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Wer ist eigentlich...30.08.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
Dinge bewegen, diesen persönlichen Vorsatz hat Klaus Göckler sehr wörtlich genommen, betrachtet man seine heutige Rolle als Geschäftsführer des Carsharing-Unternehmens Cambio in Oldenburg. Nach dem Abitur war die Vorstellung nämlich noch eine etwas andere. Etwas für Umwelt und Tiere zu machen, das war der übergeordnete Plan und ein Biologiestudium in Marburg daher die logische Konsequenz. Seine Diplomarbeit schrieb Klaus Göckler in Brasilien, da es mit der praktischen Tropenökologie in Deutschland jedoch etwas schwierig ist, wurde der berufliche Weg ein anderer. Geboren und aufgewachsen in Siebenbürgen ging es als Spätaussiedler in den Süden Deutschlands, wo er seine Frau kennenlernte. Beruflich führte es das Paar schließlich in den Norden und Göckler somit zu Cambio. Zuerst als Assistenz der Geschäftsführung in Bremen, denn in Oldenburg war das Unternehmen 2002 noch nicht aktiv. Seit 1992 wurde Carsharing in der Stadt vom Verein Stadtteilauto ehrenamtlich organisiert. Nach 10 Jhren wurde in Zusammenarbeit mit Cambio eine GmbH gegründet und Göckler übernahm zunächst einen Tag die Woche die Leitung. Parallel zum Wachstum verschob sich der Stellenanteil ganz nach Oldenburg. Seit zwei Jahren ist er nun Vollzeitgeschäftsführer. Abwegig kommt ihm der Schritt von der Ökologie zum Carsharing jedoch nicht vor: „Ich habe mich anhand meiner Möglichkeiten nach vorn entwickelt und mit dem Carsharing auch etwas gefunden, womit man Dinge bewegen kann.“ Während das Angebot von Cambio in Oldenburg im Vergleich zu anderen Städten überdurchschnittlich gut wächst, sieht Klaus Göckler noch immer Luft nach oben. Die Zusammenarbeit mit der Stadt habe sich über die vergangenen Jahre hervorragend entwickelt, da auf beiden Seiten offen miteinander kommuniziert wird, aber gleichzeitig birgt diese große Herausforderungen. So sieht der Mobilitätsplan von Oldenburg vor, bis zum Jahr 2030 im Stadtgebiet 1090 Carsharing-Fahrzeuge bereitstellen zu können, was ein enormes Wachstum bedeutet. Derzeit gibt es in Oldenburg 93 Cambio-Fahrzeuge, was Klaus Göckler vor große Herausforderungen stellt: „Ambitioniert ist dabei noch untertrieben. Technisch die Autos zu stellen, das ist kein Problem. Aber es muss noch mehr passieren, denn die Nachfrage muss ebenfalls steigen. Die Menschen müssen überzeugt werden, Carsharing zu nutzen. Dazu muss zusätzlich die Infrastruktur der Stadt stimmen. Radwege müssen besser ausgebaut sein, damit die Leute merken, dass sie noch seltener ein eigenes Auto brauchen, aber Fahrzeuge bei Bedarf eben doch durch Carsharing einfach zugänglich sind.“, erklärt Göckler. Dafür muss wiederum die Dichte der Stationen erhöht werden, wofür öffentliche Parkplätze weichen müssen, was nie ganz ohne Gegenwind verläuft. Dazu kommt der Umstieg in die E-Mobilität, der ebenfalls mit Hürden verbunden ist. So können Fahrzeuge während der Ladezeiten nicht vermietet werden und sind somit zeitweise gesperrt und auch die Skepsis der Nutzer*innen bezüglich der Reichweite ist aktuell nicht unerheblich. Antreibende Inspiration findet er dabei unter anderem in den Autorinnen Maja Göpel (“Wir können auch anders”), Claudia Kemfert (“Schockwellen”) und Katja Diehl, die neue Sichtweisen eröffnen. „Katja Diehl fragt in ‚Autorkorrektur‘ zum Beispiel, ob man Autofahren auch mal den Finger in die Wunde, wofür sie sehr angefeindet wird. Vor solchen Menschen, die versucht werden mit allen Mitteln fern von Sachlichkeit klein gemacht zu werden, ziehe ich meinen Hut.“, so Gökkler. Auch abseits des Verkehrs beschäftigen ihn Zukunftsvisionen für eine fairere, nachhaltigere Gemeinschaft: „Ich engagiere mich auch ehrenamtlich, sei es für den Verkehrswandel oder in der Regionalgruppe für Gemeinwohlökonomie. Dabei treffe ich auf viele weitere Menschen, die etwas bewegen wollen. Eine faire, transparente und werteorientierte Wirtschaft wird in der Zukunft zunehmen. Hoffentlich wird auch die öffentliche Hand diesen Weg einschlagen.“ möchte oder ob man Autofahren muss. Dabei legt sie
Gerade aus der Gemeinschaft zieht er dabei die Energie, an zukunftsweisenden Dingen zu arbeiten, die vielleicht nicht immer sofort fruchten. Um dabei nicht die Motivation zu verlieren, ist ein Ausgleich zu Arbeit und Engagement wichtig. Diesen findet er in seiner Familie, mit seiner Frau hat er zwei Töchter und im Sport. So tritt er in diesem Jahr das erste Mal einen Triathlon in olympischer Distanz an. Radfahren und schwimmen, dafür eignet sich der Norden hervorragend. Nur die Alpen fehlen. „Würde es hinter der Weser noch echte Berge geben, dann wäre es hier perfekt.“, scherzt er.

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