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Wirtschaft, Politik und Kultur vereinen12.01.2021



Überrascht dürfen die Zuschauer*innen des Oeins am 22.12. gewesen sein, als das gewohnte Programm ins Stocken geriet und erstmal Stille herrschte. Zumindest, bis sich eine, während der Pandemie doch eher leise Gruppe von Menschen laut gemacht hat. Über 30 Oldenburger*innen aus dem Kunst- und Kulturbereich berichten in dem 150-minütigen Video über ihre Erfahrungen, Ideen und vor allem Einbußen während der Krise. Es ist ein Apell, nicht nur an die Mitmenschen, sondern vor allem an die Politik, welche noch immer nicht die passenden Lösungen parat hat, die es allen gleichmäßig erlauben würden, während der Krise ohne Existenzängste zu leben.
Auch nach der Erstausstrahlung bleibt das Interesse an dem, was die Kulturschaffenden der Stadt zu sagen haben, groß. 700 Aufrufe zählt das Video „Flatlined Culture – Das Oldenburger Kulturflimmern“ mittlerweile auf dem Youtube-Kanal von Oeins. Dass es hinter der Aktion um noch viel mehr geht, als einmalig Gesicht zu zeigen, erklärt Manuela Girgsdies (Dozentin an der VHS, Bookerin & Promoterin) wie folgt: „Jinke Fanselau und ich hatten immer ein großes Bestreben, hier ein großes Netzwerk aus Kulturschaffenden aufzubauen, wo man sich dann auch gegenseitig helfen kann. Mit den Kulturgesichtern kam das dann richtig in’s Rollen.“ Doch nicht nur das gegenseitige Helfen soll dabei eine Rolle spielen, sondern vor allem die gemeinsame Kraft, die es benötigt, Druck auf die Lokalpolitik auszuüben und klar zu zeigen, wie sehr Kultur und Wirtschaft tatsächlich zusammengehören. „Es gibt ja den sogenannten induzierten Umsatz. In Oldenburg liegt der bei etwa einem Euro in der Kulturbranche, während 4-5 Euro aus anderen Branchen dazu kommen. Uns war es bei der Aktion wichtig, auch das zu zeigen. Wenn man zum Beispiel einen Kramermarkt oder Lambertimarkt nimmt und auf die Zahlen schaut, dann muss man auch betrachten, dass beispielsweise die Schausteller mit ihren Kindern hier wochenlang leben und Geld mit in die Stadt bringen. Das sind alles Tragweiten, deren man sich gar nicht so richtig bewusst war.“
Dass die Kultur als wichtiger Wirtschaftsfaktor betrachtet werden kann und muss, zeigten Landkreise wie Delmenhorst oder Braunschweig während der Pandemie erfolgreich. Dort wurden große und gemeinsame Hilfsfonds für Sport, Kultur, Bildung und Freizeit angelegt, um finanzielle Engpässe abzumildern. Bei diesen Zusammenschlüssen der Kulturschaffenden hier in Oldenburg sei es besonders wichtig, alle Zweige zu betrachten und den Begriff erheblich zu erweitern. „Es hilft mir beim Booking ja nicht, wenn es mir gut geht aber ich kein Equipment leihen kann, wenn ich keinen Saal mieten kann oder keine Disco oder Bar, weil die alle geschlossen haben, oder wenn es keinen Tonmann mehr gibt oder die benötigten Zulieferer wegfallen. Um ein bestehendes System zu erhalten, sind alle systemrelevant.“ Und während man nun einerseits versucht, Verluste in der Branche mit einem beschwichtigenden „wo etwas Altes geht wird Platz für etwas Neues geschaffen“ abzuwinken, sieht Hauke Beck (als Künstler aktiv beim Hidden Art Projekt), ebenfalls Initiator hinter Flatlined Culture, das Ganze etwas kritischer: „Klar, jede Krise stellt auch eine neue Chance dar, aber wenn die Etablierten gehen und die Neuen kommen, können diese natürlich einen neuen Weg gehen, aber sie fangen eben wieder von vorne an. Und es ist absolut tragisch, wie viel gelebtes Wissen dabei verloren gehen würde.“  Ein runder Tisch, an dem die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Kultur zusammenkommen, so zumindest der Plan hinter Flatlined Culture, soll dabei helfen, eben dieses Wissen auszutauschen und auch für andere nutzbar zu machen. „Wir haben ganz viel wunderbare Kultur in Oldenburg, man muss sie halt nur zusammenbringen. Erst, wenn man zusammenarbeitet, gibt es Synergieeffekte, mit welchen man dann an sehr große Ziele herangehen kann, die man allein gar nicht erreichen könnte.“, so Beck. Welche Ziele in naher Zukunft erreicht werden können, wird sich zeigen. Nach ersten Gesprächen mit der lokalen Politik und Verwaltung, darunter Oberbürgermeister Krogmann und Christiane Cordes, zeigt sich Manuela Giergsdies jedoch zuversichtlich.

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