußern müssen, ist eher selten, trotzdem wird den Künstler*innen inhaltlich freie Hand gewährleistet, solange sie sich im inhaltlichen Rahmen bewegen und keine diskriminierenden oder rassistischen Inhalte verbreiten. Das Festival entsteht in Zusammenarbeit mit dem Präventionsrat, der Bahn, welche die Fläche stellt, und dem Stadtmuseum, welches unter anderem Führungen anbieten wird. Auch wenn Streetart seine Wurzeln im Graffiti findet, wird längst nicht nur gesprüht. Außerdem hoffen die Veranstaltenden, dass entgegen den gängigen Graffitipraktiken, die Werke am Bundesbahnweg Bestand haben werden, statt sofort übersprüht oder bekritzelt zu werden. Auf der anderen Seite der Mauer wird es außerdem eine Wall Of Fame geben. Also eine frei nutzbare Fläche, die sich mehr dem klassischen Graffiti widmet.  Das letzte Jahr hat sich nicht nur auf die Inhalte des Festivals ausgewirkt, sondern ebenfalls auf die finanzielle Planung. Während der Finanzierungsplan schon 2020 aufgestellt werden musste, galt es in jüngster Vergangenheit auf Grund der Inflation, die natürlich auch Baumaterialien und Farben betrifft, diesen immer wieder anzupassen, sodass die Festivalbetreiber auch weiterhin auf der Suche nach Sponsoren sind. Zu den Kosten zur Unterbringung und Versorgung der geladenen Künstler*innen addieren sich außerdem die Kosten für die künstlerischen Mittel. Zum Grundieren der Fläche allein werden 500l Wandfarbe benötigt, dazu kommen mehr als 700 Sprühdosen, die bisher von den Teilnehmenden geordert wurden. Unterstützung gibt es dabei durch Materialspenden von Maler Jersch und der VHS Jugendwerkstatt, die beim Grundieren fleißig Pinsel und Farbrollen schwingen werden.
Neben dem Beobachten der entstehenden Kunst haben Besucher*innen am Festivalwochende außerdem die Möglichkeit, bei diversen Workshops selbst einmal die Sprühfarben in die Hand zu nehmen oder auch die begleitende Fotoausstellung von Martha Cooper und Nika Kramer in der Bau_werk Halle zu betrachten. Auch für die Bahn sei das Memur Festival ein großer Gewinn, wie Michael Uphoff, Ansprechpartner der Bahn für öffentliche Belange, erklärt: „So eine Verschönerung unterstützen wir gern, das sieht ja so, wie es ist, nicht gut aus. Mit dem Projekt wird auch eine Prävention vor illegalen Sprayern geleistet.“
Text und Fotos: Thea Drexhage

>>>Hier die Fotos von Samstag Abend<<<

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