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Filme im Kino
MoX Film-Check: „Wo in Paris die Sonne aufgeht” und „Der Waldmacher”06.04.2022
Text Horst E. Wegener
Auch Emilie (Zhang) lebt hier in der Wohnung ihrer an Demenz erkrankten Großmutter – und hat zudem Glück, mietfrei übers Ende des Studiums hinaus bleiben zu dürfen. Da sie nurmehr Gelegenheitsjobs findet, wäre ihr ein zahlender Mitbewohner trotzdem recht. Emilies Wahl fällt auf Camille (Samba), einen jungen Farbigen, den die Arbeit als Lehrer an einem Gymnasium desillusioniert, weshalb er seinen Doktor machen will. Die Tatsache, dass man umgehend Sex miteinander hat, heißt jedoch nicht, dass Camille zu einer längerfristigen Beziehung fähig ist. Während sich Emilie insgeheim genau dies wünscht, zieht ihr Lover schnell weiter. Beginnt nebenher in einer Immobilienagentur zu arbeiten, wo er die Jurastudentin Nora (Merlant) aufreißt. Letztere sieht dem Camgirl Amber Sweet (Beth) zum Verwechseln ähnlich – was der aus der Provinz nach Paris übersiedelten Nora Probleme an der Uni beschert. Da Camille weder den Kontakt zu Nora noch den zu Emilie abreißen lassen will, ist´s vor allem für die in den Möchtegern-Beziehungsreigen eingebetteten Frauen schwierig, ihre Wünsche gemocht, geliebt, verstanden und begehrt zu werden, erfüllt zu bekommen. Vor dem Panorama des unromantischen Hochhausghettos inszeniert Filmemacher Jacques Audiard seine Selbstfindungsbeobachtungen, besetzt klug und verpackt seine Geschichte in stimmige Schwarz-Weiß-Bilder.
D: Lucie Zhang, Makita Samba, Noémie Merlant, Jehnny Beth.
Frankreich ´21: R: Jacques Audiard. Ab 7.4. Wertung: 4 von 5 Sterne
Bild: Neue Visionen Filmverleih
Der Waldmacher
Die Wüsten der Welt breiten sich immer weiter aus. Während man hierzulande fleißig Bäume pflanzt, beschert die um sich greifende Trockenheit andernorts Mensch und Tier längst dramatische Auswirkungen. In der afrikanischen Sahelzone folgte beispielsweise auf eine ab den 1960er Jahren vorangetriebene Politik der Abholzung eine Dürreperiode, die wiederum schlimme Hungersnot in den 70ern und 80ern auslöste. Zum Glück für die Bevölkerung vor Ort kam seinerzeit der australische Landwirt und Experte für Wiederaufforstung Tony Rinaudo in den Niger, um sich mit seiner Familie gut 17 Jahre lang in der Sahelzone anzusiedeln – wo er mitsamt seinem Team die gängigen Praktiken in Forst- und Landwirtschaft hinterfragen mochte, um neue Möglichkeiten auszutesten. Jahrzehnte später kann man sagen: Es ist dem 2018 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Agrarwissenschaftler gelungen, selbst verödetes Wüstengebiet wieder nutzbar zu machen und durch gezielte Aufforstung die Ernteerträge zu steigern.
Zu seinem Besuch der Sahelzone begleitet Filmemacher Volker Schlöndorff den heute 64-Jährigen „Waldmacher“. Portraitiert Rinaudo, unterhält sich mit dessen Weggefährten – und erklärt globale Verbindungen, die die Natur ebenso bestimmen, wie das menschliche Zusammenwirken bei dieser Mammutaufgabe.
Deutschland ´21: R: Volker Schlöndorff.
Ab 7.4. Wertung: 4 von 5 Sterne
Bild: Jean Diouf