Filme im Kino

Wochenzeitung DIABOLO:
Charles Dickens:
Der Mann, der Weihnachten erfand22.11.2018

Text | Horst E. Wegener

Anno 1844 schlitterte Charles Dickens, Erfolgsautor von „Oliver Twist“ und „Nicholas Nickleby“, in ein Schaffenstief. In den USA hatte man den Briten kürzlich noch gefeiert, doch nach Beendigung einer Lesetournee durch die Neue Welt halten seine Verleger dem Heimkehrer dessen zwei letzte Bücher vor, die sich europaweit nurmehr mies verkaufen ließen.

Hinzu kommen offene Rechnungen bei Handwerkern, die es zu bezahlen gilt. Kurzum: Ein neues Bestsellerprojekt muss her, das Dickens zuvor einen Abschlag einbringt, und ihn wieder flüssig macht. Zufällig hört der Hausherr, wie das irische Dienstmädchen seinen Kindern eine Gruselgeschichte erzählt – und die Phantasie des Künstlers kommt in die Gänge. Doch dann beginnen sich die Figuren der entstehenden Erzählung zu verweigern, stört Dickens finanzschwacher Vater zusätzlich. Die Zeit bis zur Abgabe des Textes wird knapp – und Charles Dickens, der in all seinen Romanen so viel Verständnis für die Geknechteten aufbringt, ähnelt zusehends mehr seiner ärgsten „Ein Weihnachtslied“-Hassfigur, dem menschenfeindlichen Scrooge.
Solide inszenierte Künstlerbiografie, die uns jene Zeitspanne vor Augen führt, in der Charles Dickens (stark: Dan Stevens) sein „A Christmas Carol“ um den geizigen Mr. Scrooge ersann, der am Heiligabend den Geistern der Weihnacht begegnet und das Mitgefühl in seinem versteinerten Herzen entdeckt.  


Charles Dickens: Der Mann, der...
Irland/ Kanada ‘17: R: Bharat Nalluri, D: Dan Stevens, Jonathan Pryce, Christopher Plummer, Simon Callow
Wertung: ✸ ✸ ✸ ✸ ✸ ✸
Cine k: ab Do. 22.11.
Foto: Copyright 24 Bilder Film GmbH