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Das Cine k kämpft08.11.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage


MoX:  Was macht das Cine k aus und warum braucht die Stadt solch ein Kino?
Marion Fittje: Das Cine k hat zahlreiche schön gewachsene Strukturen. Wir arbeiten viel mit Kooperationspartner*innen zusammen, dazu gehört zum Beispiel das Medienbüro. Auch Themen wie Klima und Kolonialismus beschäftigen uns, dafür arbeiten wir mit Bürger*innen der Stadt Oldenburg zusammen. Unser Programm ist sehr ausgesucht. Wir zeigen Filme, die sonst in der Stadt nicht gezeigt werden würden. Ich glaube dabei tragen wir zu einem wichtigen Teil der Kulturszene bei.


MoX:  Es geht euch finanziell nicht gut. Woran liegt’s?
Marion Fittje:  Vor 2013 wurde das Kino vom Medienbüro als Verein geführt, immer mit der Idee ein kommunales Kino zu haben, wofür wir seit 30 Jahren hier in der Stadt Oldenburg kämpfen – also ein wirtschaftlich unabhängiges Kino. Das finden wir für Kunst sehr wichtig. Filmkunst ist für uns mit allen anderen Kunstsparten gleichzusetzen. Wir sind immer mit der Stadt im Austausch gewesen und wurden auch immer von der Stadt unterstützt, aber die finanziellen Ressourcen waren immer zu wenig. 2012 haben wir dann mit der Stadt ein Konzept entwickelt, wie das Cine k bestehen kann und haben uns auch Experten von außen geholt, die sich die Lage angeschaut haben. Dabei ist entschieden worden, dass sowohl ein Programmkino als auch kommunale Filmarbeit zusammengehen können. So haben wir damals die GbR gegründet, die das ganze Kino übernommen hat. Damit haben wir uns selbstständig gemacht und auch die Theke für zusätzliche Einnahmen dazubekommen. Hier oben in den Räumen für Kino und Theater haben wir die Theke hergerichtet, die komplette Technik gemacht, das Muvi ganz neu eingerichtet usw.  Alle Einnahmen sind also komplett in die Filmarbeit geflossen. Bis 2019, unser bisher bestes Jahr, lief das auch sehr gut und dann kam Corona und wir mussten schließen. Weil wir aber ein wirtschaftliches Kino waren, konnten wir auf die Wirtschafts-förderungen, die es zu der Zeit gab, zurückgreifen und sind gut durch die Pandemie gekommen. 2022 gab es noch ein paar Restfördersummen, aber jetzt stehen wie wieder komplett ohne Zuschüsse da, was nicht mehr so gut aufgeht, da sich in der Zeit viel verändert hat. Das trifft uns gerade extrem.


MoX: Wie viel Geld fehlt, um normal weiter wirtschaften zu können?
Marion Fittje:  Wir als GbR können aktuell 2 Stellen mit einem Finanzvolumen von ca. 50000 € nicht mehr finanzieren.
Lisa Reuke:  Mit dem aktuellen Profil ist es realistisch, nicht so viel mehr Einnahmen zu machen. Wir haben höhere Personalkosten, Filmmieten werden teurer. Überall steigen die Preise und auch unsere Ticketpreise müssen damit steigen. Das bringt aber nicht mehr Leute ins Kino, die dadurch höhere Einnahmen generieren. Unsere Plätze sind begrenzt und auch die Kapazität der Filme, die wir zeigen können ist begrenzt und es ist nur wenig Luft nach oben, in der wir diese 50.000 Euro mehr erwirtschaften könnten. Ein Hoffnungsschimmer wäre, dass die städtische Förderung für das Medienbüro, deren Erhöhung wir gerade beantragt haben, genehmigt wird und wir dem Ziel, ein kommunales Kino in Oldenburg zu etablieren, ein Stück näher kommen.


