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Wochenzeitung DIABOLO:
Knick in der Optik
Wahrnehmung von Gewalt in der Gesellschaft wandelt sich28.02.2019
Text | Christoph Kienemann
Unsere Wahrnehmung von der Welt ist nicht mit der Realität identisch. Diese Erkenntnis hat sich in den Geisteswissenschaften schon lange durchgesetzt. In der Öffentlichkeit ist dies aber (noch) nicht angekommen. Dabei bestimmt unsere Wahrnehmung uns persönlich, als auch das Handeln von PolitikerInnen. Gibt es beispielsweise heute mehr Gewalt in der Öffentlichkeit, ist das Leben im Land unsicherer geworden? In diesen Fragen stimmen Wahrnehmung und Realität oftmals nicht überein.
Nimmt aggressives Verhalten gegen Feuerwehren, Rettungsdienste und Müllabfuhren wirklich zu? „Es gibt viele Medienberichte zu diesem Thema, die das nahelegen“, sagt Soziologe Prof. Dr. Stefan Kaufmann von der Universität Freiburg: „Aber die Datenlage dazu ist sehr dünn.“ Es gebe bei Umfragen zwar einen leichten Anstieg, dies reiche für einen stichhaltigen Befund jedoch nicht aus. „Was hingegen zugenommen hat, ist die Sensibilität auf Gewalt“, erläutert Kaufmann. Gewalt werde heutzutage gesellschaftlich stärker abgelehnt und in dieser Konsequenz häufiger zur Anzeige gebracht und publik gemacht als früher. „Zu berücksichtigen ist auch, dass die Dynamik der öffentlichen Kommunikation nicht mit der Realität übereinstimmen muss.“ Sobald ein solches Thema medial zirkuliere, gebe es einen so genannten Schneeballeffekt.
Natürlich ist jeder Angriff ein Problem und muss ernst genommen werden, doch es bleibt wichtig, sich die einzelnen Fälle genau anzuschauen und die Umstände der Taten genau zu berücksichtigen. Allein die Tatsache, dass in den Medien beispielsweise mehr über bestimmte Gewaltdelikte berichtet wird, bedeutet nicht, dass diese tatsächlich häufiger geschehen, als in der Vergangenheit. Letzteres zeigt sich beispielsweise auch bei einem Blick auf die Oldenburger Kriminalitätsstatistik. So berichtet die Polizeiinspektion Oldenburg, dass die Zahl der registrierten Straftaten in der Stadt Oldenburg sowie im Landkreis Ammerland, mit 18.401 den tiefsten Stand der letzten drei Jahrzehnte erreicht habe. Der Rückgang ist dabei alles andere als marginal. Noch im Jahr 2008 wurden in Oldenburg und im Landkreis Ammerland 23.260 Straftaten registriert. Die Stadt und der Landkreis sind demnach also bedeutend sicherer geworden und nicht unsicherer. Darüber hinaus stieg die Aufklärungsquote leicht an: sie erreichte einen Wert von 57,61 Prozent, dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Jahr 2016 um 1,17 Prozent. Betrachtet man allein die Stadt Oldenburg, dann gab es im Jahr 2017 3.556 weniger registrierte Straftaten als im Jahr 2008. Dies ist der niedrigste Wert in den letzten 30 Jahren. Angestiegen im Vergleich zum Vorjahr sind derweil Sexualstraftaten, allerdings lagen diese in 2017 unter dem Wert aus dem Jahr 2013. „Auch wenn einige spektakuläre, öffentlichkeitswirksame Fälle im vergangenen Jahr einen anderen Eindruck vermitteln könnten, so ist doch bei Betrachtung der Entwicklung unübersehbar, dass die Menschen in der Stadt Oldenburg und im Landkreis Ammerland in einer eher sicheren Region des Landes leben.”, so Inspektionsleiter Eckhard Wache.
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