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Mobil sein in der Stadt der Zukunft26.06.2022



Text: Horst E. Wegener
Foto: Rüdiger Schön
Zum Vergleich: Mitte 2021 lebten etwa 4,5 der insgesamt 7,9 Milliarden Menschen in Städten. Und während es aktuell 34 Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohner gibt, prognostizieren Experten der UN, dass es bis 2030 43 sogenannte Megastädte weltweit geben könnte. Auch wenn in Deutschland die Urbanisierung im Vergleich dazu langsamer voranschreitet, so schreitet sie doch voran. Experten gehen davon aus, dass zurzeit rund 77 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands in Städten leben, 2050 sollen es schon rund 84 Prozent sein.
Damit einem das Leben in den Städten der Zukunft halbwegs darstellbar erscheint, müssen sich auch Normalverdiener das innerstädtische Wohnen und Arbeiten weiterhin leisten können.
Unabdingbar ist es, dass man den zahllosen Versorgungsfirmen mit ihren rund um die Uhr benötigten Dienstleistungen eine möglichst emissionsfreie Fortbewegung von A nach B  anbietet.

Corona hat uns die Vorteile des Home-office-Alltags vor Augen geführt. Wo bislang nur 20 Prozent der Arbeit zuhause erledigt wurden, sollten nach Hochrechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln künftig bis zu 60 Prozent leistbar sein. Beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sieht man das ähnlich, wird in einer aktuellen Studie zum Büro 2030 mit oftmals deutlich verkleinerten Firmenzentralen und einem somit schrumpfenden Büroflächenbedarf gerechnet. Ausgehend vom boomenden Home-office-Votum schätzen die Forscher ergänzend, dass bis zu 45 Prozent aller Kilometer, die man in der Stadt zurücklegt, ums Jahr 2030 mit autonomen Taxis und Shuttlebussen oder per privat genutztem Carsharing absolviert werden könnten.

Bei der Unternehmensberatung Mc Kinsey werden zudem unterm Stichwort Urban Farming Möglichkeiten skizziert, wie sich der LKW- und Lieferwagenverkehr minimieren ließe: Wer Obst oder Gemüse beispielsweise direkt vor Ort in den Städten anbaut, verkürzt Transportwege.
In manchen großstädtischen Supermärkten existieren schon heute Zuchtschränke, in denen man etwa Küchenkräuter, Gurken und Salat wachsen lässt, um sie frisch an den Verbraucher verkaufen zu können.
Die Vorteile für den Konsumenten liegen auf der Hand. So gesehen ist´s erst recht fürs produzierende Gewerbe nie zu spät, sich etwa mit dem Mobilitätsbereich sämtlicher Mitarbeiter sowie den Auslieferungsmöglichkeiten von Produkten aus der Firma hin zum Kunden zu beschäftigen. Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) bietet derzeit für Unternehmen eine kostenlose Impulsberatung für KMU – Betriebliches Mobilitätsmanagement an – in enger Kooperation mit der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit.

Mit den Impulsberatungen sollen kleinere und mittlere niedersächsische Unternehmen bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte unterstützt und dafür sensibilisiert werden, aktiv eigene Maßnahmen anzugehen. Betrachtet werden die Bereiche Dienstreisen, Mitarbeitermobilität, der Firmenfuhrpark sowie die Verkehrsinfrastruktur und der zur Verfügung stehende Parkraum.

An Voraussetzungen gilt es zu beachten: dass die Firma zwischen 20 und 249 Mitarbeiter beschäftigt, der Unternehmenssitz in Niedersachsen liegt, man eine Mitgliedschaft in der IHK oder der HWK nachweisen kann – und dass die Beteiligung der öffentlichen Hand am Unternehmen 49 Prozent nicht überschreitet. Die Beratung mit einem Umfang von vier Tagen und einem Wert von 4000 Euro ist kostenfrei. Sie wird nach Beantragung durch ausgewiesene Spezialisten wie etwa den Bremer Michael Pelzl durchgeführt. Die Anzahl der Beratungen ist begrenzt. Antragsformulare und vertiefende Infos via www-Link: klimaschutz-niedersachsen.de/energieberatung/unternehmen/ impulsberatung-betriebliches-mobilitätsmanagement.
Mit der Idee, „Grüne Stadtlogistik“ auf der sogenannten letzten Meile zu verwirklichen, ließen sich der Wahl-Potsdamer Jan Erdweg und sein Kompagnon Olaf Lehnigk eine App für ihre 2019er Firmengründung Zukunftsangelegenheiten GmbH entwickeln, mit deren Hilfe man die Steuerung von Transportwegen termingerecht umsetzen konnte:
Damit wurde es möglich, etwa Bio-Lebensmittel von Brandenburger Erzeugern frühmorgens zwischen vier und sechs Uhr in auf einem Potsdamer Betriebshof bereitgestellten Kühlcontainern anliefern zu lassen – wo die Bestellungen von E-Lastenradlieferanten abgeholt und ohne lange Zwischenlagerung termingerecht an die Kunden im Großraum Berlin verteilt werden konnten. Das hehre Ziel dabei: Großstädte bundesweit vom Lärm, den Staus und Emissionen zu befreien; Erzeuger und Lieferdienste arbeiten dank App Hand in Hand zusammen. Kurz vor der Anlieferung erhält der Verbraucher eine E-Mail mit der genauen Lieferzeit.
Erstaunlich, was alles in so ein E-Lastenfahrrad passt. „Zugelassen ist es für 250 Kilogramm“, sagt Carina Heinz, Projektentwicklerin bei dem in Düsseldorf sitzenden Cargo Velo-Betrieb, der  von Erdweg und Lehnigk für eine Kooperation in mehreren deutschen Städten gewonnen wurde.
Die Geschäftsidee für das klimaneutrale Liefernetzwerk geht ursprünglich auf ein Entrepreneurship-Projekt der Deutschen Bahn zurück, das Erdweg und Lehnigk vor gut drei Jahren über neue Logistikvisionen nachgrübeln ließ. Da der Logistikriese aber mit den letzten Kilometern bis zum Endkunden im Grunde eher wenig am Hut hat, wurde dem Entwicklerduo Erdweg/Lehnigk letztlich empfohlen, sich mit ihrem Projekt selbstständig zu machen. Rückblickend kann man sagen, dass sich der Mut zur Unternehmensgründung gelohnt hat.

Dieser Text ist im Extrablatt Klimaschutz Nordwest erschienen.

Das ganze Heft finden sie hier:

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