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„Aus dem Dachsbau“ von Dirk von Lowtzow19.04.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage
Die Anekdoten sind alphabetisch nach ihren Titeln geordnet, was auf den ersten Blick wirkt, als wären die Narrative dadurch vollkommen chaotisch. Jedoch gibt es einige Kapitel, die vorangegangene Erzählungen fortsetzen. Ehrlich und ungeschönt macht er auch vor wirklichen Tiefpunkten nicht Halt. Ein Beispiel wäre da das Kapitel "Junge Union". Ein Ausflug als Teenager in einer Art Ferienlager, bei dem er sich als Außenseiter fühlend, einen seiner ersten Alkoholexzesse erlebt und mitten in der Nacht im Schlaf das Doppelstockbett des Mehrbettzimmers durchnässt hat. Ein anderes wäre das tiefe Loch, in das er, und sicher auch viele andere Musiker, nach einer abgeschlossenen Tour fallen. Der schlagartige Wechsel vom 24/7 Action-Roadtrip zu absolutem Nichtstun scheint emotional zwischen Renteneintritt und dem Ende einer Beziehung zu stecken.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Stefan Dombrowski: Für mich als Tocotronic-Fan war vor allem sehr erhellend, wie viele Songs, die nach purer Fantasie klingen, letztendlich nahezu 1:1 tatsächlichen Erlebnissen entsprungen sind. In einigen Kapiteln geht die Erzählung direkt in Songtext-Auszüge über, was einen großen Aha-Effekt beim textsicheren Leser zufolge hat. Zum Beispiel der Song „Free Hospital“, der tatsächlich während eines Krankenhausaufenthalts entstand, oder das Kapitel „Expedition“, in dem man sogar mehrere Situationen aus der Diskographie wiedererkennen kann. Auch das Stück „Unwiederbringlich“, bei dem man auch so erkennt, dass es vom tatsächlichen Ableben eines geliebten Menschen handelt, bekommt durch „Aus dem Dachsbau“ viel mehr Tragweite, da die Verarbeitung des frühen Todes seines besten Freundes Alexander ein wiederkehrendes Thema ist, das sich durch das Buch zieht.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Stefan Dombrowski: Die von meiner Partnerin geschenkte, signierte Erstausgabe ist schnell im Bücherregal verschwunden, wo sie sicher vor Eselsohren und Fingerabdrücken ist. Dirk v. Lowtzow hat das Werk nämlich als Hörbuch eingelesen. Als Fan seiner Musik kann man schwer widerstehen mehr von seiner warmen Raucherstimme zu hören. Da Dirk von Lowtzow gerade einen neuen Roman unter dem Titel „Ich tauche auf“ veröffentlicht hat, war es genau die richtige Zeit, noch einmal reinzuhören.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Stefan Dombrowski: Es ist eher etwas für Fans von Tocotronic. Man bekommt tiefe Einblicke in die Arbeit eines Musikers, die sehr erhellend sind. Für Nichtkenner der Band bietet das Buch nicht sehr viel an. In Buchform und als Hörbuch funktionieren die kurzen Anekdoten und ständigen Themenwechsel, die alle mit der gleichen Tonalität vorgelesen werden, nicht sehr gut. Etwas Schlagzeug, Bass und Gitarre im Hintergrund würde helfen, die Geschichten besser zu unterscheiden.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Stefan Dombrowski: Mit seiner Band Tocotronic zählt Dirk von Lowtzow zu den Mitbegründern der Hamburger Schule, quasi der Renaissance der deutschsprachigen Rock- und Popmusik. Mit den letzten Alben wurden auch die Texte von Dirk von Lowtzow immer lyrischer, weshalb die Veröffentlichung von Schriftwerken eine organische Entwicklung zu sein scheint. Mittlerweile lebt er in Berlin.

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