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Selbstmitleidig – Niels Högel02.11.2018
Text | Michael Richter
Dienstag, 30.10.2018: Um 9:00Uhr begann der größte Mordprozess in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Dank guter Vorbereitung durch das Landgericht Oldenburg gibt es keine Probleme, wie Verzögerungen, Wartezeiten, Fragestellungen. Alles ist offensichtlich professionell und akribisch vorbereitet worden. Auffällig ist das große Personalaufgebot durch die Justiz und deren Freundlichkeit und Kompetenz.
Zuschauer und die Pressevertreter werden, getrennt von Beteiligten und Nebenklägern, durch einen Extraeingang mit eigener, intensiver Personenkontrolle, in die für sie vorgesehenen abgetrennten, hinteren Saalbereiche geleitet. Der erwartete Besucheransturm bleibt jedoch aus.
Nach Prozesseröffnung durch den Vorsitzenden Richter, Sebastian Bührmann, macht dieser die Problematik und psychische Belastung der vielen Nebenkläger deutlich, entschuldigt sich für juristische Formalien und bittet zum Abschluss um eine Schweigeminute zum Gedenken an die jetzt, nochmals aktualisiert, 100 Opfer.
Der Vorsitzende Richter Bührmann spricht den angeklagten Högel auf diesen Umstand an und fragt ihn direkt zu den aktuellen Vorwürfen und ihr Zutreffen. Der Angeklagte beantwortet dies mit einem knappen „JA“. Er redet, im Gegensatz zum ersten Prozess. Auf den ersten Prozesstag bezogen, leider nur über sich und nicht glaubwürdig.
Es kommt nunmehr zur Anklageverlesung in allen 100 Fällen und beansprucht fast quälende 1,5 Std. ohne zeitliche Unterbrechung.
Danach beginnt die Befragung des Niels Högel durch den Vorsitzenden Richter Bührmann. Beide kennen sich gut aus den vorangegangenen Prozessen. Es geht hierbei um seine Vita, um Beziehungen, um die Ausbildung, Wechsel von Wilhelmshaven nach Oldenburg und um erste Drogenprobleme.
In einer Pause von 12:00 bis 14:00 Uhr haben die Nebenkläger die Möglichkeit erste Fragestellungen vorzubereiten. Ab 14:00 Uhr erfolgen dann weitere Befragungen durch den Vorsitzenden Richter. Die Zeit im Klinikum Oldenburg wird intensiv angesprochen. Schon jetzt zeichnete sich ab, dass darüber noch einiges zu klären sein wird. Den Abschluss bilden Fragen der beiden begutachtenden Psychologen, der Staatsanwaltschaft und einiger Nebenkläger.
Auch wenn der Angeklagte Högel sich nicht mehr zurückgezogen hat und zwei große Monitore an der Hallendecke ihn für alle sichtbar machen, hat sich seine Glaubwürdigkeit nicht verbessert. Er wird in den folgenden Monaten mit jedem einzelnen Opfer konfrontiert werden. Vielleicht ändert dieser Umstand seine fragwürdige Einstellung.
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