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Spontanität und Kreativität10.03.2020



Improvisationstheater ist weit mehr als eine rasche Abfolge von spontanen, hektisch vollführten Szenen, die das Publikum im besten Falle unterhalten sollen. Aus wie vielen Facetten diese Theaterform wirklich besteht, das weiß der Improvisationsspieler als auch -leiter Jan Hiller. „Ich könnte stundenlang über Improvisationstheater erzählen, weil es eben auch so ein breites Feld ist. Und Improtheater ist eben das, was mir am meisten am Herzen liegt.“ Seine Leidenschaft für Spontanität und Kreativität lebt der Oldenburger auf vielerlei Weise aus.
Offenheit, das Zusammenspiel im Team, Risikobereitschaft – das sind die Grundvoraussetzungen, um in der Welt des Improvisierens zu bestehen. Angehende Improspieler *innen sollten für Szenen gewappnet sein, die ohne geschriebenen Dialog und zumeist ohne eine vorbestimmte Handlung auskommen müssen. Der darin erfahrene Jan Hiller nennt die Partizipation des Publikums als einen weiteren wichtigen Punkt: „Das Spannende daran ist, das zumeist auch das Publikum im Schaffensprozess involviert ist.“ Seit über zwanzig Jahren begleitet Jan Hiller die Improvisationskunst. Zum einen leitet er einen Fortgeschrittenenanfängerkurs im so genannten ‚Theatersport‘ an. Dieser Kurs läuft über den Hochschulsport in Kooperation mit dem Oldenburger Universitätstheater. „Diese Bezeichnung des Theatersports geht auf den Dramaturgen und Schauspiellehrer Keith Johnstone zurück. Er wollte Improtheater als Teamsport aufziehen.“ In besagter Form treten zwei Mannschaften in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an - stets mit der vordergründigen Absicht, das Publikum jeweils für sich gewinnen zu können. „In Kanada, wo Johnstone gegenwärtig lebt, gibt es dafür auch richtige Ligen.“
In den Darbietungsformen differenzieren sich Kurz- und Langformen heraus, die mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen versehen sind. „Kurzformen bieten sozusagen ein ‚Szenenfeuerwerk‘, in dem viele Spiele verschiedenster Kategorien ausprobiert werden. Langformen erzählen eine Geschichte über einen längeren Zeitraum. Diese können sich auf mehrere Stunden erstrecken.“ Ein wenig bedauert Jan Hiller die Seltenheit, mit der letztere Form anzutreffen ist. Gerade auch, weil Langformen sich nicht davor scheuen, die Szene(n) mit ernstem Inhalt zu füllen. „Ich persönlich bevorzuge Mischformen, die eine gewisse Form von Humor zulassen und trotzdem versuchen, authentisches Charakterspiel aufzuzeigen.“ Zum anderen kann der Charaktermime auf ein jahrelanges Engagement bei der Improtheatergruppe „Wat ihr Wollt“ zurückblicken. „Wir haben über die Jahre viele Erfahrungen gesammelt und bilden uns im Improtheaterbereich stetig weiter. Wir sind sowohl auf kleinen als auch auf großen Bühnen zu finden, sei es nun auf einem Festival oder bei einer privaten Veranstaltung.  Häufig machen wir Konzeptshows, die über den ganzen Abend gehen.“ Des Weiteren verwaltet und betreut er die offene Improbühne „Spielreflex“. In dieser monatlichen Veranstaltung bieten Jan Hiller und seine Mitstreiter*innen allen Neugierigen die Gelegenheit, sich selbst  im Improspiel auszuprobieren. Die Einnahmen der Spielreflex gespendet. Ansonsten hat Jan Hiller seine Finger bei zahlreichen anderen Projekten und Produktionen mit ihm Spiel. Dazu gesellt sich das ,Unternehmenstheater‘ als dritte Bühnensituation.
Im Übrigen ist das Improvisationstheater keine postmoderne Erfindung. Die Ursprünge reichen weit zurück. „Es gab bereits im griechischen Drama improvisierte Passagen. Das Improtheater ist aus Theaterübungen entstanden, in denen es darum ging, Schauspieler aus ihren eingefahrenen Methoden, aus ihrer Komfortzone herauszuholen.“ Über das Bekannte und Gewohnte hinausblicken - mittels der Methoden des Improtheaters lässt sich das auf den Alltag übertrage: „Ich würde behaupten, dass Improtheater hat mich verändert. Ich bin Veränderungen grundsätzlich positiv gegenüber gestellt.“ Als nächstes wichtiges Ereignis steht für ihn das Improtheaterfestival ‚SpontanOL‘ an, das jährlich von den Improgruppen ‚Wat Ihr Wollt‘, ‚12 Meter Hase‘ und dem OUT organisiert wird. Dabei ist Jan Hiller vor allem eines wichtig: „Improtheater soll Spaß machen!“.

 Text und Foto: Dana Hubrich

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