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Tonträger aller Art
Mox Soundcheck28.09.2022
Snarky Puppy: EMPIRE CENTRAL (VÖ: 30.9.)
In wechselnden Besetzungen, jedoch immer mit Komponist, Gründer und Bandleader Michael League am Bass, begeistert das 2004 im texanischen Dallas gegründete rund 30-köpfige Musikkollektiv mit einer Melange aus Jazz, Fusion, Funk, Worldmusic und Rock. Daneben mischt jedes Mitglied auch in so unterschiedlichen Formationen wie denen von Beyoncé, Snoop Dogg oder Erikah Badu mit, was ihren Snarky Puppy-Beteiligungen erst recht gut tut. Diesmal hat die mehrfach Grammy-geehrte Band die Tracks ihres Albums an acht Nächten in Dallas live vor Publikum eingespielt – und versorgt ihre Hörer mit musikalisch furiosen Energydrinks, die pandemiemüde Seelen definitiv vorm Herbstblues bewahrt.
Talco: VIDEOGAME (VÖ: 30.9.)
Die italienische Bläser-Punkrocktruppe Talco hat den Underground-Status längst überwunden. Virtuell bedient man gekonnt Spotify, Facebook und Co. und live ist das Sextett sowohl bei allen namhaften europäischen Festivals als auch beim Touren durch die Clubszene ein kraftvoll-krachiges Muss für ihre immer größer werdende Fangemeinde. Dabei singen die Jungs nach wie vor auf Italienisch – weshalb nicht jedem Hörer hierzulande klar ist, wie eindeutig sich Talco-Texte gegen Homophobie, Rassismus, Doping, Sexismus oder Machtspielchen im Sport aussprechen. Auf „Videogame“ paart sich geballtes Sendungsbewusstsein mit rückhaltlosem Frontmachen gegen jenen Mangel an Empathie, der unseren Alltag einem Videospielszenario vergleichbar eskalieren lässt.
De-Phazz: JELLY BANQUET (VÖ: 30.9.)
Seit 25 Jahren groovt sich die Heidelberger Crossover-Combo De-Phazz durch die unterschiedlichsten Genres – ein Konzept, das Bandleader Pit Baumgartner fürs Jubiläums-Album umso passender erscheint. Auf „Jelly Banquet“ trifft Rockröhre auf Kirchenchor und Alphorn auf Ethno-Jazz, spickt man neue Tunes mit Retro-Klangsplittern, werden frühere Weggefährten und neue Seelenverwandte ins Aufnahmestudio gebeten – von Bluesrock-Größe Inga Rumpf hin zu Pere Ubu-Sänger David Thomas, den ladinisch singenden Ganes-Ladies aus dem Südtirol Ganes oder zu der singenden Tatort-Kommissarin Carol Schuler aus der Schweiz bleiben alle dem gemeinsamen Pulsschlag auf der Spur. Faszinierend, wie die verschiedenen Bestandteile ineinandergreifen. Und man merkt: Es funktioniert.
Chico Cesar: VESTIDO DE AMOR (VÖ: 23.9.)
Der 1964 im Nordosten Brasiliens geborene Vollblutmusiker gilt seit seinem 1996 komponierten Welthit „Mama Africa“, jener Ode an die afroamerikanische Frau, als international geschätzter Botschafter des Panafrikanismus. Stets achtet der ehemalige Musikkritiker, Autor von drei Gedichtbänden, Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne des brasilianischen, afrikanischen und karibischen Raums bei seinen Songtexten, die offensiv Ungerechtigkeit, Rassismus, Machenschaften von Diktatoren anprangern, darauf, dass sie tanzbar bleiben. Mit „Vestido de Amor“ unterfüttert Chico seine Reggae-Funk-Rock-Pop-Klangcocktails mit afro-brasilianischen Rhythmen und karibischen Kolorierungen, bringt er Sounds und Gäste aus der ganzen Welt zusammen. Beeindruckend.
Kaya Stewart: IF THINGS GO SOUTH (VÖ: 30.9.)
Kaya Stewart kann auf eine musikalisch inspirierende Kindheit zurückblicken. Da ihr Vater der Eurythmics-Mitbegründer Dave Stewart ist, kam zum offenbar vererbten musikalischen Talent für sie im Teenageralter dann das Glück dazu, auf Dads Duo-Partnerin Annie Lennox als Mentorin vertrauen zu dürfen. Wenig verwunderlich also, dass dem Wunderkind mit gerademal dreizehn Jahren vom Großlabel Warner ein Vertrag angeboten wurde. Als man dann mitten in der globalen Pandemie bei der mittlerweile Zwanzigjährigen eine Zwangsstörung feststellte, schlug Dad ihr vor, dagegen komponierend anzukämpfen. Gemeinsam feilten Vater und Tochter an Songideen, so dass Kaya zuguterletzt zehn Tracks produzieren konnte, die fordernd, perlend, den Raum verdichtend, den Geist von soulful Americana mit einem Spritzer Rock´n´Roll angereichert zum Klingen bringen. Well done.
Autor: Horst E. Wegener