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Es droht die Zwangsräumung30.04.2024



Text und Foto: Britta Lübbers


Auch Mario Rosenberg lässt sich nicht befragen, er ist abgetaucht. Die Camper hat er nicht informiert, ja, er hat ihnen nicht einmal gekündigt. Die Gemeinde vertritt den Standpunkt, dass es Rosenbergs Sache sei, sich um sie zu kümmern. Die Betroffenen kritisieren diese Haltung scharf.  
So ist es denn eine zornige Runde, die sich unter dem Dach des ehemaligen Campingplatz-Bistros zum Gespräch eingefunden hat. Dort, wo in der letzten Saison noch Cola und Kaffee getrunken wurden, bläst jetzt der Wind durch die Planen. „Viele von uns haben auf diesem Platz ihre zweite Heimat gefunden, haben Geld und Zeit investiert im Glauben, dass sie hier eine Perspektive haben“, sagt eine Frau, und es klingt bitter. „Warum hat man uns nicht eher informiert? Es ist vollkommen unmöglich, in dieser kurzen Zeitspanne einen Stellplatz zu finden“, macht ein Mann seinem Ärger Luft. Einer von ihnen habe es versucht und habe in einem Umkreis von 200 Kilometern tatsächlich eine einzige freie Stellfläche auftun können. „Das war in Schortens, und als er da ankam, war die auch schon wieder weg.“
Ist es überhaupt rechtens, dass sie den Platz verlassen müssen, obwohl sie keine Kündigung erhalten haben?, fragen sich die Camper. Das ganze Vorgehen sei beispiellos. „Wieso sollen wir überhaupt weg? Ein Pächterwechsel ist doch nichts Unübliches. Da muss doch nicht der gesamte Platz geräumt werden und die Menschen gleich mit“, fasst eine Frau ihren Unmut zusammen. Auch den Verweis darauf, dass Dauercampen nicht erlaubt sei, lässt sie nicht gelten. Tatsächlich ist Dauercampen in Deutschland grundsätzlich nicht verboten. Näheres regeln die Bundesländer, die Kommunen und die Betreiber. In Hahn jedenfalls wurde es über Jahrzehnte geduldet. Einige der Camper sind seit fast 40 Jahren hier. Ihre Wohnwagen und Mobilheime ließen sich nicht einfach so abtransportieren, weiß einer der Alteingesessenen. Dazu brauche es spezielle Transportunternehmen und entsprechende Genehmigungen. Es könne Monate dauern, so etwas zu organisieren. Rund 30.000 Euro habe er in sein Mobilheim investiert. „Wohin soll ich nun damit?“, fragt er ratlos.
Und noch ein Aspekt ist der Runde wichtig: „Wir kümmern uns um den Platz. Die Müllabfuhr wurde eingestellt, also entsorgen wir den Müll auf eigene Kosten. Wir fahren das Laub weg und sorgen, soweit dies möglich ist, für ein insgesamt ordentliches Bild des Platzes.“ Die Frauen und Männer erwähnen auch, dass sie großen Zuspruch aus dem Ort erhalten haben. „Viele Dorfbewohner sind mit uns solidarisch.“ Aus Sympathie und vielleicht auch, weil die Camper ein Wirtschaftsfaktor sind. Sie versorgen sich im Dorf und bringen Geld in die Kasse.
Es sei ihnen unverständlich, dass die Gemeinde nicht schon vor geraumer Zeit das Gespräch mit ihnen gesucht hat, sagen die Betroffenen. Warum jetzt alles so schnell gehen soll. Warum sie überhaupt weichen müssen.
Auf Nachfrage reagiert die Verwaltung nur knapp. Sie habe in den Medien und durch Aushänge mehrfach darauf hingewiesen, dass der Pachtvertrag gekündigt wurde und der Platz bis zum 30. April geräumt sein müsse, heißt es in einer Stellungnahme. „Sollte dieser Aufforderung nicht nachgekommen werden, wird die Gemeinde gezwungen sein, weitergehende Schritte einzuleiten, um nicht in vertragliche Verpflichtungen mit Dritten einzutreten.“ Ohne Camper lässt sich das Gelände wohl besser an Investoren bringen.
Aufgeben wollen die Camper indes nicht. „Wir wünschen uns, dass die Gemeinde den Campingplatz und unsere Parzellen erhält.“ Sie wären auch bereit, das Areal in Eigenregie zu verwalten, z.B. über Gründung eines Vereins. „Aber ganz klar muss die Grundversorgung mit Strom und Wasser gewährleistet sein.“ Immerhin, so die Camper, haben sie ja bereits für die Saison bezahlt.

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