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„Monster“ von Naoki Urasawa07.02.2023
Interview und Foto: Thea Drexhage
MoX: Wovon handelt der Manga?
Ulf Pigors: Die Geschichte spielt in Deutschland kurz vorm Mauerfall. Es geht um Dr. Tenma, einen Neurochirurgen. Dieser muss sich in einer Notsituation entscheiden entweder ein Kind mit Schusswunde am Kopf oder einen hochrangigen Politiker zu retten. Er entscheidet sich für das Kind und ruiniert damit im Prinzip seine Karriere, weil der Politiker stirbt. Er ist Arzt und alle Leben sind für ihn gleich viel wert, aber politisch war es zu dieser Zeit die falsche Entscheidung. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das Kind, das er gerettet hat, ein Psychopath ist und sich viele Jahre später als Mörder herausstellt. Dr. Tenma sieht sich dann in der Aufgabe, ihn zu jagen und aufzuhalten. Irgendwann häufen sich die Morde in der Umgebung der Universität an welcher Tenma nun arbeitet, sodass auch das BKA auftaucht. Dabei stellt sich raus, dass das Kind, das Tenma gerettet hat, elternlose Paare ermordet. Spannend ist direkt im ersten Buch die Begegnung, als Dr. Tenma das erste Mal den Jungen wieder trifft. Dieser ist dann schon fast erwachsen und offenbart sich dem Doktor: „Das Monster in mir wird immer größer“. Dabei entwickelt sich nach und nach ein reiner Psychoterror. Dieser psychologische Aspekt ist hervorragend und gleichzeitig schockierend dargestellt. Tenma gerät immer mehr in Verschwörungen herein und rückt selbst in das Visier der Ermittlungen. Die nun abgeschlossene Geschichte erstreckt sich dabei über neun Bände.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Ulf Pigors: Am interessantesten finde ich, dass auch alle Nebencharaktere sehr tiefgründig und nachvollziehbar handeln. Es gibt in dem Manga keinen Superhelden oder so. Alle Figuren werden sehr stark ausgearbeitet und man kann die Handlung im Prinzip auf das reale Leben überführen, was für Manga sehr unüblich ist. Meistens sind diese ja überdreht. Das hat man hier gar nicht. Das ist auch ein Manga, der sich eher an Erwachsene richtet, es ist eine Art Krimi.Obwohl der Autor aus Japan kommt, hat er sich sehr viel Wissen über Deutschland angeeignet und hervorragend recherchiert, so wird zwar alles im japanischen Zeichenstil dargestellt, aber sind die Szenen vertraut.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Ulf Pigors: Tatsächlich bin ich zuerst nicht auf das Buch selbst aufmerksam geworden. Es gibt auch einen Anime davon, also eine Zeichentrickserie. Diese habe ich geschaut und mich dann sehr gefreut, als auch das Buch vor 2 Jahren hier in Deutschland erschienen ist. Das hat mir dann auch besser gefallen als der Anime. Darin kommt der Stil des Autoren einfach besser rüber.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Ulf Pigors: An sich jeder Person, die sich mal an dem Medium probieren möchte. Der Einstieg ist dabei sehr leicht, zwar liest man ihn, von der letzten Seite rückwärts, wie man es von Manga kennt, aber durch die Spielorte wie Verden, findet man noch einen Bezug zu sich selbst. Er hat nicht dieses quietschbunte, was viele Manga haben, sondern ist sehr gediegen. Es ist eine Geschichte die gut ausgearbeitet und nachvollziehbar ist. Dass sich ein Manga an Erwachsene richtet, ist in Deutschland ja eher ungewöhnlich. Hier ist das Bild noch ganz anders als in Japan. Jeder der packende Thriller mag ist mit „Monster“ gut aufgehoben.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Ulf Pigors: Naoki Urasawa ist mittlerweile um die 60 Jahre alt und hat sich hauptsächlcih auf Thriller- und Psychogeschichten spezialisiert. Er räumt einen Award nach dem anderen ab und wurde unter anderem mit dem Max und Moritz Award für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Auch sonst ist er sehr interessant, macht selbst Musik und ist sehr spät erst in die Mangawelt eingestiegen.
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