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Wider die Kulturvergessenheit deutscher Politik
Deutscher Musikrat12.01.2021

„Kultur ist unverzichtbar!“ Das hat kein Mitglied aus Deutschlands Ministerpräsidentenrunde gesagt, sondern geht auf eine kürzlich via nationales Fernsehen verbreitete Äußerung von Frankreichs Präsident Macron zurück, der damit den Künstlern seiner Grande Nation den Rücken stärken wollte. Derweil könnten wir uns hierzulande in diesen pandemischen Zeiten eher dauerfrustriert die Haare raufen, wie wenig der anhaltende Shutdown der Kultur die führenden Köpfe der Politik im viel beschworenen Land der Dichter und Denker beschwert. Was der Wirtschafts- und der Finanzminister an Milliarden Euro Soforthilfe seit Ende März 2020 an die Kreativbranche mit der Bazooka rauszuballern versprachen, das entnehmen sie längst jenen Töpfen, auf die angeblich mangels Nachfrage bislang kaum zugegriffen wurde. Dies ist offenbar so, weil der bürokratische Apparat die Gelder bis heute mit Zähnen und Klauen gegen jeden Antragsteller verteidigt - was unsere Staatsbediensteten liebend gern vor sich und anderen verheimlichen. Und dass die Kreativwirtschaft in Deutschland eine Milliardenindustrie mit beispielloser Wichtigkeit für unser aller Zukunft und bald zwei Millionen Beschäftigten darstellt, und damit wichtiger als viele Altindustrien ist, die sich ihre Subventionen notfalls bei der Kanzlerin persönlich abholen, das nehmen Polit-Entscheider im Lande auch wegen unzureichender Lobbyarbeit hartnäckig nicht zur Kenntnis. Die Kulturvergessenheit deutscher Politik geht zum Großteil auf jenen Umstand zurück, dass die Zuständigkeit fürs kreative Treiben auf unsere Städte, Gemeinden und Bundesländer verteilt ist. Der föderale Flickenteppich begünstigt ein Sammelsurium an Initiativen, die jeweils Eigeninteressen verfolgen. Sofern sich diese unter einem Dach versammeln, ist damit nicht automatisch Schlagkraft gewonnen.
Ein Beispiel aus dem Musikbereich: Der 1953 in Bonn gegründete Deutsche Musikrat (DMR), der als weltweit größter nationaler Musikdachverband über 14 Millionen musisch aktiver Bundesbürger repräsentiert. So vorteilhaft es klingen mag, wenn sie sich beim DMR zum Sprachrohr von Berufsmusikern und Laien gleichermaßen berufen fühlen, angesichts der unterschiedlichen Interessen sämtlicher Mitglieder kommt es allein schon der Quadratur des Kreises gleich, effiziente Lobbyarbeit für alle leisten zu wollen. Damit nicht genug, hat sich der DMR der Förderung des musikalischen Nachwuchses verschrieben, soll der zeitgenössischen Musik ein Podium geboten werden, gilt es übers Musikland Deutschland Informationen zu erstellen und diese zu verbreiten.
Mit regelmäßig produzierten CDs wird das Schaffen junger deutscher oder in Deutschland lebenden Komponisten dokumentiert. Zudem firmiert man als Ausrichter von verschiedenen Wettbewerben, darunter „Jugend musiziert“ und „Jugend jazzt“. Jenen musikalischen Teilbereich der bundesweit ausgelobten Neustart Kultur-Initiative verantwortend ist der DMR derzeit zuständig fürs Verteilen von 1500 Stipendien an Soloselbstständige  – eine Antragstellung ist noch bis zum 17. Januar 2021 möglich; näheres via www.musikrat.de.  
                                                   
Text: Horst E. Wegener




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