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Interview: Künstler von Hier: 11 Fragen an … Gabriele Metasch06.02.2020



Text und Foto  |  Karin Eickenberg

MOMENT heißt die Ausstellung von Gabriele Metasch, die derzeit im Niedersächsischen Institut Oldenburg läuft. - Ein Appell der Künstlerin an den Betrachter, kurz innezuhalten und sich ganz auf die abstrakten Werke einzulassen. Zugleich aber auch bezeichnend für den intensiven Gefühlsmoment, aus dem heraus ihre Bilder entstehen. Wer durch die Ausstellung geht, staunt über das breite Spektrum unterschiedlicher Zyklen, die Metasch in den letzten Jahren geschaffen hat – angefangen von Porträts und figürlichen Bildern bis hin zur expressiven Abstraktion. „Je älter ich werde, desto mehr reduziere ich,“ so die 68jährige. Ihre Werkzeuge, das sind vor allem Lappen, Spachtel, Bürsten, Schwämme – Pinsel höchstens für die Hintergründe. Großzügig geht sie mit Acryl und wasservermalbarem Öl auf die Fläche, gern auch mal als Collage mit Paste, Sand, hauchdünnem Papier, Noppenfolie oder sogar eingedrückten Eierkartons. Ihre Werke sind komplex, oft in mehreren Schichten gearbeitet. „Ich bin ein ernster, kritischer Mensch“, bekennt die Oldenburgerin.  Entsprechend reflektiert sie in ihrer Malerei das aktuelle Zeitgeschehen. Und das als freischaffende Künstlerin und mit ungebrochener Kreativität seit immerhin schon dreißig Jahren.
 
DIABOLO: Wie sind Sie zur Malerei gekommen?
Metasch:  Ich würde sagen, auf Umwegen. Schon als Kind habe ich meine Idole, die Expressionisten, in Öl kopiert und bin später mit meinem Großonkel, einem Kunstmaler, zeichnend und malend durch Berlin gezogen. Ich studierte dann Grafik-Design in  Bremen, anschließend Animationsfilm und Drehbuchgestaltung in Wuppertal. In den folgenden Jahren war ich für Agenturen in der freien Wirtschaft tätig und habe mich mit einem eigenen Grafikbüro selbstständig gemacht. Erst, als ich in Oldenburg die freie Künstlergruppe der Akt- und Portraitzeichner kennenlernte und mit meiner Künstlerfreundin Sabine Löhr 1990 die Ateliergemeinschaft SAGA in der Bergstraße gründete, kam ich zur freien Malerei zurück.  
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Metasch: Gute Frage. Man bewegt sich ja ständig zwischen Selbstzweifel und Schaffensdrang hin und her und arbeitet immer weiter an der Frage: wem dient das Ganze? Über Ausstellungen prüfe ich, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Die Themen werden neu geordnet, schließlich will und muss ich ja von und mit diesem frei gewählten Beruf leben. Fest steht, dass ich gar nicht anders kann, als diesen Weg weiter zu gehen – das Innere als Rezeption nach außen zu geben, um damit die Menschen zu erreichen.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Metasch: Seit ich mich in der Abstraktion bewege, beschäftigt mich das Weltgeschehen als Orientierung in der Malerei. Assoziativ bearbeite ich Umweltgeschehen, siehe Klimaveränderung, genauso wie Katastrophen, siehe 11. September oder der Tsunami von 04 oder die „Katrina“-Überflutung in New Orleans. Es ist wie ein Abarbeiten. Aber Themen sind auch die kompositorische Reflexion auf Erlebtes oder Atmosphärisches.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Metasch: Ich arbeite seit 2005 im ATELIER W1 am  Waffenplatz, eine herrliche Oase für konzentriertes Arbeiten, mit viel Platz und Licht von oben. Hier gebe ich auch als Dozentin in wöchentlichen Workshops mein Wissen über freie Malerei und Porträt weiter.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Metasch: Seit ich denken kann, wurde von mir Kreativität erwartet. Insofern denke ich kaum noch darüber nach, was denn meine Eigenart so ausmacht. Vielleicht könnte ich, je älter ich werde, mein schneller wiederkehrendes Schwinden von Energie benennen und dass ich deshalb vor dem Malprozess meistens mit einer Meditation beginne. Oder einem Waldlauf. Danach bin ich im besten Sinne leer und kann aus dem Vollen schöpfen.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Metasch: Da gibt es ganz viele kleine Höhepunkte. Wenn man beispielsweise richtig schön produktiv erschöpft aus einem Malprozess heraus kommt, nach Hause geht und sich schon auf den nächsten Tag des Weiterbetrachtens- und denkens freut. Die ganze Nacht wird weiter komponiert. Natürlich ist es immer auch ein Höhepunkt, wenn auf Ausstellungen mal große Ölgemälde verkauft werden. Oder wenn öffentliche Häuser Werke ankaufen, wie die Stadt Oldenburg, einige Bankhäuser oder das Kunsthaus in Hannover. Oder jetzt sogar das RoCo Art Center in New York drei Grafiken. Das macht auch ein wenig stolz.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Metasch: Eine Ausstellungsbeteiligung in Barcelona und in Sofia wird demnächst vorbereitet. Ich male im Moment einige Porträts zu Ende, unter anderem ein Memorial an Karl Lagerfeld.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Metasch: Im Niedersächsischen Studieninstitut Oldenburg in der Rosenstraße läuft noch bis zum 30. März die Ausstellung MOMENT. Außerdem ist einiges im Netz zu finden.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Metasch: Ich freue mich sehr, wenn meine Werkschüler mit mir zufrieden sind, das gibt Zufriedenheit und Bestätigung. Und wenn ich ein Feedback bekomme und das Gefühl habe, dass ich trotz aller Zweifel auf dem richtigen Weg bin und nach vorn schaue.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Metasch:  Durch die Vernetzung heute ist es eigentlich egal, wo du wohnst. Man kommuniziert über Interaktion und  hält nationale und internationale Kontakte offenbar für ganz normal. Das Leben in Oldenburg ist sehr angenehm, wenn auch noch zu autolastig. Es gibt viel Kultur. Der BBK hält uns regional und national immer auf dem Laufenden. Auch dort machen wir Mitglieder jährliche Ausstellungen. Mein Weg dorthin und der Weg ins Atelier dauern nicht mehr als fünf Minuten zu Fuß.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Metasch: Wir Kunstschaffenden wünschen uns im zukünftigen Stadtmuseum eine Städtische Galerie für alle Oldenburger und Umland-Künstler. Die Vision haben wir schon lange. Der Plan müsste nur noch umgesetzt werden.

Kontakt:   Atelier W1, Waffenplatz 1, Oldenburg. Mail: metaschi.w1@t-online

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