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Weitere Aufklärung: Gedenkstätte Wehnen mit öffentlicher Führung zum Schicksal jüdischer Patient*innen20.11.2019

text  |  Christoph Kienemann

Letzteres gilt heute historisch als Beginn der Shoa, denn sie wurden nicht wie die übrigen Patienten nach medizinischen Gesichtspunkten selektiert, sondern ermordet, weil sie Juden waren. Seit Langem erforscht die Gedenkstätte Wehnen die Praxis der nationalsozialistischen Massenmorde an Patient*innen. In der Nachkriegszeit wurden die Aktionen zum Krankenmord unter dem Kürzel T4 gefasst, da die Bürozentrale für die Leitung der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich in einer damaligen Villa in der Tiergartenstraße 4 in Berlin-Mitte untergebracht war. Unmittelbar nach Anordnung der Krankenmorde sah es zunächst nicht danach aus, dass jüdische Patient*innen gesondert behandelt wurden. Sie wurden gemeinsam mit nichtjüdischen Patient*innen in die ersten Tötungsanstalten in Brandenburg und Grafeneck geschickt. Allerdings waren für ihre Selektion offenbar andere Kriterien ausschlaggebend, als die für nichtjüdische Patient*innen galten. Hier wurde nicht wegen Arbeitsunfähigkeit, sondern vorwiegend aufgrund der jüdischen „Rassenzugehörigkeit“ selektiert. Als erstes jüdisches Opfer der Krankenmorde starb Ludwig Alexander am 18. Januar 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck.
Die Geschehnisse sind dabei auch für die Oldenburger Geschichte bedeutsam, denn der Befehl erging aus dem Reichsinnenministerium und war durch den Oldenburger Arzt Dr. Fritz Cropp unterschrieben. Cropp war zuvor als Landesarzt im Staatsministerium Oldenburg tätig. Als Vorgesetzter von Herbert Linden, einem der Hauptorganisatoren der Aktion T4, war er zuständig für Krankenverlegungen. Nach Kriegsende ließ sich Cropp als Arzt in Delmenhorst nieder, bevor er 1952 in den Ruhestand eintrat.


Öffentliche Führung
Fr. 29.11., 16 Uhr, Gedenkstätte Wehnen, Bad Zwischenahn

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