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Zurück in Oldenburg21.02.2024
Text und Foto: Thea Drexhage
Nach dem Abitur am Alten Gymnasium ging es erstmal raus aus Oldenburg in Richtung Hannover, wo sich ihr Zukunftsgedanke beim FSJ Kultur am Sprengel Museum festigte. Von dort führte es Nikola Müller zum Germanistik- und Kunstgeschichts-studium nach Göttingen, wo sie nebenher Einblicke in viele verschiedene Sparten bekam. „Ich habe z.B. ein Volontariat beim Literaturhaus gemacht, Poetry-Slams organisiert und an der Kunstsammlung der Uni mit-gearbeitet. Eine Freundin hatte eine kleine Konzertagentur gegründet, in die ich mit eingestiegen bin.“, schaut sie zurück. Gerade bei letztem sammelte sie so viele Kontakte, dass es kaum verwunderlich war, dass sie ihr Weg irgendwann ins pulsierende Berlin brachte. Nach einem kurzen Abstecher in die Museumsarbeit wurde ihr schnell bewusst, dass der institutionalisierte Kulturbetrieb auf Dauer nicht das richtige ist. Das Indie-Label Listenrecords hingegen zeigte in der Vergangenheit schon Interesse an der 35-Jährigen, sodass sie dort schließlich 2017 ihre Arbeit begann. Heute ist sie Co-Geschäfts-führerin neben Clemens Kluck und arbeitete mit Musiker*innen wie CATT, Charlotte Brandi oder Joy Bogat. Als Frau leider noch immer eine Seltenheit in der Branche: „Ich habe Glück, dass auch meine männlichen Kollegen alle Femi-nisten sind. Teamintern und auch in meiner weiteren Bubble läuft das super. Aber klar gibt es auch mal Situationen, wo ich gefragt werde, ob ich Groupie bin, wenn ich bspw. eine Band zu einem TV-Dreh begleite oder dass ich aus einem Foto für einen Pressebericht geschnitten wurde, weil die sich nicht vorstellen konnten, dass ich auch ein Labelboss bin. Das ist ärgerlich und frustrierend, aber zum Glück für mich kein Alltag.“
Ihre Aufgaben bei Listenrecords liegen dabei vor allem im Produktmanagement: „Ich sorge dafür, dass die Musik unserer Artists hörbar wird. Sowohl im Streaming bei Spotify, Apple und Co als auch klassisch analog auf CD und Vinyl.“ Darin liegen für Nikola Müller auch die schönsten Erfolgserlebnisse. Zu sehen, dass ein Song nach langer Arbeit um 00:00 Uhr online geht oder die Testpressung einer Schallplatte in den Händen zu halten ist genauso aufregend, wie die Freude der Künstler*innen zu sehen, wenn ihre Kunst endlich mit der Welt geteilt wird. Natürlich gibt es ebenso Herausforderungen.„Meine Arbeit liegt in einer Schnittstelle zwischen Kultur, geförderter Kultur und Marktwirtschaftlichkeit, da ist natürlich auch ein finanzieller Druck dahinter. Außerdem ist es ein sehr Kleinteiliges Arbeitsfeld, denn wir bedienen neben der Veröffentlichung von Musik auch Booking, Pressearbeit, Publishing und Social Media – das muss alles zur richtigen Zeit ineinandergreifen, damit eine Kampagne erfolgreich wird.“, erklärt sie. Gerade in einer so schnelllebigen Branche, die teils bestimmt ist durch neue Social Media Trends, gilt es, immer zu erkennen, wo Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden. Daher ist es kein Wunder, dass Nikola Müller sich im Alltag nur schwer von ihrer Arbeit trennen kann. Ob im Radio, TV oder online, überall gibt es neue Formate zu entdecken, die auch für die Labelarbeit relevant sein könnten. Zudem ist Kultur, gerade Musik, ja auch etwas, das nahezu jede*n täglich begleitet, sich davon also abzukapseln, ist nur schwer möglich. Etwas mehr Ruhe in ihren Alltag zu bringen, gelang ihr jedoch im letzten Jahr, als sie mit ihrem Partner aus Berlin zurück in ihre Heimat Oldenburg zog. „In Berlin war der Alltag für mich zuletzt einfach anstrengend. Wir haben am S-Bahnhof Neukölln gewohnt und mitten in Berlin in eine ruhigere Ecke zu ziehen, ist nahezu unmöglich. Da ich meine Arbeit online quasi von überall machen kann, sind wir zurück nach Oldenburg. Ich freue mich darauf, was hier an neuen Kooperationen entstehen kann. Mit Maria Basel und CATT stehen z.B. ganz bald die ersten Konzerte an.“
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