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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW3530.08.2023













Texte: Horst E. Wegener

Daliland
USA/GB/Frankreich ´22: R: Mary Harron. Ab 7.9. Wertung: *** Bild: Square One Entertainment
Wir schreiben das Jahr 1974 und Kunst-Exzentriker Salvador Dali (Kingsley) ist aus Europa nach New York herübergekommen, um eine Ausstellung mit neuen Werken vorzubereiten. Wie gewohnt hat ihm sein Galerist Christoffe (Beyer) eine Suite im altehrwürdigen St. Regis Hotel gebucht, die der Siebzigjährige mitsamt seiner langjährigen Muse und Ehefrau Gala (Sukowa) bezieht. Da aber auch die Jünger des weltbekannten Künstler-Ehepaars nicht lange auf sich warten lassen, ist angesichts der permanenten Partystimmung in der Suite an kreatives Arbeiten kaum zu denken. Um das Genie fürs erste bei Laune zu halten, schickt Christoffe seinen blutjungen Assistenten James (Briney) mit einer Aktentasche voller Bargeld ins Hotel, so dass die exzessiven Schampus-und-Kaviar-Gelage der Künstler-Entourage beglichen werden können. Äußerst angetan vom Kurier, leiht sich Dali Christoffes Boten als Vorbereitungshilfe für die bevorstehende Ausstellungseröffnung aus.
Durch die Augen dieses Neuzugangs in Daliland lässt uns Regisseurin Mary Harron (bekannt vor allem durch ihre Regie bei „American Psycho“) das ausufernde Treiben in der Hotelsuite miterleben. So überzeugend einem der verbale Schlagabtausch der Ausnahmeschauspieler Ben Kingsley und Barbara Sukowa hin zur handgreiflich eskalierenden Krise das Ehedrama der Dalis spiegelt, so blass fällt die Leistung von Christopher Brineys naivem Beobachter aus. Doch am meisten überrascht, wie uninspiriert die vor allem auf schrille Künstler-Biografien wie „I shot Andy Warhol“ oder „The notorious Bettie Page“ abonnierte Filmerin Harron ihre dekadent-zwielichtige „Daliland“-Künstlerszene ausleuchtet. Zumindest dafür hätte Kunst-enfant terrible Dali ihr die rote Karte präsentiert.
D: Ben Kingsley, Barbara Sukowa, Christopher Briney, Alexander Beyer, Ezra Miller, Rupert Graves, Andreja Pejic, Mark McKenna, Zachary Nachbar-Seckel.


Le Mali 70
Deutschland ´22: R: Markus CM Schmidt. Ab 31.8. Wertung: **** Bild: Real Fiction Filmverleih
Während man hierzulande bei Erwähnung des westafrikanischen Staates Mali vor allem an die gestürzte Regierung, den Militärputsch oder all die anderen durch Korruption begünstigten Katastrophen denkt, erinnert Markus CM Schmidts Kino-Doku allumfassend an die reiche musikalische Tradition des Landes, die in den späten 1960er-Jahren Größen wie Cheik Tidiane Seck, Sory Bamba oder Abdoulaye Diabaté zu umjubelten talk of the town-Göttern machte. Angeregt durch das kubanische Buena-Vista-Social-Club-Experiment und zudem inspiriert etwa durch Damon Albarns Sampler „Mali Music“ beschlossen einige Mitglieder der Berliner Jazz-Bigband Omniversal Earkestra anno 2019 das westafrikanische Land auf der Suche nach den verstummten Weltmusik-Legenden zu durchstreifen. Das Zusammentrommeln der übers ganze Land verteilt lebenden Musik-Veteranen gestaltete sich schwieriger als die sich anschließende Frage der Berliner Fans nach gemeinsamen Sessions mit ihren Idolen – allerdings hatten die in Vergessenheit geratenen Musiker-Größen ihre Instrumente allesamt schon seit längerem eingemottet. Dass einem Filmer Schmidt fortwährend an den Fersen klebte, ließ über die Produktion der Platte „Le Mali 70“ hinaus die filmische Roadmovie-Doku entstehen – ergänzt um historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen übers Lebensgefühl in Westafrika in den Sixties. Das Ergebnis ist so sehens- und hörens- wie unbedingt empfehlenswert.
Doku


