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„Erinnere dich, um…“08.11.2023



Text und Foto: Thea Drexhage


Um diese schrecklichen Ereignisse nicht zu vergessen, arbeitet der Arbeitskreis Erinnerungsgang seit 1981 an der Aufarbeitung dieser Nacht. Seit 2005 wird der Arbeitskreis dabei von den Schulen aus Oldenburg unterstützt. In diesem Jahr wurde an der Oberschule Osternburg zum Erinnerungsgang gearbeitet und unter anderem in einer Projektwoche zu Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Flucht geforscht. Jahrgangsübergreifend arbeiteten Schüler*innen, Lehrer*innen und Expert*innen von Außerhalb daran, ein breites Verständnis für die damaligen Ereignisse, aber auch für die heutigen Probleme, die noch immer Flucht und Diskriminierung verursachen, zu arbeiten. Diese schweren Inhalte für Kinder und Jugendliche gerecht begreifbar zu machen, war dabei die große Herausforderung. Melanie Buß, didaktische Leiterin der Schule berichtet: „Wir sind uns einig gewesen, dass wir uns auf jeden Fall Zeit nehmen möchten, um für die Kinder auch einen vertrauten Rahmen zu schaffen, in dem sie über das reden können, was sie zu dieser Thematik bewegt. Das ist über ganz viele Wege auch geschehen und war sehr emotional, was uns als Schulgemeinschaft näher zusammengeführt hat.“ Viele junge Menschen mit Fluchthintergrund sind Schüler*innen an der OBS Osternburg und so wurde versucht, Räume zu schaffen in denen auch diese sich öffnen können. Unter anderem gab es eine Lesung von Malak Kadour, die in ihrem Buch „Zwischen Hin und Her: Meine Flucht aus Syrien“ über ihre eigenen Erfahrungen berichtete. „Das war sehr emotional und intensiv. Die Lesung fand außerschulisch statt, was bedeutet, dass die Teilnahme freiwillig war. Niemand unserer Schüler kannte sie persönlich, aber am Ende der Veranstaltung umarmten sich alle, als würden sie sich schon ewig kennen. Das war der Punkt, an dem wir gemerkt haben, dass, wenn wir den Kindern den Raum geben über ihre Erfahrungen zu erzählen, etwas Vertrautes und Emotionales geöffnet wird, das wir nutzen konnten, um dieses schwere Thema zu bearbeiten.“, so Melanie Buß. Nicht nur für die Kinder- und Jugendlichen gab es in der Projektwoche Neues zu lernen, auch die Lehrkräfte konnten neue Erkenntnisse mitnehmen. Zum Beispiel, dass die freie und auch künstlerische Arbeit in dieser Woche, bei der auch Pädagogen aus Theater und anderen Bereichen ihre Impulse mit in die Schule brachten, Schüler*innen dazu anregt, Eigeninitiative zu übernehmen. Deike Campen, die für die allgemeine Organisation der Projektwoche verantwortlich war, nimmt für sich mit, dass die gemeinsame Arbeit auf Augenhöhe abseits des strikten Frontalunterrichts sehr zielführend ist. Als „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“ gibt es an der OBS Osternburg schon länger ein Leitbild, an dem gearbeitet wird. Durch die klassen- und klassenstufenübergreifende Arbeitsweise der letzten Zeit konnte auch unter den Schüler*innen ein breiteres Verständnis füreinander entwickelt werden. „Ich habe von viel mehr Schülern erfahren, dass sie flüchten mussten. Ich wusste von einigen, aber nicht, dass es so viele sind. Wir haben unter anderem einen Film darüber gedreht und dann beim Anschauen erfahren, wie die Menschen verfolgt und aus ihren Häusern vertrieben wurden, ohne selbst etwas gemacht zu haben. Ich wurde offener meinen Freunden gegenüber.“, erzählt Elias Häring, Schüler der Klasse 9.
Mit dem Angriff der Hamas auf Israel und den israelischen Verteidigungsmaßnahmen bekommt der Erinnerungsgang eine neue, aktuelle Bewandtnis, die sich allerdings auch auf die Durchführung an der OBS mit ihren Schüler*innen aus allen möglichen kulturellen und religiösen Hintergründen auswirkt – so ist die Teilnahme nun nicht mehr für alle verpflichtend, wie anfangs geplant.


Der Erinnerungsgang startet am 10.11. um 15 Uhr vor der Landesbibliothek Oldenburg.


Am 9.11. um 19 Uhr und am 10.11. um 10 Uhr findet in der Exerzierhalle die Werkschau “Formen des Erinnerns, eine Kooperation der OBS Oldenburg und dem Staatstheater statt.



Weitere Veranstaltungen: www.erinnerungsgang.de

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