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Entdeckungen29.06.2021





Text: Horst E. Wegener

Während in den Jahren nach der Schließung des Tempelhofer Flughafens dessen verwaiste Außenflächen von der Bevölkerung exzessiv sportlich in Besitz genommen wurden, blieb der nur ein paar Steinwürfe entfernte Körnerpark einer dieser Neuköllner Geheimtipps, die man eher zufällig bei einem Kiezspaziergang durchs Viertel entdeckt.
Angelegt wurde das heutige Juwel zwischen 1912 und ´16 auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube. Diese war von ihrem Besitzer, dem Unternehmer Franz Körner, der Gemeinde zuvor geschenkt worden – unter der Bedingung, dort einen Park zu errichten. Die Vision des Baulöwen, somit das umliegende Viertel aufzuwerten, glückte nur bedingt, der Körnerkiez mauserte sich in den Krisenzeiten der Weimarer Republik zum sozialen Brennpunkt. Da der Park zudem in der Einflugschneise des Flughafens lag, verwahrloste er nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Erst in den späten 1970er Jahren wurde das Areal auf Grundlage der einstigen Pläne wieder ertüchtigt und steht seit 2004 unter Denkmalschutz.
Die ursprüngliche Nutzung als Kiesgrube bringt es mit sich, dass das 2,4 Hektar große Gelände fünf bis sieben Meter unterhalb des Straßenniveaus liegt. Egal aus welcher Himmelsrichtung man sich annähert, führen entweder lange Treppen mit Balustraden Stufe um Stufe hinunter zur sattgrünen Wiese, begrenzt von akkurat gestutzten Hecken, eingefassten Blumenrabatten, schattenspendenden Platanen; oder es plätschert Wasser über eine Kaskade hinab, ergießt sich in ein Becken, wird von einer Fontäne in die Luft gewirbelt. Der Park ist symmetrisch angelegt und zeigt neobarocke Gestaltungselemente. Im westlichen Teil, quasi gegenüber der Wasserkaskade befindet sich eine Orangerie mitsamt Sonnenterrasse – als Besucher wähnt man sich in einem idyllischen Schlosspark. Kein Wunder, dass der Volksmund den Körnerpark gern als Neuköllns Sanssouci umschreibt.
Zum Joggen ist das Areal zu klein, Grillen ist verboten – so dass Flaneure und Ruhesuchende die Oase weitestgehend für sich haben; in der Orangerie befindet sich seit 1983 eine kommunale Galerie sowie ein Selbstbedienungscafé, auf der Sonnenterrasse davor finden regelmäßige Kunst- und Kulturevents statt. Nach dem Mitte Juni veranstalteten Kulturreigen „48 Stunden Neukölln“ findet  derzeit an jedem Sonntag ab 18 Uhr die sehr beliebten umsonst und draußen-Konzerte der Reihe „Sommer im Körnerpark“ statt. Vorbeischauen lohnt.


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