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DIABOLO Wochenzeitung:
Musik in Zwangsarbeitslagern
Universität: über die Rolle der Musik im sowjetischen Gulag08.05.2019

Text  |  Raphael Siems

Dass in den sowjetischen Zwangsarbeitslagern des Gulag unter der Macht Stalins schlichtweg lebensfeindliche Bedingungen herrschten, braucht nicht erwähnt zu werden. Das belegen bereits die über 2,7 Millionen Todesfälle innerhalb der Lager und der Verbannung. Und doch gelang es vielen Betroffenen, sowohl Lebenswillen als auch Hoffnung nicht aufzugeben. Was sich in dieser Hinsicht als wesentliche Faktoren erwies, waren Kunst und Musik – kulturelle Schätze, zu deren Ausübung auch unter den Inhaftierten viele berufen waren. Für jegliche Fragen darüber, was das im Konkreten bedeuten mag – ob etwa das Singen für die Menschen in Notzuständen eine emotionale Hilfe bot, ob Komponisten ihrer Fähigkeiten wegen besondere Privilegien zukamen, die ihren Mitinsassen nicht gewährt wurden – soll am Montag und Dienstag, den 13. und 14. Mai der Bibliothekssaal der Universität geöffnet werden. Folgende Inhalte stehen bereits fest: Am Montag um 19 Uhr wird der Dokumentarfilm „Die letzten Zeugen des Gulag“ gezeigt, der 2014 von Dr. Dean Cáceres gedreht wurde. In dem Film sprechen Mitglieder der deutschen Lagergemeinschaft Workuta auf persönlicher Ebene über ihre Erfahrungen aus jener Zeit. Cáceres wird selber der Veranstaltung beiwohnen und für Fragen und Diskussion zur Verfügung stehen. Am Dienstag ist ab 18 Uhr Zeit für einen Vortrag von Dr. Inna Klause. Mit ihrem Thema „Musik im Gulag“ hat sich die Forscherin bereits ausführlich in ihrer Dissertation auseinandergesetzt, die 2014 veröffentlicht wurde. Gestützt auf einer Vielzahl an Archivalien und Interviews widmet sich die Autorin verschiedensten Fragen über das Musikleben im Gulag, und dessen Bedeutung für die dortigen Insassen, und schließlich findet ab 20 Uhr ein moderierter Klavierabend statt. Der Pianist und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Jascha Nemtsov interpretiert Stücke von Komponisten, die in Arbeitslagern inhaftiert waren, außerdem Werke, die in nationalsozialistischen Konzentrationslagern entstanden sind. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung für den Klavierabend ist jedoch sinnvoll, unter kadja.groenke@uol.de, Leiterin der Veranstaltung.
Der Klang des Gulag
Mo., 13.5., 19 Uhr, Di., 14.5., 18 Uhr

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