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Diabolo Intro: Alles wird gut?14.11.2019



Text + Foto: Christoph Kienemann

Wir erinnern uns, eigentlich wollte Großbritannien am 31. Oktober dieses Jahres aus der EU austreten. Premier Boris Johnson verkündete, er würde lieber Tod im Graben liegen, als den Brexit zu verschieben. Mittlerweile trat die zweite Option ein und Johnson setzte zudem seinen Wunsch nach Neuwahlen durch. Prognosen über deren Ausgang sind aufgrund des englischen Mehrheitswahlsystems äußerst schwierig, aber weder die Konservativen noch Labour wollen derzeit den Brexit wieder abblasen. In Großbritannien spaltet der Brexit derweil das Land in Remainer und Leaver und vor allem in Alt und Jung, denn insbesondere die Generation 65+ spricht sich für einen Austritt des Landes aus der EU aus. Für die Wirtschaft sind all dies keine guten Aussichten. Niedersachsen ist der drittgrößte Handelspartner Großbritanniens, jedes Jahr werden über 7 Milliarden Euro an Waren über den englischen Kanal exportiert, vor allem Autos, Lkw und Fleischprodukte. Kein Wunder, dass sich Wirtschaftsvertreter*innen Sorgen um ihre zukünftigen Geschäfte machen.
Welche Auswirkungen wird der Brexit auf die Wirtschaft haben? Diese Frage versuchte Dr. Christian Bluth von der Bertelsmann Stiftung zu beantworten. Letzteres hängt entscheidend davon ab, wie die EU und Großbritannien ihre Beziehungen nach dem Brexit aufstellen. Beide Seiten wollen, sollte der Austritt tatsächlich vollzogen werden, im Jahr 2020 einen neuen Handelsvertrag aushandeln. Ein laut Bluth sehr optimistischer Zeitplan, der wohl kaum einzuhalten sein wird. Denn Großbritannien hat bereits einige rote Linien aufgestellt, die dazu führen könnten, dass das Land auf eine Stufe mit Handelspartner wie Kanada gestellt werden könnte, die Bindung an die EU wäre dann nicht sehr eng. Der Volkswirt Bluth erwartet bei einem Brexit Einkommensverluste in der Bundesrepublik von bis zu 0,2 Prozent, in Großbritannien von bis zu 3%. „Eine Lose-Lose-Situation also“, so Bluth.
Auf der politischen Ebene könnten dem Vereinigten Königreich derweil weit größere Konsequenzen drohen. Politikwissenschaftlerin Dr. Birgit Bujard sieht den Zusammenhalt des Königreiches bedroht. Während Teresa May alle Landesteile gleich behandeln wollte, wodurch der umstrittene Backstop entstand, der Großbritannien im Binnenmarkt gehaltem hätte, nimmt Johnson eine Zollgrenze in der irischen See in Kauf, wodurch Nordirland einen de facto Sonderstatus erhalten würde. Den Brexit interpretiert Bujard daher auch als Zeichen eines englischen Nationalismus, der Schotten, Waliser und Iren nicht mitnehmen würde. Für die Verhandlungen um einen neuen Handelsvertrag sei es zudem problematisch, dass Großbritannien die Arbeitsnehmerfreizügigkeit abschaffen möchte und die EU natürlich darauf besteht, keinem Land die Vorteile einer Mitgliedschaft zu bieten, dass selbst nicht Mitglied der EU ist.
Welche praktischen Auswirkungen der Brexit auf Unternehmensebene haben wird, erläuterte Dr. Christian Friege von CEWE. Das Unternehmen habe in seinen Standorten in England Personal abbauen müssen und bereite sich auf Lieferschwierigkeiten vor. Heute können Bestellungen in einem Tag von Oldenburg nach London geleifert werden, man könne nicht abschätzen, wie lange es nach dem Brexit dauern werde. „Diese Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft“, so Friege.

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