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Energiebündel Happy Birthday, Suzi Q.11.06.2020



Text : Horst E. Wegener
Foto: Copyright Arsenal Filmverleih

Es gibt Songs, die einen direkt in einstige Teeniezeiten zurück versetzen - und uns die merkwürdigsten Erinnerungen ins Gedächtnis spülen. Wer „Can the Can“ hört und den Refrain dazu halbwegs textsicher mitgröhlen kann, dürfte in den 1970ern mit Sicherheit in jenem Alter gewesen sein, in dem man für Rock´n´Roll und Rockmusik brannte. Suzi Quatro, die ab ´73 mit Chartrennern wie „Can the Can“, „48 Crash“ oder „The Race is on” ihr Publikum im Sturm eroberte, war schon damals in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung: Eine Frontfrau im macho-dominierten Musikbusiness, nicht mal 1,59 Meter groß, Bass spielend, Markenzeichen schwarzes Leder-Catsuit; die Lady mit einer Reibeisenröhre spornte Jungs wie Mädels zum Tagträumen an.

Für Kontinentaleuropa und England sozusagen aus dem Nichts kommend stürmte die US-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln die Charts, fuhr Suzi Q jahrelang Nummer-Eins-Hits in Deutschland, England und Australien ein. An den Wänden vieler Teeniezimmer prangte der Bravo-Starschnitt des Energiebündels, unterm Bett horteten Penthouse-Fans das legendäre Quatro-Centerfold – als erste Frau weltweit wurde die Rock’´n’´Rollerin fürs Männermagazin angezogen abgelichtet; die Lady im sexy Leder-Dress sperrte ihren Geschlechtsgenossinnen von Debbie Harry über Joan Jett bis hin zur Girlspunkband L7 Türen zur Musikerinnenkarriere weit auf.
Dabei würde die seit Anfang des Monats siebzigjährige Suzi Quatro nie auf die Idee kommen, sich rückblickend als Feministin zu bezeichnen – so normal schien ihr, die bereits mit acht Jahren in Daddys Wochenendband den Bass zupfte und als Fünfzehnjährige mit den älteren Schwestern Patti und Arlene in der Girlscombo The Pleasure Seekers die Arbeiterkneipenszene ihrer Heimatstadt Detroit rockte, dieses Leben im Rampenlicht. Es wäre Suzi Q damals wohl kaum eingefallen, dass ein Mädchen oder eine Frau etwas nicht kann.
In der australischen Musikdoku „Suzi Q.“ harkt Filmemacher Liam Firmager jetzt zum einen chronologisch die wichtigsten Karriereschritte der seit ihrer Heirat mit dem deutschen Tour-Promoter Rainer Haas zwischen Hamburg und dem englischen Essex hin und herpendelnden Rocklady ab. Wegbegleiter erinnern sich und nachgeborene Musikerinnen schwärmen. Darüber hinaus macht Suzi Quatro kein Geheimnis daraus, dass ihr Weggang mit zwanzig gen London von den Schwestern bis heute als Verrat an den Pleasure Seekers begriffen wird.
Es gibt eben Entscheidungen, die sich auch im Nachhinein schwerlich korrigieren lassen. Andererseits blieb die Quatro vielseitig, sang und schauspielerte sie. Konzipierte Musicals, schrieb Gedichte, eine Novelle, ihre Autobiografie. Moderiert auf BBC eine Musiksendung, gibt auf Youtube Tipps zum Bass-Spielen – von der Uni in Cambridge bekam sie anno 2016 die Ehrendoktorwürde für ihre Verdienste um Musik verliehen. Kinder hat das Energiebündel übrigens auch; nur falls sich jemand wundert! Und wäre ihr nicht kürzlich Corona dazwischengekommen, dann hätte das Geburtstagskind ihren Fans eine Liveshow auf Europas Bühnen hingelegt, deren Tempo vielleicht noch Tina Turner draufhaben könnte. Üben wir uns in Geduld – und schaun ab 4. Juni ihren Kinofilm; Happy Birthday, Suzi Q.

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