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Umdenken gefordert22.07.2020



Text | Christoph Kienemann

In der Bundesrepublik regnet es nach wie vor zu wenig. Insbesondere die Jahre 2018 und 2019 können als Dürre-Jahre eingeordnet werden. Auch wenn es derzeit den Anschein hat, dass es wieder vermehrt regnet, reicht die Menge oftmals nicht aus, um Wasserstände wieder auszugleichen. Daher herrscht vielerorts bis in die tieferen Bodenschichten eine außergewöhnliche Dürre. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) rät zu einem Paradigmenwechsel beim Wassermanagement im ländlichen Raum.
„Die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre macht es erforderlich, das Wasser in der Landschaft zu halten und Fließgewässern ausreichend Raum zu geben“, sagte Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär. In Zeiten von Hitze, Dürre und Starkregen, die der Klimawandel verursache, seien Anpassungen nötig. „Zielführend sind regionale Konzepte, die gemeinsam mit den betroffenen Akteuren aus Behörden, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz erarbeitet werden. Unterstützung bieten digitale Systeme, die beispielsweise die Wasserverteilung in der Landschaft virtuell darstellen“, so Bonde. Dr. Maximilian Hempel, DBU-Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz schilderte dabei das Grundproblem: „Um Moore, Auen und Feuchtgebiete nutzbar zu machen, wurden in der Vergangenheit – und auch heute noch – Flächen über Gräben und Drainagen entwässert sowie Flüsse und Bäche begradigt“. Letzteres habe dazu geführt, dass Regen nicht mehr in einem ausreichenden Maß in die Landschaft abfließen könne und die Wasserreserven nicht aufgefüllt werden können. Regnet es längere Zeit nicht, wie in den Sommermonaten der letzten Jahre, trocknen die Flächen immer mehr aus und der Grundwasserspiegel sinkt“, so Hempel.
Die DBU fördert daher Modellprojekte, die das Wasser in der Landschaft belassen sollen und somit dazu beitragen könnten, Dürreperioden besser zu überstehen. Letztere werden, bedingt durch den Klimawandel, in Zukunft regelmäßiger auftreten. So konnte in Abstimmung zwischen Landwirten, Naturschützern und Wasserversorgern im nordrhein-westfälischen Haltern eine Ampelkarte als Entscheidungshilfe für die Wasserentnahme aus dem größten nutzbaren Grundwasservorkommen Nordrhein-Westfalens, den Halterner Sanden erarbeitet werden. „Ein weiteres beispielhaftes Projekt befasst sich damit, Fließgewässern einen freien Pendelraum für ihre natürliche, eigendynamische Laufentwicklung zurückzugeben“, so Hempel. Begradigen und Eindeichen führe zu einem Verlust der Artenvielfalt, der Wasserqualität und verstärke die Hochwassergefahr. Das zum Karlsruher Institut für Technologie gehörige Aueninstitut (Rastatt) habe mit digitalen Planungsinstrumenten Konzepte für die Blies im Saarland, die Ammer in Bayern und die Mulde in Sachsen entwickelt. Damit würden die Ökosystemleistungen der Flusslandschaften gestärkt und die Kosten für das Gewässermanagement verringert. Abhilfe könnte zudem die Energiewende bringen. Der Wasserbedarf werde sich nach den untersuchten Szenarien bis zum Jahr 2050 in Deutschland insgesamt schätzungsweise um die Hälfte verringern, so die DBU. Hierfür sei vor allem der geringere Bedarf an Kühlwasser in Großkraftwerken verantwortlich. So könne ein schnellerer Umbau der Energiewirtschaft nicht nur dem Klima zugutekommen, sondern auch der Wasserverfügbarkeit im ländlichen Raum.

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