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Zum Überleben zu wenig, zum Sterben zu viel

Ein Kommentar15.12.2020





Text: Thea Drexhage
Foto: Rüdiger Schön
Die Praxis sieht ähnlich grau aus wie das derzeitige Dezemberwetter. Die Betonung dabei liegt auf Dezember, in welchem Gastronomiebetriebe, die keinen Außer-Haus-Verkauf anbieten noch immer geschlossen haben müssen. Von den groß angekündigten Novemberhilfen haben die meisten Gastronomen bisher keinen Cent gesehen und werden auf den Januar vertröstet. Ob und wann die versprochene Hilfe kommt, wie diese zu versteuern ist und welche Gefahr besteht, diesen Batzen Geld am Ende wegen bürokratischen Unsinns doch zurückzahlen zu müssen, stellt für viele ein großes Mysterium da. Grund für die Verzögerung der Auszahlung sei eine fehlende Software zur Abwicklung der Anträge. Dass so ein Programm nötig würde, hätte nach dem ersten Lockdown ja auch niemand unserer scheinbar völlig weltfremden Politiker*innen ahnen können. Wie viele Softwareentwickler könnte man eigentlich mit den neun Milliarden Euro für die Lufthansa bezahlen?
 Statt nun also finanzielle Entlastung zu erfahren, passiert das Gegenteil: die Menschen berichten, der Antrag auf die Novemberhilfen gleiche dem berüchtigten Passierschein A38 und sei nur mit der Hilfe eines Steuerberaters zu bewältigen, welcher, der Finanzfuchs der er eben ist, die Hilfesuchenden tief in die Tasche greifen lässt. Immerhin geht es doch nicht allen in der Krise schlecht.
Es scheint ein schmaler Grat zu sein zwischen Pest und Cholera: während sich die einen wünschen, ihr Geschäft öffnen zu dürfen, um eigene Umsätze zu generieren, da das Warten auf die Novemberhilfen sich bis ins neue Jahr ziehen wird, wünschen sich die anderen eine angeordnete Schließung, um überhaupt Anspruch auf etwaige Hilfen zu haben, statt fortlaufend rote Zahlen zu schreiben. Ganz abseits der finanziellen Belastung, stellen die derzeitigen Probleme auch gewaltige psychische Herausforderungen dar. Die Sorge um die eigene Existenz paart sich mit dem schlechten Gewissen gegenüber der Angestellten, die im besten Fall in Kurzarbeit dürfen und im schlimmsten Fall durch alle Hilfsnetzlücken rutschen. Sicherlich steht die Regierung vor einem von Grund auf neuen Problem, das da Anfang 2020 entstanden ist, doch man sollte meinen, dass die nunmehr 10 Monate sowie die relativ entspannte Sommerzeit genug Möglichkeiten geboten hätten, auch von Grund auf neue Lösungen zu präsentieren. Ideen aus der Bevölkerung gibt es ja genug. Stichwort: bedingungsloses Grundeinkommen.

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