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Janssen zum Mitmachen: Das Horst Janssen Museum zeigt den Künstler in allen Facetten24.04.2020



Text und Foto  |  Britta Lübbers

„Und? Ist es nicht toll?“, fragt Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos in die Runde, nachdem sie mit Museumsvermittlerin Melanie Robinet durch die Ausstellung geführt hat. Der Rundgang fand noch vor den Corona-Beschränkungen statt. Nach ersten Lockerungen ist davon auszugehen, dass auch die Museen wieder öffnen.
„Noch besser, tiefgehender und lebendiger“ sollen der Künstler und sein Wirken in der neuen Präsentation zur Geltung kommen. „Das wichtigste Anliegen ist es, unseren Gästen die komplexen Drucktechniken Janssens auch praktisch näher zu bringen. Und das ist wunderbar geglückt“, freut sich Moster-Hoos. „Die Besucher sollen verstehen, was das ist, Tiefdruck und Hochdruck.“ Sie sollen selbst erleben, wie es sich anfühlt, mit Stempel, Griffel und Steinplatte zu hantieren, Motive seitenverkehrt zu denken und zarte Zeichnungen auf Papier zu setzen. Bloßes Anschauen – das reicht hier nicht.
Die Dauerausstellung ist eine Premiere im Horst Janssen Museum, das sich auf Zeichnungen fokussiert. Und die können aus konservatorischen Gründen nicht ständig gezeigt werden, nach rund sechs Monaten gehen sie meist zurück ins Magazin. „Die Werke halten uns auf Trab“, bekennt die Museumsleiterin. Auch in der neuen Schau werden die Exponate wechseln. Für Besucher, die regelmäßig kommen, hat dies den Vorteil, dass sie immer wieder etwas Neues entdecken. „Es war ein sehr intensiver Prozess“, beschreibt Melanie Robinet den Weg von der Idee bis zum Konzept, das gemeinsam mit der Berliner Agentur molitor entwickelt wurde. Auch sie ist mehr als zufrieden. „Wir haben das Maximum herausrausgeholt.“
Die Dauerausstellung ist in drei Themenbereiche unterteilt – Biografie, Drucktechniken und Zeichnungen – und so aufgebaut, dass man sich wie auf einer Druckplatte durch den Raum bewegt. Die komplexe Persönlichkeit und das reiche Schaffen von Horst Janssen gerafft und publikumswirksam abzubilden, dabei Neulinge genauso anzusprechen wie Janssen-Profis: Es war keine leichte Aufgabe, die sich das Museum gestellt hat. Doch das Ergebnis überzeugt.
Den Auftakt macht die vielbebilderte Biografie. An einer Hörstation berichten Zeitzeugen über ihre Begegnung mit Janssen. Die Besucher können Themen und Interviewpartner selbst wählen. „Wir hatten ja wenig Geld“, sagt z.B. Verena Janssen, die von 1960 bis 1969 mit dem Künstler verheiratet war, über die frühen Jahre. „Dann mache ich eben wieder Holzschnitte“, habe Janssen gesagt und sich an die Arbeit begeben. Sehr schöne Werke seien so entstanden. An der Entdeckerstation gegenüber können Interessierte in Tafeln mit Fotos und Texten blättern. „Wenn Horst Janssen verliebt war, hat er dieser Frau Telegramme geschickt“, ist auf einer Tafel vermerkt. Ein Telegramm an Birgit Jacobsen ist beigefügt: „ich wünsche dir eine gute nacht stop. ich wünsche, dass du dich nicht alleine fühlst stop. ich denke an dich stop. schön wäre ein viersätziges telefonat stop.“ Die Boxen, die zum Wühlen und Stöbern einladen, sind vor allem für jüngere Gäste gedacht, aber für alle Aktivstationen gilt: Sie machen Spaß und kennen kein Alter.
Der zweite Themenkomplex sind Drucke. Drei eigens für die Schau gedrehte Kurzfilme zeigen die unterschiedlichen Techniken, mit denen Janssen Ausnahme-Kunst schuf. Mit Griffel, Stempel und Stein sollen die Besucherinnen und Besucher selbst kreativ werden.
Im dritten Teil geht es um die „Geschichte der Zeichnung“. „Die Gäste erfahren, was Janssen inspiriert und wie er es künstlerisch bearbeitet hat“, erzählt Melanie Robinet. Wer mag, ist eingeladen, an einem großen Zeichentisch Platz zu nehmen, Stifte und Farben zu wählen und einfach anzufangen. Vielleicht inspiriert von der Vitrine, in der Janssens Werkzeug ausgestellt ist, von Bleistiften über Pinsel bis hin zum fast leergekratzten Aquarellkasten.
Und weil der Künstler zudem sehr sprachmächtig war, wird auch der „Wörterer“ Janssen auf spielerische Art präsentiert. „Er schreibt“ heißt die Zugabe mit Texten, die schön sind. Und ja, das lässt sich über die gesamte Ausstellung sagen.

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