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Wochenzeitung DIABOLO:
Was für eine Kunst!
Sehenswert: moderne Damastweberei im Palais Rastede31.01.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Was für eine Kunst!<br />Sehenswert: moderne Damastweberei im Palais Rastede

text und foto  |  BRITTA LÜBBERS

Gewebte Werke aus Damast – das klingt nicht wirklich trendy. Dass Damaste aber so viel mehr sein können als feine Tischtücher für festliche Anlässe, das dokumentiert die aktuelle Ausstellung im Palais Rastede.

Die Niederländische Damastwebergilde zeigt moderne Textilkunst, von großformatig bis filigran, von abstrakt bis gegenständlich, von Landschaften über Porträts bis hin zu geometrischen Formen und Stadtansichten.
In einem der Räume steht ein sehr großer Webstuhl, den aufzubauen es einen ganzen Tag brauchte, wie Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben anlässlich der Vernissage erklärte. Unglaublich, dass mit einem so komplexen und schwer beherrschbaren Apparat derart vielgestaltige Arbeiten entstehen können. „Spiel mit Licht und Schatten“, so ist die Schau überschrieben. Denn Damaste verändern ihre Wirkung je nach Lichteinfall so stark wie kaum ein anderes Material.
Einem rot-grau-schwarzen Schachbrett gleich funkeln die Farben in Corrie van Eijks „Landschaft“, über der – als einzige Rundung – eine fette rote Sonne thront. Funkelnd auch die Skyline von „Rotterdam bei Nacht“, die Monique Hakkenes in zwei kleineren Formaten ausstellt.
Verstörend ist das Bild, das einen blutig geschlagenen Mann zeigt. Jede Falte im Gesicht, jede Haarsträhne ist mikroskopisch genau ausgearbeitet. Rot tropft es von den zerschundenen  Lippen. „Verletzt“ hat Bonnie Horjus ihr Werk betitelt.
„Keramik“ und „Aussicht“ heißen zwei weitere Arbeiten von Corrie van Eijk. Zu sehen sind eine prähistorisch wirkende Vase und ein antiker Rundbogen vor gewellter Landschaft. Die Bilder haben einen staubgrauen Farbton und wirken wie vergessene Dias aus der Familienschatztruhe.
Insgesamt 14 Künstlerinnen zeigen, was sie mit Damast alles können. Die internationale Wanderausstellung war zuvor in den nördlichen Niederlanden und der Schweiz zu sehen, Rastede ist die dritte Station. Von hier aus geht es weiter nach Estland und in die südlichen Niederlande. Endstation ist das Museum für Tuch und Technik in Neumünster.
Zur Eröffnung gab Dr. Christian Stürmer eine kleine Einführung in die Geschichte der Damastweberei. Das kostbare Gewebe gelangte im 12. Jahrhundert von Syrien nach Europa. Syriens Hauptstadt Damaskus war dank seiner Lage an der Seidenstraße eine reiche, prächtige Stadt – ihr Name stand Pate für den Webstoff. Das erste Zentrum der europäischen Damastweberei entstand in Flandern. Wandernde Handwerksgesellen aus der Lausitz waren so fasziniert von den Möglichkeiten, die Webstuhl und Material bieten, dass sie sich die notwendigen Fertigkeiten aneigneten und in ihre Heimat exportierten. „Um 1750 gab es rund 1600 Damast-Webstühle in der Lausitz“, sagte Christian Stürmer, der auch die aufwendige Technik kurz erläuterte: Ein Schussfaden wird durch Klettfäden geschossen, die beiden Fadensysteme werden rechtwinklig gekreuzt. So entstehen Muster und Motive.
Die ersten Damast-Weberinnen und Weber arbeiteten nach Skizzen, auf denen alle Flächen und Punkte als Karos dargestellt sind. „Heute würde man sagen: Das Motiv wurde aufgepixelt“, erklärte Christian Stürmer.
Die meisten der in der Ausstellung präsentierten Arbeiten sind konventionell entstanden, einige Weberinnen nutzten aber auch einen computergesteuerten Webstuhl.
Ob puristisch oder technisch aufgerüstet: Das Ergebnis überzeugt in jedem Fall.

Spiel mit Licht und Schatten
Moderne, handgewobene Damaste der Damastwebergilde
Palais Rastede, Feldbreite 23
20. Januar bis 24. März

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