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Filme im Kino

Und morgen die ganze Welt29.10.2020



Text | Horst E. Wegener

Und morgen die ganze Welt I Politthriller

Dass Luisa Jura studiert ist so ganz im Sinne ihrer Eltern, zu denen die Tochter ein gutes Verhältnis hat. Da stört es den Patriarchen nicht groß, wenn der Nachwuchs mit linken Überzeugungen sympathisiert, gibt dem übers Wochenende vorbeischauenden Fräulein Tochter die 68er-Lebensweisheit mit auf den Heimweg: „Wer mit 20 nicht links ist, hat kein Herz. Wer mit 30 noch links ist, keinen Verstand.“
Nun hat Luisa noch etliche Jahre Zeit, bis sie die 30 überschreiten wird – weshalb man es sogar begrüßt, dass sich die Jurastudentin um ein WG-Zimmer in einem besetzten Kulturzentrum in Mannheim beworben hat. Zusammen mit ihrer besten Freundin Batte (Gaffron) protestiert Luisa bald gegen die Rechten. Verguckt sich in den großmäuligen Antifa-Aktivist Alfa (Saavedra) – und steuert irgendwann auf die Beantwortung der Frage zu, ab wann Gewalt im Kampf gegen rechts erlaubt oder gar geboten ist. Denn zusammen mit dem stillen Lenor (Schneider), Hacker der Truppe und seinerseits ebenfalls in Luisa verliebt, kommt das Trio einem rechten Netzwerk auf die Spur, das Sprengstoff und Munition bunkert. Die Drei greifen ihren Fund ab, verstecken ihn an einem sicheren Ort – doch auch die Polizei scheint etwas zu wissen. Plötzlich gerät das Mannheimer Kulturzentrum ins Visier der Behörden. Ist etwa ein Mitglied des Nazi-Kaders ein V-Mann? Zwischen die Fronten geraten, bleibt Luisa, Alfa und Lenor nurmehr die Flucht in den Untergrund, schlüpfen sie bei einem ehemaligen Mitglied der „Roten Zellen“ unter…Dass dem Kinogänger die dramaturgisch mitunter arg holprige Inszenierung von „Und morgen die ganze Welt“ nicht irgendwann auf den Magen schlägt, verdankt Filmerin Julia von Heinz in erster Linie ihrer Hauptdarstellerin Mala Emde, deren Spiel ambivalent und damit sehenswert bis zuletzt bleibt. So lässt sich die Milieustudie, die zum Politthriller wird, ertragen. Fesselt. Macht nachdenklich.

Wertung:
Und morgen die ganze Welt
Deutschland/Frankreich ´20: R: Julia von Heinz, D: Male Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider, Luisa-Céline Gaffron. Andreas Lust
Wertung: + + + 3/5
Cinemaxx &Casablanca: ab Do. 29.10

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