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Wertungsfrei beraten14.08.2024



Text und Foto: Thea Drexhage

Als diese in den frühen 90er Jahren bei Pro Familia in Oldenburg anfing, änderte sich, dass für einen Schwangerschafts-abbruch eine von einem Arzt, einer Ärztin ausgestellte soziale Indikation nicht mehr nötig war, sondern abgelöst wurde durch eine Fristenlösung mit Beratungspflicht. In Paragraf 218 stellt ein Schwangerschaftsabbruch jedoch bis heute einen Strafbestand dar, der aktuell wieder Platz im politischen Diskurs einnimmt. Die Kommission zur Reform der Abtreibungsregel fordert ein Umdenken, Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerste dazu, dass man diesbezüglich die weitere Spaltung der Gesellschaft vermeiden wolle. Eine Änderung liegt damit nach wie vor in weiterer Ferne. Umso wichtiger ist daher die Arbeit von Doris Kern und ihren Kolleg*innen bei Pro Familia. Doris Kern, die eigentlich aus Süddeutschland kommt und wegen der Liebe und des Studiums nach Oldenburg kam, empfand es schon immer als Passion, sich für die Selbstbestimmung von Frauen einzusetzen, also lag die Arbeit in der Sexual- und Schwangerschafts-konfliktberatung nahe. Dabei trifft sie immer wieder auf neue Herausforderungen. Dazu gehört aktuell die allgemeine medizinische Infrastruktur im Nordwesten. „Tatsächlich verschlechtert hat sich über die Jahre die Versorgung der Frauen mit Erst-Gynäkolog*innen hier in Oldenburg, die überhaupt erstmal eine Schwangerschaft feststellen. Ärzt*innen, die dann im gesetzlichen Rahmen Abbrüche vornehmen gibt es nur wenige. Viele Stellen haben geschlossen. Unsere Aufgabe ist es dann herumzutelefonieren und eine Stelle zu finden. Betroffene müssen oft nach Hamburg oder Hannover, wenn es gut läuft. In Oldenburg, einer Stadt mit Medizinstudiengang, gibt es lediglich einen Ort für Schwangerschaftsabbrüche.“, erklärt die Diplom Psychologin. Aber nicht nur die Schwangerschaftskonflikt-beratung stellt sie vor schwierige Aufgaben, auch die Sexualberatung für Paare hat ihre Heraus-forderungen. Dabei kommt es auch mal vor, dass Menschen erst nach vielen problemreichen Jahren zu ihr kommen und es dann eventuell schon zu spät für Hilfe ist, da sich eine*r der Beteiligten vielleicht innerlich schon getrennt hat. „Das finde ich schwierig für eine Beraterin, rauszufinden, wo die Bereitschaften und Reflexions-möglichkeiten eines Paares liegen.“, so Doris Kern. Aber Heraus-forderungen gibt es bei jeder Arbeit, genau wie die belohnenden Momente. Das Feedback nach der Schwangerschaftskonfliktberatung, die ja noch immer eine Pflicht-beratung ist, gibt ihr viel zurück. „In den letzten Jahren passiert es mir häufiger, dass mir Menschen sagen, ich hätte meinen Job gut gemacht. Gerade in einem Bereich, wo oft Ratlosigkeit herrscht, ist es wichtig, wertfrei über alle Mög-lichkeiten zu sprechen und eine Atmosphäre zu schaffen, die frei vom Zwang dieser Beratung ist.“, erklärt sie. In diesen Beratungen geht es dabei nicht nur um die Möglichkeiten im Falle einer Schwangerschaft, sondern auch um die Aufklärung über Verhütungs-methoden, einem Bereich, in dem es immer neue Fortbildungen, gerade in Bezug auf hormonfreie Methoden geht. Auch Kontaktauf-nahmen von queeren Menschen zu Identitätsfragen kommen zunehmend auf und fordern ständige Weiterbildung. So kommt man nicht umher, bei der Arbeit verschiedenen Schicksalen und gesellschaftlichen Missständen zu begegnen. Diese Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen, ist laut der 64-Jährigen kaum möglich. Yoga und die Feldenkrais-Methode helfen dabei, einen körperlichen Ausgleich zur geistigen Arbeit zu finden – und obwohl ihr Job bei Pro Familia im nächsten Jahr enden wird, möchte sie weiterhin psychotherapeutisch arbeiten. Und mehr auf Reisen gehen, denn dafür war die Zeit etwas zu knapp bisher.

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