MoX: Ihr hattet erwähnt, dass in diesem Jahr auch das Sommerkino schlecht lief. Wie steht das in Relation zum sonstigen Betrieb?
Marion Fittje: Das Sommerkino spricht eine breitere Masse an und ist darauf ausgelegt, dass wir da „Hits“ zeigen, die über das Jahr gelaufen sind. Das funktioniert in der Regel auch ganz gut. Wir machen das ja 2x im Jahr. Einmal im Rahmen des Kultursommers und einmal eigenständig hier auf dem Kulturplatz. Da sind wir beide Male auf Einnahmen angewiesen. Die kommen beim Kultursommer beispielsweise durch den Thekenwagen, aber wenn das Wetter so schlecht ist wie in diesem Jahr, dann kommen eben weniger Leute und haben auch weniger Lust, etwas zu trinken. Eigentlich sind wir ganz froh, wie es für die Umstände gelaufen ist, und konnten ja auch nach drinnen ausweichen, dennoch hatten wir hohe Verluste im Vergleich zu schönem Wetter. Draußen haben wir 140 Plätze, die wir verkaufen können. Hier drinnen sind es 42 Plätze im Kino und 80 im Studio, letztes teilen wir mit dem Theater, sodass wir dort auch weniger Zugriff haben. Es werden im Regelbetrieb andere Filme gezeigt als im Sommer. Da kommen manchmal 5 Leute, manchmal 20 – das ist etwas ganz anderes.


MoX: Gibt es Überlegungen, wie ihr es schaffen könntet, für das reguläre Cine k Programm mehr Gäste zu begeistern?
Marion Fittje:   Wir machen uns viele Gedanken dazu, aber man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Wir wollen weiter dafür eintreten, ganz bestimmte Filmkunst hier in Oldenburg zu präsentieren und denken eigentlich, das kann nur gefördert funktionieren. Die ganz großen Blockbuster bekommen wir mit unserer Größe sowieso nicht. Wirtschaftlich ist ein Kino, wie wir es betreiben unrealistisch. Daher liegt unser Fokus mehr darauf, wie wir es schaffen, die Stadt zu überzeugen und ich denke auch, dass die Stadt überzeugt ist, aber es hängt natürlich auch mit deren Ressourcen zusammen. Wir sind ja nicht die Einzigen mit Bedarf. Die Stadt hat sich ja entschieden, freie Kulturträger mit neuem Konzept zu unterstützen und das Antragsvolumen ist doppelt so hoch, als sonst. Wir warten darauf, was die Stadt nun daraus macht. Ich als Unternehmerin habe aber auch Verantwortung für mein Personal. Wir finanzieren privatwirtschaftlich drei Stellen, die ich aktuell nicht finanzieren kann und ich hoffe, dass wir da bald zu einer Lösung kommen. Wir haben uns auch an den Bund gewendet und werden uns mit Dennis Rohde treffen. Wir bekommen im Moment sehr viele Spenden über den Förderverein, das ist eine sehr wichtige Unterstützung für uns, aber dennoch brauchen wir eine strukturelle, politische Förderung, die auf den Weg geleitet werden muss. Filmkunst, so wie wir sie machen, gehört gefördert. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.
Lisa Reuke: Ein wirtschaftlicher Teil, den wir machen, ist, das Kino privat zu vermieten. Privatleute oder Firmen können sich melden und das Kino mieten und die Filme schauen, auf die sie Lust haben und das wird auch angenommen. Das ist auch etwas, das in Zukunft ein paar Einnahmen bringen kann, was dann vielleicht die Filme trägt, bei denen nur fünf Leute im Publikum sitzen. Da fangen wir an, mehr auf Firmen zuzugehen und im nächsten Jahr eine Werbekampagne zu starten.

MoX: In der Pandemie sind Streamingdienste noch beliebter geworden und setzen Kinos zu. Wie ist euer Blick darauf?
Marion Fittje: Das merken wir natürlich auch und das war auch 2019 schon Thema. Auf Grund der Pandemie ist das aber so viel schneller gewachsen, dass sich das nun endgültig etabliert hat. Das Angebot ist ja auch ganz gut, sogar die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen haben mittlerweile gut nachgezogen. Ich denke aber, die Leute werden das Kino wieder vermissen.  Gemeinsam Filme zu schauen und sich danach darüber auszutauschen ist nochmal was anderes. Wir bieten oft hinterher an, mit uns oder Kooperationspartner*innen über die Filme zu sprechen, Gedanken in einer Gemeinschaft zu teilen und Sichtweise zu erfahren, die man sonst selbst gar nicht gesehen hätte. Ich glaube daran, dass das auch noch Zukunft hat. Wir müssen uns darum bemühen, Menschen dafür zu gewinnen.  Vom 1.-3. Dezember richten wir hier den 18. Bundeskongress der kommunalen Kinos aus, wo genau das auch Thema sein wird.

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