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Gibt’s nicht nur im Fernsehen22.03.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
Für diesen Fall gibt es Menschen wie den 35-jährigen André Rohde, der ganz zufällig in dieses Berufsfeld hineingerutscht ist. Während in der Schulzeit noch viele Dinge in Richtung Elektrotechnik wiesen, absolvierte er nach dem Abschluss eine andere Profession. Gemeinsam mit seiner Frau entschloss er sich zu wechseln und machte eine Ausbildung zum Desinfektor. Dass daraus eine Selbstständigkeit entstehen sollte, war erst gar nicht vorgesehen. „Zuerst haben wir Hygienepläne erstellt für Unternehmen. Auf die Tatort- oder Leichenfundortreinigung hatten wir gar keinen Fokus gelegt, bis die erste Anfrage kam, ob wir nicht einen Fundort reinigen könnten. Dort herrschte auch erhöhte Infektionsgefahr und es hat sich kein anderer Gebäudereiniger rangetraut“, erzählt André Rohde. Tatortreiniger sei schließlich kein geschützter Beruf und im Prinzip könne ihn jeder machen, auch, wenn eine Basis wie die des Desinfektors mehr als sinnvoll ist. So kam es, dass sich nach und nach auch polizeiliche Aufträge sammelten. Mit der Tatortreinigung Weser-Ems wurde die eigene Firma mit zwei festen Mitarbeitern und zwei Springern gegründet. Rohde selbst ist jedoch bei jedem Auftrag dabei. Abgeschreckt habe ihn der neue Aufgabenbereich dabei nicht. „Man darf sich das halt nicht zu Herzen nehmen. Man kennt ja auch die verstorbene Person nicht.  Was einen berührt sind allerdings die Hinterbliebenen, mit denen man zu tun hat. Man muss schon mal Beistand leisten. Man hört dabei viele Geschichten. Das macht die Arbeit auch interessant.“, erklärt er.  Während die meisten Menschen mit aller Kraft versuchen, Themen wie dem Tod aus dem Weg zu gehen, sind sie für Tatortreiniger ein ganz normaler Teil des Arbeitsalltags, dem durchaus gute Seiten abgewonnen werden können. „Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass man am Ende des Tages sieht, was man alles geschafft hat.“, so Rohde, der sich in einem Feld bewegt, in dem er oft auf neue Herausforderungen trifft. Verschiedene Ausgangssituationen erfordern verschiedene Herangehensweisen, die eine einfache Reinigung weit überschreiten können. „Manchmal sind auch bauliche Maßnahmen erforderlich. Je nachdem wie lange eine Leiche gelegen hat, kann es auch nötig sein, beispielsweise Estrich zu entfernen. Das weiß man alles nicht, bevor man einen Tat- bzw. Fundort sieht. Dann gilt es, eine geeignete Herangehensweise zu finden.“, erklärt er. Mit der Selbstständigkeit und der unerwartet hohen Nachfrage, ist die Freizeit plötzlich knapp. Die, die verbleibt, verbringt er am liebsten mit seinen Kindern und investiert sie in die eigenhändige Renovierung des Hauses aus den 50er Jahren. „Aber viel mehr Zeit bleibt da auch nicht. Deshalb soll der Betrieb auch erstmal nicht mehr wachsen.“, gesteht er. Es sind dabei nicht nur die Aufträge, die die Zeit fordern, sondern auch die ständige Weiterbildung. Hygiene ist fortlaufend. Vieles verändert sich und bedarf neuer Herangehensweisen. Neue Verfahren, neue Mittel, neue gesetzliche Regelungen aber auch neue Viren erfordern, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Die Schwierigkeit in der vergangenen Pandemie lag dabei für Rohde nicht an Corona selbst, sondern an den Konsequenzen „In den Coronamarkt haben wir uns als Desinfektoren gar nicht aktiv reinbegeben, da wir schon ziemlich ausgelastet waren. Aber wir hatten dafür Probleme mit der Lieferbarkeit von Desinfektionsmitteln, Schutzanzügen oder Masken, damit hatten wir sehr zu kämpfen.“, schaut André Rohde zurück.              

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