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DIABOLO Wochenzeitung:
Nachlässe - Musiktheater beruht auf wahren Begebenheiten19.06.2019





Text und Foto  |  Raphael Siems

„Ich erinnere mich an den Tag, an dem mein Zug in Wien losfuhr, gefüllt mit Flüchtlingen“, erzählt Robert Breuer (gespielt von Dani Hacke), während die Worte vom Chorgesang begleitet werden. Die Geschichte des Musikkritikers spielt in dem neuen Stück eine tragende Rolle, doch es ist nicht das erste Mal, dass er sie erzählt. Die gleichen Zeilen standen bereits am 1. Februar 1939 in der britischen Zeitung „Evening Despatch“, verfasst von Breuer selbst. Sie wurden ausgeschnitten und aufbewahrt, denn es sind reale Erfahrungen. Sie haben ein ganzes Leben begleitet, bis sie eines Tages Teil seines Nachlasses wurden und ins Frankfurter Exil-Archiv der Deutschen Nationalbibliothek gelangten. Wie aber kommt das Zitat von dort auf die Bühne der Universität Oldenburg? Unter der Leitung von Dr. Anna Langenbruch vom Institut für Musik ist im vergangenen Jahr eine Gruppe von Studierenden auf Forschungsreise in besagtes Exil-Archiv gegangen. Sie erforschten die Nachlässe von Musikerinnen und Musikern, die von den Nazis verdrängt wurden und in anderen Ländern ein neues Zuhause finden mussten. Viele Archivalien, darunter Lieder, Gedichte, Briefe und Tagebucheinträge, wurden wissenschaftlich ausgewertet, um anschließend die Basis für den künstlerischen Prozess zu bilden. Hier kommt eine weitere Gruppe Studierender ins Spiel. Inspiriert von den verschiedenen Materialien und angeleitet von Volker Schindel sollten nun die zur Vergessenheit Verurteilten zurück ins Rampenlicht geholt werden. Um ihre Geschichte wiederzubeleben, haben die Studierenden Szenen entwickelt, Gedichte vertont, Zitate verarbeitet sowie Musik eigenhändig arrangiert und erprobt. Die Bühne ist dekoriert mit geradezu riesigen alten Koffern, hinter denen sich die Instrumente verstecken. Und um das Ganze noch lebendiger zu gestalten, schloss sich mit Arne Wachtmann als Leiter außerdem der Studiengang „Integrated Media“ an, in dessen Rahmen passende Projektionen und Soundcollagen entwickelt wurden. Nach einer zweisemestrigen Arbeit wird der Vorhang jetzt geöffnet für ein vielseitiges Stück aus Musik und Szene, Ängste und Hoffnungen, sowie Tragik und Humor.

Musiktheater „Heimat im Koffer“
Sa. 29.6., 20 Uhr, So. 30.6., 16 Uhr, Aula der Universität, OL

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