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Wen fördert die Oldenburgische Landschaft?18.05.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage
MoX: Was hat sich in den letzten drei Jahren bei den Abläufen der Oldenburgischen Landschaft verändert? Wo lagen die Herausforderungen?
Dr. Michael W. Brandt: Wir haben natürlich versucht, so gut es unsere Möglichkeiten zuließen, Kulturschaffenden zu helfen. Wir sind zum Glück vom Land auch ein bisschen befähigt worden etwas zu tun. Es gab verschiedene Coronasonderprogramme. Einmal bezogen auf kleine Kultureinrichtungen, damit waren auch Vereine gemeint, die man ja oft vergisst, aber auch für die Akteurinnen und Akteure. Was sicherlich sehr erfolgreich war, war das „Niedersachsen dreht auf“-Förderprogramm, das darauf abzielte, den Akteuren zu helfen, das lief aber über die Veranstalter. Das war für uns nicht so glücklich gemacht, ließ sich aber haushaltsrechtlich nicht anders regeln. Das hat vielen gut geholfen, denn so wurden Veranstalter in die Lage versetzt, normale Gagen zu zahlen. Das Programm ist sehr stark nachgefragt und zwei Mal neu aufgelegt worden. In diesem Bereich haben wir eine sehr gute Resonanz erfahren. Wir selbst sind ja keine Veranstalter und hatten während der Zeit im Haus keinen Publikumsverkehr. Es ließ sich alles gut über technische Hilfsmittel lösen, sodass wir hier weiterarbeiten konnten, um die ganzen coronaspezifischen Programme an jene zu bringen, die es brauchen. So ein breites Spektrum an Förderungen und Möglichkeiten hatten wir vor der Pandemie nicht. Das waren natürlich in der Gesamtheit nur kleine Tropfen, die aber dennoch vielen geholfen haben. Wir haben selbst ganz am Anfang in 2020, als das ganze losging, sehr spontan, angeregt durch den Anruf der Barthel Stiftung in Varel, einen Notfallfonds für Künstler*innen und Künstler aufgelegt, der war innerhalb von einem Monat leergefegt. Dort haben wir eigenes Geld reingeschossen, dort hat die Eriksen Stiftung und auch die Barthel Stiftung einen erheblichen Teil reingeschossen, bevor es offizielle Programme gab. Das war sehr schmal angelegt, aber irgendwann war auch das Geld, das wir noch zur Verfügung hatten, weg.
MoX: Dabei waren ja besonders die soloselbstständigen Künstler*innen die Leidtragenden…
Dr. Michael W. Brandt: Letztgenanntes Programm bezog sich auf die Soloselbstständigen, weil selbst bei denen, die für Krisen vorgesorgt haben über Musikunterricht o.ä. – ging ja alles auf einmal weg und das ist bitter.
MoX: Jetzt wo der Normalbetrieb zurückgekehrt ist, wie viele Solokünstler*innen bewerben sich hier auf eine Förderung?
Dr. Michael W. Brandt: Solokünstler eher weniger. Es geht meistens bei uns über Kultureinrichtungen in der Stadt. Freie Theater, kleine Museen und manchmal ein Zusammenschluss von 2-3 Künstler*innen, die etwas zusammen machen wollen, ein kleines Festival o.ä. und da stellen wir fest, dass uns während Corona viele kennengelernt haben, durch diese Sonderprogramme, die ja ganz anders gestrickt waren als das, was hier normal der Fall ist. Das merken wir an der erhöhten Nachfrage, auf die nicht mehr ganz so großzügigen Budgets.
MoX: Wie hoch ist der Etat für die Kultur?
Dr. Michael W. Brandt: Wir haben verschiedene Programme. Wenn ich diese zusammenrechne, haben wir für das Oldenburger Land ungefähr eine halbe Millionen Euro im Jahr. Das teilt sich auf in das Standardprogramm „Regionale Kulturförderung“ und in ein anderes Programm „Investitionsförderung“, für kleine Kultureinrichtungen. Das ist für so kleine Dinge, wo man keinen Sponsor findet, wie eine kaputte Dachrinne beim Soziokulturellen Zentrum o.ä.
