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Wochenzeitung DIABOLO:
Alles ist erlaubt
„Open Stage“ im Cadillac17.01.2019
Text | raphael siems
Fotos | saeed Allahdegir
Am Eingang steht eine schwarze Gastrotafel, die die Gäste willkommen heißt. In weißer Handschrift ist darauf der Name „BRUECKEN“ zu lesen. So nennt sich die Band, die am vergangenen Dienstag Abend die „Open Stage“ eröffnet hat. In der Luft dezenter Glühweingeruch; rotes und blaues Scheinwerferlicht. Und pünktlich um 19:30 Uhr der erste Akkord.
Bei den Songs von BRUECKEN wird es teilweise ziemlich düster. Stark verzerrte Gitarren, Schlagzeug und Bass bilden das ganze Instrumentarium. Keine Texte, kein Gesang und selbst in den Pausen nur sehr wenige Ansagen. Die Band hat keine Ambitionen, dies zu ändern, ebenso wenig scheint es aber auch die Zuschauer zu stören. „Macht bitte weiter so“, ist nach dem Konzert einer Stimme aus dem Publikum zu entnehmen, „und bitte auch ohne Gesang“. Tatsächlich schafft es die Formation auch rein instrumental einiges auszudrücken. Laute Passagen mit schweren Riffs, teils in sehr schnellem Tempo bringen eine ganze Menge Gewalt mit sich. Hierüber können sich diejenigen freuen, die Vorlieben für Punk haben, und für all die Subgenres, die sich um ihn herum bewegen. Hinzu kommen jedoch nun die Melodien auf der Gitarre, die von Moll dominiert sind, und somit der Aggressivität ebenso viel Melancholie gegenüberstellen. Die Musiker verzichten also nicht etwa darauf, Emotionen zu vermitteln, sondern lediglich darauf, dafür Worte zu verwenden. Dass es langweilig wird, vermeidet einerseits der experimentelle Charakter – die Halleffekte auf der Gitarre sind teils beinahe überdosiert – andererseits das dynamische Spiel. BRUECKEN gestalten ihre Titel lebendig. Auf die laute, aufdrängende Stelle folgt das ruhige Gegenteil. Es wirkt, als würde das Ensemble einem Drehbuch nachgehen; einer Geschichte anstelle der Songstrukturen von gängiger Popmusik. Nach dem Konzert folgt eine kurze Ansage, sowie anschließend die Spontanität. Die Bühne ist nun frei für alle Gäste, die sich ihr hingezogen fühlen. Und tatsächlich entsteht innerhalb weniger Minuten eine Jamsession, die sich hören lassen kann. „Genau so hab’ ich mir das vorgestellt“, erklärt Sabrina Vogel, die Frau mit der schwarzen Lederjacke und den roten langen Haaren vom Cadillac. Seit Oktober letzten Jahres veranstaltet sie jeden dritten Dienstag im Monat die offene Bühne. Was darauf gemacht wird, sei ihr im Prinzip egal. Ob Metal, Hip Hop, Poetry Slam, ein Witz oder eine Ansage – Hauptsache, die Leute machen etwas Kreatives. Für den ersten Slot können sich Musiker im Voraus per Mail anmelden. Der Rest verläuft auf freiwilliger Basis, unter freiem Eintritt.
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