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Schwere Wahrheitsfindung Über den 14. und 15. Prozesstag im Falle Högel13.03.2019



Text  |  Michael Richter
Foto | Saeed Allahdegir


Nach weiteren Angaben zur Prozessorganisation wird der 1. Zeuge G. aus Delmenhorst befragt. Herr G. ist mittlerweile Rentner, kann sich aber noch gut an die Zeit mit Högel in Delmenhorst erinnern. Er war ihm nicht sympathisch und er beschrieb ihn als extrem auffällig. Man habe ihn „Rettungsrambo“ genannt, was aber nicht zu Misstrauen von seiner Seite führte. Auch die 2. Zeugin, Frau Dr. S., ebenfalls damalige Kollegin und zu der Zeit Assistenzärztin in der Abteilung in Delmenhorst, hatte nie das Gefühl, Högel gegenüber Misstrauen aufkommen zu lassen. Im Gegenteil, sie erinnerte sich, Högel 2005, kurz nachdem er ertappt wurde, noch einmal gesehen zu haben. Er habe sehr niedergeschlagen gewirkt und sie habe ihm noch Mut zugesprochen.                                   Die 3. Zeugin des Vormittages Frau B. und ebenfalls aus Delmenhorst wurde deutlicher. Sie habe das Gefühl gehabt, dass mit Högel etwas nicht stimmt. KollegenInnen wollten mit ihm nicht mehr arbeiten und sie seien dann zur Stationsleitung gegangen. Hier habe man ihnen aber mitgeteilt, dass sie sich zurückhalten sollten und schlimmer, sie sollten darüber nicht mehr sprechen.  Auch hier wurde Richter Bührmann nochmals deutlich und bedankte sich bei der Zeugin für ihre Offenheit und Ehrlichkeit.                                                                                                                                              Dass es auch anders geht, zeigte der Nachmittag, mit dem Zeugen W. aus dem Klinikum Oldenburg. W. blieb beim bekannten Verhaltensmuster der Oldenburger Zeugen. Auch Herr W. konnte sich an nichts aus der Zeit mit Högel erinnern. Das ging dann, wieder einmal, so weit, dass selbst der Vorsitzende Richter Bührmann laut seiner Verärgerung Luft machte. Der Zeuge steigerte sich noch, indem er feststellte, sich nicht einmal an eigene Zeugenaussagen zu erinnern. Dass er noch 2015 vor der Polizei detailreich Erklärungen abgeben konnte, war ihm jetzt nicht mehr bewusst. So wurde dann auch Herr W., wie mittlerweile schon 7 weitere Oldenburger Zeugen, zur Abgabe des Eides aufgefordert. Das Gericht sah seine Glaubwürdigkeit nicht mehr gegeben.
Der nächste und 15. Prozesstag begann mit einer ausführlichen Rückschau der vergangenen Prozesstage durch den Vorsitzenden Richter. Danach folgt der 1. Sachverständige, Dr. Fennemann vom Institut für Rechtsmedizin der MHH, Außenstelle Oldenburg, der einen Überblick zur damaligen Problematik und ihrer Bewältigung gab. Es mussten Strukturen und Verfahrensweisen neu und erstmalig entwickelt werden, da es eine derartige Mordserie noch nie in Deutschland gegeben hatte. Insgesamt wurden 134 Exhumierungen vorgenommen, die eine große und neue Organisationsstruktur erforderlich machten.                                                                                                                                  
Die Angehörigen hätten betreut werden müssen und der Zustand der Leichenkörper war nach bis zu 15 Jahren äußerst schlecht. Aus diesem Grunde ging es für die Gerichtsmediziner nicht mehr um die Suche nach der Todesursache. Das Ziel war, noch Gewebe zu finden, das für die toxikologische Untersuchung nutzbar sei.                                Hierzu gab dann der 2. Sachverständige Dr. Teske, forensischer Toxikologe der MHH, entsprechende Erklärungen ab. Er suchte nach Medikamentenrückständen, die die Vorgehensweise von Högel bestätigen. So wurde im Laufe der Untersuchungen  festgestellt, welche Medikamente Högel für seine Morde benutzte. Im Ergebnis führten diese Untersuchungen zur Anklageerhebung in zumindest 100 nachweisbaren Fällen. Nachdem Dr. Teske detailreich den Ablauf und die Vorgehensweise auch für Laien dargestellt hatte, wurde dieser Verhandlungstag abgeschlossen.

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