MoX: Wie viel davon wird für Kinder und Jugendliche genutzt und wie viel wird für diese Gruppe überhaupt gemacht?
Dr. Michael W. Brandt: Es gibt immer wieder neue Ansätze, aber es geht letztendlich immer in die gleiche Richtung. Es gibt immer neue Akteure und Akteurinnen die auftreten mit etwas anderen Ideen. Für Kinder und Jugend kommen hauptsächlich die Sparten Theater und Musik vor. Was wir hier selbst vor Jahren angestoßen haben, ist ein kleines Projekt, das wir vom Haus aus machen. Das richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. „Start Your Art“ nennt es sich. Das richtet sich an ebendiese Personen, die selbst etwas starten wollen. Eine Band, die Coaching benötigt oder Einzelpersonen mit individuellen Anliegen. Das ist eine Mikroförderung bis maximal 1000 Euro, die sich dafür aber auch recht schnell umsetzen lässt.
MoX: Was denken Sie über die angebotene Kultur für Kinder in der Region?
Dr. Michael W. Brandt: Man muss sagen, wir haben vor allem in der Stadt Oldenburg ein sehr breit aufgestelltes Kulturleben. Im ländlichen Raum auch, wobei es dort noch immer viele leere Flächen gibt. Im Kinder- und Jugendbereich könnten noch einige Schippen draufgelegt werden.
MoX: Und gibt es da für die Oldenburgische Landschaft keinen Raum, etwas anzustoßen? Dr. Michael W. Brandt: Wir sind ja auf das angewiesen, was man uns anträgt, was wir fördern sollen. Wir sprechen immer davon, dass mehr passieren müsste, aber wir sind ja nicht selbst Veranstalter. Wir sind drauf angewiesen, das jemand kommt und sagt: „Ich hab hier was.“ Da sind wir in unserer Antragsbewertung, denn das Geld reicht ja nie, sodass man eine Auswahl treffen muss. Wir haben eine fachlich besetzte Förderkommission, in der Menschen sitzen, die gerade aus der Jugendarbeit kommen im Musik- und Theaterbereich. Diese achten besonders darauf, dass es nicht nur Projekte gibt, in welchen Kinder und Jugendliche vorkommen, sondern Projekte, die Kinder aktiv mitgestalten können. Da muss man ja auch unterscheiden.
MoX: Wie schätzen Sie die Lage für die Kultur nach Corona ein?
Dr. Michael W. Brandt: Die Lust auf Kultur muss wieder stärker werden, denn es gibt Formate, die laufen wieder so gut wie vor Corona, aber bei vielen läuft es schleppend an. Das hören wir immer wieder. Das Publikum ist noch da, aber es geht nicht mehr zu den Veranstaltungen und es haben sich viele Menschen gemütlich eingerichtet und unternehmen nicht mehr so viel. Da muss wieder mehr kommen, sonst ist das ein großes Problem. Was nicht eingetroffen ist, was ja viele befürchtet haben, ist, dass sich diese ganzen digitalen Formate durchgesetzt haben und zur Konkurrenz geworden sind. Wenn man an etwas teilnimmt, dann will man mit den Menschen zusammenkommen und nicht mit dem Bildschirm.
MoX: Auch die Veranstaltungsübersicht auf ihrer Seite füllt sich. Was würden Sie denn den Oldenburger*Innen empfehlen?
Dr. Michael W. Brandt: Also natürlich möchte ich alle besonders empfehlen, aber niemanden hervorheben. Ich denke, wenn man interessiert ist an Kultur, und das setze ich hier in der Region voraus, dann sollte man mal etwas Neues probieren, etwas, was man vorher vielleicht nicht auf dem Schirm hatte. Es gibt viele neue und spannende Geschichten zu entdecken.

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