Passages
Frankreich ´23: R: Ira Sachs. Ab 31.8. Wertung: **** Bild: SBS Distribution
So wenig sensibel Filmer Tomas (Rogowski) mit seinen Schauspielern beim Dreh umspringt, so egoman verhält er sich auch seinem Mann Martin (Whishaw) gegenüber. Nachdem der verheiratete Egozentriker das Ende der aktuellen Dreharbeiten mit einem saufseligen One-Night-Stand krönt, ist´s für ihn kein bisschen problematisch, diesen Seitensprung tags darauf seiner besseren Hälfte aufzutischen. Dass sein Mann bisweilen fremdgeht, scheint für Martin nicht schockierend neu zu sein; dass Tomas diesmal mit einer Frau Sex hatte, und wie er es einem vor den Kopf knallt, bringt den Hintergangenen insgeheim auf die Palme. Und dann verlässt Tomas Martin auch noch, um bei seinem One-Night-Stand Agathe (Exarchopoulos) einzuziehen. Allerdings folgt diesem Umzug ein endloser Sex-, Eifersuchts- und Beziehungsreigen auf dem Fuß, bei dem der sich für das Zentrum der Welt haltende Egomane es nicht ertragen mag, wenn sein Ex sich einem anderen Typen zuwendet, geschweige denn, dass er sich´s vorstellen will, Agathe zu verlassen. Die daraus resulierende Dreiecksgeschichte von Tomas, Martin und Agathe gipfelt in der Erkenntnis, dass Agathe schwanger ist – was Tomas vorhersehbar kein bisschen rücksichtsvoller machen dürfte.Dem US-Filmer Ira Sachs  gelingt mithilfe seines überzeugend schauspielernden Ensembles am Romantik-Hotspot Paris ein sexuell offenherziges Kammerspiel-Drama über die Versuche eines amour-fou-affinen Machos, sich zwischen Freiheitsdrang und Egoismus  zu behaupten – und die Menschen, die ihn lieben, schamlos auszunutzen.
D: Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos, Erwan Kepoa Falé, Arcadi Radeff.


The Equalizer 3 – The Final Chapter
USA ´23: R: Antoine Fuqua. Ab 31.8. Vorankündigung Bild: CTMG/ Stefano Montesi
Seit Jahren versucht Robert McCall all die furchtbaren Einsätze, die er als ehemaliger Agent der Defense Intelligence Agency durchführen musste, mental zu verarbeiten. Doch auch im selbst verordneten Ruhestand holt ihn seine Vergangenheit als Auftragskiller der US-Regierung zu oft ein, so dass es mit Untertauchen und Ortswechsel in den Vereinigten Staaten allein nie lange getan ist. Das Übersiedeln nach bella Italia lässt McCall jetzt im dritten Teil der Action-Reihe ein Weilchen sein Rentner-Dasein  genießen. Er findet neue Freunde, beginnt sich wohlzufühlen. Doch Italien ist Mafia-Land – dem Ruheständler wird es schnell klar, dass seine Bekannten von den örtlichen Gangsterbossen drangsaliert werden. Als es zu Todesfällen kommt, entschließt sich McCall, gegen die Mafiosi vorzugehen – koste es, was es wolle.
Action-Filmer Antoine Fuqua und Hollywood-Star Denzel Washington finden sich zum dritten und voraussichtlich letzten Mal zum Equalizer-Erfolgsteam zusammen, um die Menschmaschine McCall vor pittoresken Drehorten  entlang der mondänen Amalfiküste gestählt gegen das Böse antreten zu lassen. Geheimniskrämerei selbst um die Handlung bis zuletzt; keine Pressevorführungen bis Redaktionsschluss – mal seh´n, was einem die Traumfabrikler da auftischen mögen.
D: Denzel Washington, Dakota Fanning, Sonia Ben Ammar, David Denman, Remo Girone, Eugenio Mastrandrea.


