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MoX Soundcheck KW 3316.08.2023










Texte: Horst E. Wegener

Bonnie „Prince“ Billy: KEEPING SECRETS WILL DESTROY YOU (VÖ: 11.8.)
„Es ist Freiheit und Privileg, sich außerhalb der Schublade zu befinden“, bekräftigt William Oldham alias Bonnie „Prince“ Billy nimmermüd seine Haltung als Künstler. Angesichts der vielen Interessen des 1970 im US-Bundesstaat Kentucky geborenen Schauspielers und Song-Performers weiß man überdies nie so ganz genau, in welchem  Bereich das nächste Projekt des Independent-Chamäleons angesiedelt sein könnte. Seit seinem Debüt als Musiker anno ´93 coverte er Bluesgrößen à la Merle Haggard mit der gleichen Leidenschaft, wie es ihm Soundtüftler von Björk über David Byrne bis P.J. Harvey angetan haben. Dass Legenden wie Johnny Cash oder Marianne Faithfull Songs des Multitalents coverten, spricht für die schnörkellos bis schwarzhumorigen Texteinfälle Oldhams, die Themen wie Liebe, Tod und alles was zwischendrin passiert bedenkenswert sarkastisch ausleuchten. Sein schwelgender Breitwand-Crooner-Countryfolk ist immer wieder ´ne Wucht.
Paerish: YOU´RE IN BOTH DREAMS - AND YOU´RE SCARED (VÖ: 18.8.)
Einem ausgewiesenen Filmfan, der den Namen dieser seit 2010 aktiven französischen Band hört, dürfte es halbwegs klar sein, dass man damit jener Mitte der 1990erjahre von Robin Williams verkörperten Figur namens Alan Parrish im US-Blockbuster „Jumaniji“ huldigen wollte. Kinoverrückt wie sich die vier Studenten der Pariser Filmhochschule fühlten, entwarfen sie von Anfang an imaginäre Soundtracks. Für den Titel ihres aktuellen Albums greifen Paerish jetzt auf einen Spruch aus David Lynchs Independentklassiker „Mulholland Drive“ zurück. Da ihre Songtexte ausschließlich in Englisch ersonnen werden, kommt die Truppe in den Charts der überwiegend auf die Landessprache ausgerichteten französischen Radiosender kaum vor. Mit dem Umweg über britische und US-Radiowellen klappt´s in puncto Bekanntwerden aber auch außerhalb von Frankreich ganz gut. „You´re in both Dreams…“ belohnt interessierte Hörer mit rockig-sphärischem Kopfkino.
Supershy: HAPPY MUSIC (VÖ: 18.8.)
Der Künstlername Supershy gefiel dem Briten Tom Misch wohl besser als jener, der in seinem Ausweis steht. Als ausgefuchster Spezialist für Soul, Jazz, Hiphop und Pop ließ sich der im Süden Londons aufgewachsene Mittzwanziger jetzt fürs Electro-Dance-Projekt „Happy Music“ von typischen Oldschool-House-Tracks inspirieren, die er elektronisch aufpeppt, um sie gleichermaßen eloquent und einfühlsam neu auszurichten. Unter die Haut geht uns vor allem der einstige Chartrenner „Feel like makin´ Love“ mit Roberta Flacks hocherotischem Gesäusel, den Misch neu zusammenpuzzelt. Klingt gottlob kein bisschen supershy, was man über sämtliche „Happy Music“-Tracks sagen kann - und das ist definitiv gut so.
 
Marlo Grosshardt: EIN LETZTES LIEBESLIED (VÖ: 18.8.)
Das Prädikat „Rampensau“ wurde Marlo schon in jungen Jahren vom Vater verliehen, nachdem der Steppke mit acht erstmals live vor Publikum drauflos singen mochte. Bald darauf durfte der bekennende FC Sankt Pauli-Fan Unterricht an Hamburgs Schauspielschule für Kinder und Jugendliche in Altona nehmen, was ihm Jahre später als Ensemble-Mitglied bei der Musicalversion des Fußballdramas „Das Wunder von Bern“ zugutekam. Jenes Debütalbum, das er mit seiner Band im vergangenen Sommer in Portugal einspielte, enthält Songtexte, die sich auf Deutsch der Welt um Marlo herum widmen, allesamt kritisch deklamiert und goth-poppig orchestral arrangiert werden. Eine seufzerschöne Selbstermächtigung.
Rhiannon Giddens: YOU´RE THE ONE (VÖ: 18.8.)
Selten, dass jemand sowohl in der U- als auch der E-Musik Klasse beweist, und nie auch nur ansatzweise auf deren Trennung Wert legte. Als Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters entdeckte die 1977 im US-Bundesstaat North Carolina geborene Banjo-Virtuosin schon während der Schulzeit amerikanische Roots-Musik für sich. Rhiannon studierte Operngesang und gründete eine Old-Time-Band, mit der sie 2010 den Grammy für das beste traditionelle Folk-Album errang. Davon unbeeindruckt steuerte die Crossover-Koryphäe dann dem populären „Red Dead Redemption 2“-Videospiel genauso selbstverständlich drei Songs bei, wie man ihrer Oper „Omar“ kürzlich den Pulitzerpreis in der Sparte Musik zuerkannte. Ob Blues, Jazz, Cajun, Country, Gospel, Rock oder Pop, auf „You´re the One“ ist von allem etwas dabei. Wow!

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