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Tonträger aller Art
MoX Soundcheck KW0822.02.2023
Texte: Horst E. Wegener
Ber: Halfway (Vö. 17.2.)
In den USA ist´s wahrlich kein Ding, sich beim Seelenklempner regelmäßig auf die Couch zu legen. Die aus einem Kaff in Minnesota stammende und in England aufgewachsene Rockpop-Röhre Ber favorisierte einen preiswerteren Weg. Ihre autobiografisch durchtränkten Liedtexte dürften dating-affinen, Liebeskummererfahrenen Singles bekannt vorkommen – und halfen Musikerin dabei, das „ghosting“ eines Ex oder die Song-Vorlieben von Tinder-Bekanntschaften besser abhaken zu können. Verpackt in eine hitverdächtig tanzbare Melodie ging schon Bers Debütsingle „Meant to be“ anno ´21 über Nacht viral. Es folgte eine ausgedehnte US-Tour sowie die pandemiebedingt erst jetzt nachgeschobene Debüt-EP „Halfway“; glaubwürdige Texte, zum Abheben schön gesungen.
John Bleck: Until The Rivers Run Dry (VÖ 17.2.)
Dass er Musiker werden wollte, war dem in Cork City geborenen und dort bis heute sesshaften Iren John Blek schon sehr früh klar. Und so mussten ihm seine Eltern eine neue Gitarre als Belohnung versprechen, um den 16-Jährigen wenigstens vorm vorzeitigen Schulabbruch abzuhalten. Ein anschließendes Studium oder eine traditionelle Ausbildung lehnte John dann aber kategorisch ab, verdingte sich lieber als Session-Musiker oder testete solo eigene Kompositionen in Fußgängerzonen aus. Über die Jahre hinweg hat sich der Weltenbummler zum meisterhaften Geschichtenerzähler und virtuosen Fingerstyle-Gitarrist vervollkommnet. Für die hyperromantischen Amerikana-Balladen seines achten Studioalbums scharte der fast 35-Jährige eine siebenköpfige Backgroundband um sich, unterlegt er die traumschönen Folkpop-Songs mit sinnlich-farbenprächtigen Streicherarrangements – stilsicher.
Rhonda: Forever Yours (VÖ 17.2.)
Die pandemiebedingten Einschränkungen und die räumliche Distanz zwischen Sängerin Milo Milone in Los Angeles nebst ihren in Hamburg sowie Bremen lebenden Mitmusikern hat die Neosoul-Truppe Rhonda bei ihrem vierten Album zu kreativen Exkursionen ins Stoner-Rockmilieu und Electronica-Gefilde durchstarten lassen. In den „Forever Yours“-Texten meistert Milo einen Spagat zwischen erfrischender Unbeschwertheit und düsteren Zweifeln, unterlegen ihre german boys dem Gesang prägnante Riffs und eingängige Pop-Refrains – bestens geeignet, um die Frühjahrsmüdigkeit aus den Gliedern zu schütteln.
Signe Marie Rustad: Particles Of Faith (VÖ 17.2.)
Die norwegisch-amerikanische Musikerin Signe Marie Rustad ist mit einer Vorliebe für Pop- und Rockhits der 1980er und 90er Jahre aufgewachsen. Beeinflusst durch Tori Amos oder R.E.M. begann Signe irgendwann damit, eigene Lieder zu schreiben. Und erwies sich darin prompt gut genug, um schon mit ihrem Debütalbum anno 2012 Kritikerlob absahnen zu können. Die Songs auf „Particles of Faith“, ihrem vierten Longplayer, stellen musikalische Schnappschüsse aus Signes Alltag dar. Mal wird die Wichtigkeit betont, an sich selbst zu glauben, dann wieder huldigt man der Liebe zu den Menschen um einen herum – wobei die lebensprallen Weisheiten von Signe mit engelsgleicher Gesangsstimme vorgetragen werden; elegisch-lustvoll.
Me & Ms. Jacobs: On The Run (VÖ. 24.2.)
Die Songs wecken die Erinnerung an hippieske Woodstock-Zeiten, schon allein weil Me & Ms Jacobs sich nicht auf ausschließlich hitradiokonforme Dreiminüter begrenzen lassen. Integriert werden Soul-, Blues-, Rock- und Gipsy-Elemente – wobei über allem die Gesangsstimme von Frontfrau Lina Jacobs schwebt. Deren rauchiges Organ – aufwühlend, hypnotisch – dürfte jedermanns Aufmerksamkeit gewiss sein. Man fühlt sich an Janis Joplins oder Amy Winehouses Stimmgewalt erinnert. Und wir ahnen, was damit gemeint ist, wenn bekräftigt wird, dass die „On the Run“- Songtexte dem Hörer randscharfe Einblicke in Linas lebensprallen Alltag liefern: so viel Mut, so viel Wut – unbedingt hörenswert.