Das Zen-Tagebuch
Japan ´22: R: Yûji Nakae. Ab 7.9. Wertung: **** Bild: Film Kino Text
Der seit vielen Jahren verwitwete Schriftsteller Tsutome (Sawada) lebt in einer der entlegensten ländlichen Regionen Japans – kontaktarm, genügsam, sich möglichst von dem ernährend, was ihm das Land vor Ort im Wechsel der Jahreszeiten auftischen mag. Einer der seltenen Besuche seiner Lektorin Machiko (Matsu) veranlasst Tsutome, an einem Text über das Landleben im Einklang mit der Natur zu arbeiten. Da dem Eigenbrötler der spartanische Alltag von klein auf vertraut ist, weil er schon einen Teil seiner Kindheit in einem Kloster zubrachte, fällt ihm die selbstgewählte Askese nicht schwer. Yûji Nakaes Film liegt eine Ende der 1970er-Jahre erschienene autobiographische Erzählung von Mizukami Tsutomu zugrunde. Den Titel der literarischen Vorlage „Tsuchi wo Kurau Hibi – 12 Monate von der Erde essen“ aufgreifend, folgt auch „Das Zen-Tagebuch“ den Jahreszeiten. Kapitelweise wird uns da vor allem Tsutomes Bemühen ins rechte Licht gesetzt, ob Gemüse, Obst, Kohl oder Pilze, die vor Ort verfügbaren Nahrungsmittel anzubauen, zu ernten und sie schmackhaft zuzubereiten. Ansonsten stattet der auf sich und seinen Hund konzentrierte Einzelgänger seiner greisen Mutter ab und an einen Besuch ab, hält er losen Kontakt zum handwerklich geschickten Nachbarn, der ihm das Dach flickt, taucht neben der Lektorin auch mal überraschend Tsutomes Schwester auf – trotzdem passiert so wenig, wie es einen der Titel vermuten lässt. Kurzum: Arthaus-Kino zum Entschleunigen.
D: Kenji Sawada, Takako Matsu, Fumi Dan, Naomi Nishida, Toshinori Omi, Koihachi Takigawa.


Jazzfieber
Deutschland ´22: R: Reinhard Kungel. Ab 7.9. Wertung: *** Arsenal Filmerleih
Vor gut einhundert Jahren, zu Zeiten der Weimarer Republik, war Jazz hierzulande total angesagt. Die mitunter anarchisch klingende Tanzmusik der Schwarzen aus der Neuen Welt, im alten Europa oft von jüdischen Künstlern gespielt, galt den Nazis dann schnell als entartet und wurde im Dritten Reich weitestgehend verboten. Wer  diese Vorgaben ignorierte, dem drohte Auftrittsverbot, Knast, KZ. Dennoch gab es weiterhin Fans, Komponisten und Musiker, die ihrer Jazz-Leidenschaft dann eben im Untergrund frönten – daran erinnern in Reinhard Kungels filmisch-dokumentarischer Reise durch die Geschichte der Jazz-Musik in Deutschland allseits bekannte Größen wie Paulchen Kuhn, Hugo Strasser oder Coco Schumann. Zudem gräbt Dokufilmer Kungel teils hörenswerte Fernsehinterviews und sehenswertes Archivmaterial aus, auf dem etwa Max Greger in Nachkriegsdeutschland mit seinem Orchester die Titelmelodie für das „Aktuelle Sportstudio“ im ZDF einspielt oder Klaus Doldinger am musikalischen „Tatort“-Intro feilt. In der Gegenwart ankommend, stellt uns die Doku eine eigens für Kungels Film zusammengetrommelte Bigband um die Sängerin Alma Naidu vor, die einem tanzbare Klassiker des Genres erfolgreich modernisiert. Gar keine Frage: Der Jazz lebt.
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