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In fremder Kleidung11.01.2023



Text: Britta Lübbers Foto: Lisa Stern
Üblicherweise werden die Boxen samt ihrer unfreiwilligen Fracht mit Flugzeugen in die Herkunftsregionen der Abgelehnten transportiert. Jetzt hockt Hauser selbst in so einem Käfig. „Wiederum bemerkte Hauser einen Abfall der Temperatur. Er schloss die Augen (…), er sah das gleiche Schwarz wie vorher, seine Finger umklammerten die Sitzlehne.“ Wie ist er in diese Situation geraten? Er weiß es nicht. Dann wird er abgeworfen und findet sich in einer wüstenähnlichen, bergigen Landschaft wieder, in fremder Kleidung und mit gefälschten Papieren. Wo ist er? In Syrien, Afghanistan?
Hauser weiß, dass er sich mit seiner „Rückführungsmethode“ Feinde gemacht hat. Allen voran sein Vater, der noch immer linken Idealen anhängt. Aber würde der so weit gehen, ihm das hier anzutun?
„Hausers Ausflug“ ist eine böse, skurrile Geschichte über einen, der auszog, das Fürchten zu lernen, und der sich dabei selbst begegnet. Es ist ein Roman voller Spannung, sprachmächtiger Dialoge und bemerkenswerter Monologe. Erdacht hat den Antihelden Hauser der Schriftsteller Steffen Mensching. Der ist kein Unbekannter im Literaturbetrieb. 1958 in Berlin geboren, wuchs er in der DDR auf, studierte an der Humboldt-Universität Kulturwissenschaften und arbeitete viele Jahre als freiberuflicher Autor, Schauspieler und Regisseur. Seit 2008 ist er Intendant am Theater Rudolstadt. Für seinen Roman „Schermanns Augen“ (2018) erhielt er den Erich-Fried-Preis und den Preis der Uwe Johnson-Gesellschaft. 2022 wurde ihm der Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen. Mensching veröffentlicht auch Lyrik, zuletzt „In der Brandung des Traums“ (2021).
Den Impuls für die Hauser-Geschichte hatte Steffen Mensching, als er im Sommer 2019 in Albanien im Flugzeug nach Tirana saß. Neben ihm in der letzten Reihe flog ein schweigsamer Passagier mit, der noch auf dem Flugfeld von Polizisten einkassiert worden war und sich nun wohl auf dem Weg ins Gefängnis befand. Die Zufälligkeit, oft auch Banalität katastrophaler Erfahrungen beschäftigt Mensching schon lange. Die zivilisatorische Decke sei hauchdünn, weiß der Autor, Sicherheit eine Illusion. Das erfährt auch David Hauser. Eine moralische Bewertung seiner Figur hat Mensching übrigens nicht interessiert. „Ich mag Hauser auch in seiner Verkommenheit“, erklärt er in einem Gespräch mit seinem Verlag. Er sei ein Schuft, ein Großmaul, ein Zyniker. Aber eben auch ein Mensch, ein armes Luder. „Ich hoffe, dass sich Leser dabei ertappen, mit ihm Mitgefühl zu empfinden.“ Mit Steffen Menschings Lesung beendet das Literaturhaus Oldenburg seine Winterpause und startet in die neue Saison. Die Veranstaltung findet am Sonntag, 15. Januar, im Musik- und Literaturhaus Wilhelm 13, Leo-Trepp-Straße 13, statt. Beginn ist um 11 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Die Moderation übernimmt die Literaturwissenschaftlerin Urte Helduser.
Die Lesung ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Buchhandlung Thye und der Carl von Ossietzky Universität. Kartenreservierung per E-Mail an: literaturhaus@stadt-oldenburg.de.

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