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Wochenzeitung DIABOLO:
11 Fragen an... Anka Reinke-Thomsen16.11.2018
Interview und Foto | Karin Peters
Einen Kulturraum mit ganz persönlichem Ambiente, der an die Tradition der künstlerischen Salons des 18. und 19. Jahrhunderts erinnert. Den stilvollen Rahmen dafür liefert das Gesellschaftszimmer in ihrem alten Oldenburger Stadthaus. Kristalllüster und Kerzenschein spiegeln sich im Lack des schwarz glänzenden Flügels. Hier trägt die professionelle Mezzo-Sopranistin, meist begleitet von einem Pianisten, mit Leidenschaft Lieder aus unterschiedlichsten Epochen und Genres vor. Zwischendurch plaudert sie über Komponisten und Interpreten, gibt Anekdoten und literarische Texte zum Besten. Die wenigen Sitzplätze sind fast immer ausgebucht. Nicht nur ihr Publikum macht Anka Reinke-Thomsen mit ihrem Salon glücklich, Gesang bedeutet der 52jährigen Oldenburgerin alles. Nach dem Musikstudium und ihrer anschließenden Tätigkeit als Gymnasiallehrerin hat sie sich vor zwanzig Jahren mutig in die künstlerische Freiheit gewagt. Seitdem tritt sie als Sängerin in verschiedenen Ensembles auf, gibt Gesangs- und Klavierunterricht … und jetzt eben auch regelmäßig Konzerte im eigenen Haus.
DIABOLO: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Reinke-Thomsen: Schon als Kind habe ich Flöte, Gitarre und Klavier gespielt. Mit 17 begann ich, Gesangsunterricht zu nehmen. Später, im Lehramtsstudium, war mir die Musik immer das Entscheidende. Ich unterrichtete dann einige Jahre am Gymnasium als Musik- und Deutschlehrerin. Meinen größten stimmlichen und musikalischen Förderer hatte ich in Herrn Peter Vettermann gefunden, der lange Zeit die Opernchorleitung des Staatstheaters Oldenburg innehatte und mir die Liebe zur dramatischen Opernliteratur vermittelte. Auch in Irina Wischnizkaja, sie war viele Jahre als gefeierte Sopranistin am Oldenburger Staatstheater, hatte ich eine großartige Lehrerin, die mir in den letzten Jahren künstlerisch zur Seite stand.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Reinke-Thomsen: Musizieren bedeutet für mich ein Innehalten, eine totale Konzentration auf den Moment, der gerade da ist. Ich, aber auch der Hörer, darf sich mit Gefühlen und Assoziationen auseinandersetzen, für die unsere schnelle Zeit sonst wenig Raum lässt. Ich glaube fast, dass Musik und auch Kunst allgemein vielleicht der letzte funktionslose Raum für uns Menschen bleibt und darum auch so wichtig für uns alle ist.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Reinke-Thomsen: Da ich ein breites Spektrum an Musik liebe, sind das viele Themen: Ich singe im Moment viel Johann Sebastian Bach und liebe daran das strenge Gerüst, in dem aber unglaublich viel Gefühl ausgedrückt wird. In den 1920er-und 30er-Jahre-Schlagern ist es die Entstehungszeit, unter anderem der Druck der NS-Zeit auf die Künstler bis hin zur Todesangst. Auch in meinem spanischen Programm geht es durch den Komponisten und Dichter Frederico Garcia Llorca um das Thema Faschismus in Spanien. Es sind aber meistens die großen Themen des Lebens: Liebe, Glück, Unglück, Verzweiflung, Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschung, die in den Texten der Stücke mitschwingen. Der zeitlich politische Rahmen der einzelnen Stücke kann sehr spannend sein.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Reinke-Thomsen: Ich arbeite und unterrichte überwiegend zu Hause, einen Tag in der Woche an der Musikschule Bad Zwischenahn. Vormittags habe ich Proben zu unterschiedlichen Musikprojekten oder plane neue Programme und versuche mich im Marketing für mein Projekt „Der glückliche Salon“.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Reinke-Thomsen: Das Besondere ist wohl, dass ich klassische Arien der Romantik, Spätromantik aber auch Bach-Arien genauso liebe, wie französische Chansons, Evergreens, Schlager der 20er- und 30er Jahre und auch Jazz-Standards. Das heißt, ich bevorzuge es auch, gemischte Programme anzubieten. Lange bevor es Klassik meets Pop gab, haben wir schon in unserer spanischen Gruppe „alegria y mas“ die Genre spanische Volksmusik, Klassik und Pop erfolgreich gemischt. Und das tun wir immer noch.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Reinke-Thomsen: Unter vielen anderen ein Weihnachtskonzert in Rastede, in dem der Mix der Genres besonders gut gelungen ist. Begleitet von einer klassischen Harfenistin und einem spanischen Gitarrenspieler habe ich sowohl Dvoràks „Arie an den Mond“, Bachs „Bereite dich Zion“ aber auch „hijo de la luna“ und „home“ in der voll besetzten Kirche gesungen. Das hat total Spaß gemacht.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Reinke-Thomsen: Ich bereite gerade einige Weihnachtskonzerte vor. Ein gemischtes Programm: Internationale Weihnachtslieder bis hin zu Saint Saens. Aber auch Swing und Chansons, garniert mit passenden Geschichten und Anekdoten.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu hören?
Reinke-Thomsen: Seit letztem Oktober gibt es mein Projekt „Der Glückliche Salon“, in dem ich wechselnde Programme mit verschiedenen Ensembles vorstelle. Wir möchten in angenehmer Atmosphäre schöne Musik anbieten. Durch den kleinen Konzertraum – er hat Platz für etwa 22 Personen – entsteht ein sehr direkter Kontakt zwischen Künstlern und Zuschauern. Das nächste Konzert in der Eschstraße 36 findet am 24. November und am 15. Dezember mit der brillanten Begleitung von Martin Meyer und unter dem Motto „Weihnachten im Glücklichen Salon“ statt. Außerdem gastiere ich am 8. Dezember mit Martin Meyer im Rasteder Palais und am 1. Advent in der Martin-Luther-Kirche in Oldenburg.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Reinke-Thomsen: Für mich bedeutet Erfolg, das zu leben, was von selber aus mir heraus will. So viel wie möglich zu singen, weil mich Singen glücklich macht. Die künstlerische Authentizität des Moments glaubhaft meinem Publikum zu präsentieren.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Reinke-Thomsen: Ich habe keine Vergleichswerte. Ich denke aber, in einer größeren Stadt wäre es noch schwieriger, sich bekannt zu machen. Aber eine Schwierigkeit ist es, von den öffentlichen Medien unterstützt zu werden. Es reicht eben nicht, wenn man oder frau online präsent ist. Da ist es, glaube ich, schon so, dass die Künstler von außerhalb eher gut angekündigt werden. Und ich muss mich mit meinem „Salon“ eher mit einer Zeile, zwei Tage vorher, in „Meine Woche“ zufrieden geben. Das macht es ein bisschen mühevoll.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Reinke-Thomsen: Ich möchte so lange wie möglich noch singen und Konzerte geben, in meinem „Glücklichen Salon“, aber auch überall.
Kontakt: www.der-glueckliche-salon.de
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