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Wozu auf ein Genre festlegen?07.02.2023

Text und Foto: Thea Drexhage

Das Oldenburger Trio um Leona Cordes (25), Arne Brosche (27) und Jonathan Böttcher (32) hatten einige verrückte Ideen, bis sie sich schließlich auf einen Namen festgelegt haben.  Unsere Musik ist schwer verdaulich, daher der Name.“, scherzt Bassist und Gitarrist Arne. Und so ein bisschen Wahrheit steckt ja in jedem Witz. Bleidiät klingen jedenfalls nicht nach Mainstream und sind nichts, dass man so ganz einfach nebenbei genießen kann. Stattdessen bekommen die Hörer*innen vertrackte Tracks serviert irgendwo zwischen Progressive Rock, Jazz, Punk, Blues und Avantgarde. Wozu sollte man sich stilistisch festlegen, wenn es so viele Möglichkeiten gibt?  Der Sound der Band ist geprägt durch die verschiedenen musikalischen Einflüsse der drei Bandmitglieder. Leonas musikalische Wurzeln liegen in der Weltmusik mit vielen zentralasiatischen Einflüssen, die sich teilweise sogar in ihrem Gesangsstil wiederfinden. Schlagzeuger Jonathan hingegen begeistert sich für Metal und auch Arne findet Einflüsse im Rock- und Punkbereich. Kennengelernt haben sich Bleidiät an der Universität während des Musikstudiums. Leona und Arne lernten sich in einem Jazzensemble kennen, waren allerdings schnell gelangweilt von den musikalischen Einschränkungen, denen sie sich anpassen mussten. Die eigene Band muss her. Und ein Schlagzeuger. „Irgendwann kam Jonathan mal mit Sticks in den Raum und den hab ich dann einfach gefragt. Wir haben uns getroffen und gejammt und alles hat gepasst.“, erzählt Arne.  Und auch dieser genießt die Freiheit, die ein eigenes Bandprojekt bietet: „Jazz ist zwar auch geil, aber ich hatte nie die Möglichkeit mal Double-Bass zu spielen. Hier kann man alles schön miteinander verbinden.“ Richtig los ging es mit Bleidiät in 2018. Erste Versuche auf der Bühne wurden gewagt, es folgte das erste, gleichnamige Album in 2019 und zahlreiche Auftritte im Polyester, Wilhelm 13 und auch außerhalb der Stadt. Bis die harte Bremse kam. Mit der Pandemie kamen die großen Fragezeichen. Die Uni war geschlossen, somit auch der Proberaum. Dazu die anfängliche Unsicherheit über das Virus. Es wurde sich weniger getroffen bis sich doch irgendwann wieder eine Möglichkeit fand, gemeinsam zu spielen und 2021 dann auch endlich wieder die heißersehnten Konzerte. Mittlerweile sind Bleidiät wieder dabei, volle Fahrt aufzunehmen. Im Mai geht es ins Polyester und weitere Termine sind in Arbeit. „Ich hätte auch Bock auf Festivals, aber gerade stecke ich mitten im Referendariat, das steht dem Ganzen ein bisschen im Wege. Leider bin ich gerade die Bremse.“, so Jonathan. „Irgendwann sind ja Sommerferien.“, wirft Leona beschwichtigend ein.  Während es für einige Bands zu genügen scheint, so viel Material wie möglich zu veröffentlichen, um den Spotify-Algorithmus zu füttern, sehen Bleidiät ihre Qualitäten vor allem live. „Klar ist man vor den Auftritten auch mal nervös, aber wenn man viel übt, kann man sich eigentlich darauf verlassen, dass alles funktioniert. Wenn wir etwas viel geprobt haben, dann muss das irgendwann auch unter Leute.“, so Leona. Daher soll die nächste Platte auch ein Live-Album werden. „Wenn man sich ins Studio stellt und alles so steril macht, dann geht ganz viel verloren. Die Kommunikation mit dem Publikum macht so viel aus, das catcht halt.“, erklärt Jonathan. Dabei kommt es nicht mal unbedingt drauf an, wie voll es vor der Bühne wird, gerade im letzten Jahr waren volle Läden keine Selbstverständlichkeit. Beim ersten Konzert der Band nach Corona hätte es zwar voller sein können, aber von der guten Stimmung an diesem Abend zehrt die Band noch heute. „Es macht auch Spaß, vor ein paar Handvoll Leuten zu spielen, wenn die dafür richtig mitgehen.“, so Leona.
Bleidiät spielen live am 19.5.2023 im Polyester.
www.bleidiaet.de