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Wie umgehen mit dem Leerstand?27.02.2022









Text und Fotos: Thea Drexhage
„Damit wollen wir die Menschen Oldenburgs auffordern zu nutzen, egal ob professionell oder einfach nur zum Umsetzen einer coolen Idee. Dafür vermitteln wir von Raum auf Zeit Freiräume.“, so Pia Wienholdt von Raum auf Zeit.  Im Laufe des Tages werden dabei Redner*innen aus dem überwiegend norddeutschen Raum die Möglichkeit haben, ihre Wahrnehmung von Zwischennutzung vorzutragen und somit einen regen Austausch zu initiieren. „„Von dem Tag heute erhoffen wir uns, dass die Oldenburger*innen angestiftet sind, selbst was auf die Beine zu stellen und dass auch wir bekannter werden. Das vor allem Eigentümer*innen, Makler*innen und Investor*innen uns sehen und denken werden, dass das eine gute Sache ist.“, erklärt sie. Vor allem letzteres ist ein wichtiger Punkt, um ein breiteres Spektrum von Angeboten zu erhalten, sodass sich die Zwischennutzungen nicht nur in der Innenstadt zentrieren, sondern auch in den äußeren Vierteln der Stadt stattfinden können, um so zukünftig auch dort niedrigschwellige Kulturangebote planen zu können, denn die Liste der Wartenden bei Raum auf Zeit ist mittlerweile lang. Neben Raum auf Zeit wartet das leerstehende Ladenlokal in der Lange Straße 74 mit Werken lokaler Künstler*innen auf. Außerdem ist dort auch Ingrid Wagemann von „Zwischenraum Hannover“ zu Gast.
Seit sechs Jahren ist sie bemüht, dem Leerstand in Hannover entgegenzutreten. Die Liste der Kunst und Kulturschaffenden dabei ist lang und Leerstände gebe es in der Theorie genug, doch die Praxis ist eine andere. „Wir hatten 2200 Quadratmeter insgesamt. Ladenflächen, Büroetagen, eine alte Schule, aber es ist immer sehr viel Arbeit, die zu kriegen. Man muss die Eigentümer überzeugen. Manche interessiert es nicht, was in Hannover oder mit ihren Leerständen passiert. Zum Beispiel das Karstadt-Gebäude mitten in der Stadt. Es steht nun seit drei Jahren leer und der Eigentümer hat 1000 Anfragen bekommen, auch von uns, und reagiert gar nicht.“, erklärt sie. Dabei werden nicht nur Räume für Ausstellungen vermittelt und die Innenstadt kreativ mitgestaltet, sondern auch Büros gesucht, in denen sich junge Menschen mit ihren Ideen für Zusammenarbeiten und Projekte bis zu einem halben Jahr lang ausprobieren können. Dabei geht es nicht um eine Kulturbesetzung, sondern um eine Zusammenarbeit mit den Eigentümern. Die Räume werden versichert und werden geräumt, sobald die Eigentümer diese wieder brauchen. Ähnlich verhält es sich bei den Bremern der „ZwischenZeitZentrale“, die bereits seit 2009 in verschiedenen Gruppierungen agieren. „Wir haben das große Glück, dass wir seit 2010 von der Stadt gefördert werden, was natürlich Türen und Tore für uns öffnet.“, sagt Daniel Schnier. Er sieht vor allem die Chance darin, die kommerzielle Monokultur der Innenstädte aufzubrechen und wieder Orte der Mischkultur zu schaffen und Bildung, Kultur und Freizeit wieder zu vereinen. Aktuell arbeitet die ZwischenZeitZentrale beispielsweise an der Zwischennutzung der Galopprennbahn in Vahr. 28.000 Quadratmeter, die vor allem im Freien unter dem Titel „Galop de Porc“ (im Schweinsgalopp“) bespielt werden sollen, beispielsweise mit einem Sommerkino. “Wir versuchen diesen Ort, der geprägt ist durch Pferderennen und Golfsport anders zu deuten. Daher auch der Name des Projekts, als Anspielung auf die Galopprennbahn, aber auch als Bezug zur Geschwindigkeit, mit welcher diese zügig umgenutzt werden kann.“
Ein weiteres Objekt, das in Oldenburg schon lange durch Leerstand glänzt, ist das alte Ladengeschäft von Photo Dose in der Staustraße 16, wo neben der Agentur „ZwischenZeitZentrale“ auch das Künstlerkollektiv „Einfach.nein“ mit einer Ausstellung gastiert. Dieses schafft durch verschiedenste Malereien und Installationen ein nahezu dystopisches Bild. (Sperr)Müll, Zerstörung und Chaos statt gefälliger Kunst erschaffen eine Atmosphäre, wie sie mit der Zeit oft in Gebäuden zu finden sind, die über einen längeren Zeitraum leer stehen. Damit wirft das Kollektiv einen etwas anderen, kritischen Blick auf den Immobilienmarkt. Während sich die beiden einerseits sehr glücklich schätzen, diese Chance der Ausstellung nutzen zu können, sehen sie aber auch ihr eigenes Privileg. „Es ist natürlich cool für uns weiße Mittelstandskids mit akademischem Hintergrund hier stattfinden zu können. Leerstand ist natürlich totale Verschwendung und wir fragen uns, wie das sein kann, dass so viele Gebäude ewig leer stehen und gleichzeitig so viele Menschen auf der Straße leben oder in super heruntergekommenen Lagern am Stadtrand. Uns stellt sich da die Frage: Wer darf teilhaben und wer darf zwischennutzen? Wir müssen genau beobachten, für wen und von wem dieser Nutzen gemacht wird und für wen so eine City jetzt ansprechend und urban gemacht wird und wer irgendwie außen vor bleibt.“

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