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Mehr als der ewige Geheimtipp13.09.2023

Text: Horst E. Wegener Foto:  Kristiane Maurenbrecher
Da sich der 1950 in Berlin geborene promovierte Germanist auf der internationalen Bühne mit einer solchen Herangehensweise kaum marktkonform verhält, wird Maurenbrechers Kunst in schönster Regelmäßigkeit unterm Label „Geheimtipp“ gehandelt. Kann dem begnadeten Geschichtenerzähler im Grunde egal sein, da ihm seine kleine treue Fangemeinde sowohl die alle zwei Jahre erscheinenden Alben, als auch seine Romane, Kurzgeschichten und Gedichte verlässlich abkauft. Ohnehin greift der Begriff Liedermacher zu kurz, macht Maurenbrecher schon seit den 1980er-Jahren eindeutig sein ganz spezielles Ding, egal ob er textet, singt, klampft oder schreibt. Damals, also zu Zeiten der hierzulande aufkommenden Neuen deutschen Welle trat Maurenbrecher im TV-Rokkpalast auf, verglich man ihn mit Heinz-Rudolf Kunze oder Klaus Lage. Aber während Kunze vor allem den Paradiesvogel gab und Lage mit Kumpelrock punktete, verweigerte sich Germanistenrelikt Maurenbrecher der Suche nach wenigstens einem eingängigen Hit.
Gleichwohl enthalten selbst die in der Neuen deutschen Welle-Zeit von Maurenbrecher ersonnenen Alben viele größtenteils zeitlos klingende Songs, derweil sich ihr Interpret verlässlich übers Klavier beugte, als wäre es eine Schreibmaschine. Zudem schrieb er Lieder für Spliff, Katja Epstein, Ulla Meinekke, Herman van Veen undundund; erspielte sich vor allem in den 1990ern sein treues Publikum. Zuletzt streamte er während der Coronazeit intime Wohnzimmerkonzerte – Maurenbrecher pur.
Das aktuelle Album, mit dem der Berliner Poet inzwischen wieder durchs Land tingelt, heißt „Menschen machen Fehler“, wirkt wie live eingespielt. Klar ist aber auch: Wer die Chance hat, die Songs von ihrem Macher auf einer Konzertbühne dargeboten bekommen zu können, sollte nicht zögern. Zumal sich Maurenbrecher seinen Berliner Kumpel Karl Neukauf, bekanntlich Deutschlands gesangsstarke Reibeisenalternative zu Tom Waits, als Gast einladen mochte. Zu erleben ist das Duo am 30.9. ab 20 Uhr im Kulturspeicher Leer oder tags zuvor um dieselbe Zeit in der Alten Post von Sandhatten.