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Liebe Leserin, Lieber Leser!12.11.2020

Wen interessiert noch Religion, und lachen nicht alle, wenn ein Papstwitz erzählt wird? In meinem persönlichen Bekanntenkreis lachen tatsächlich nicht alle, einige schauen unangenehm berührt zur Seite, denn sie sind überzeugte Katholiken. Sie haben bei der heiligen Kommunion Brot und Wein, die den Leib und das Blut Christi repräsentieren erhalten, was nicht wenige Katholiken wirklich ernst nehmen. Für Atheisten, Agnostiker, und andersgläubige Menschen wirkt das etwas befremdlich. Aber wir haben ja Religionsfreiheit, und Papstwitze gehören, wie Mohammed-Karikaturen zur Meinungsfreiheit. Reale Spannungen gibt es aber, wenn beispielsweise ein Elternteil das schulpflichtige Kind auf eine katholische Schule schicken möchte, das andere aber nicht, womit die Sache politisch ist. Die überwiegende Mehrheit in unserem Land, und wohl auch die Mehrheit der Christen, wünscht sich eine unabhängige, staatliche Schule, in der die Werte unserer Republik vermittelt werden, und die neutral gegenüber jeder Religion ist. Warum also gibt es katholische Schulen? Bestimmte Religionen haben bei uns Sonderrechte, was sich aus der Vergangenheit ableitet. Mit Auflösung der Kirchenstaaten, die es auch auf niedersächsichem Gebiet gab, erkauften sich die Kirchen, also nur die katholische und die evangelische Kirche zahlreiche Sonderrechte, die noch heute in Staatsverträgen festgelegt sind. Deutschland ist kein säkulares Land, in dem die Trennung von Staat und Kirche tatsächlich vollzogen ist. Im Gegenteil: Die beiden Kirchen erhalten viel Geld und Sonderrechte von unserem Staat, also auch von den Bürgern, die in keiner Kirche sind. Das ist bedenklich in einem demokratischen Rechtsstaat, und es wird Zeit, dass darüber diskutiert und neu entschieden wird. Religion hat reine Privatsache zu sein. Das gilt schon heute für Buddhisten, und sollte in Zukunft auch  für Katholiken und Evangelen gelten.
Die Redaktion

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